Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Katze, die Domino spielte. Roman.

Die Katze, die Domino spielte. Roman.

Titel: Die Katze, die Domino spielte. Roman. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
Vom Netzwerk:
uns hinfahren.«
    »Stimmt es, daß sie Fremden ablehnend gegenüberstehen?«
    »Normalerweise, ja, aber wir waren immer zurückhaltend und respektierten ihre Privatsphäre. Die Inselbewohner mochten meinen Vater. Er hat mit den Fischern am Seeufer geredet und ihnen Fische abgekauft.«
    Sie verfiel in nachdenkliches Schweigen, und er überließ sie eine Weile ihren Erinnerungen. Plötzlich sagte sie: »Qwill, würden Sie mich Liz nennen? Außer meinem Vater hat mich niemand so genannt. Er war mein bester Freund und der einzige, der mir je wirklich zugehört hat.«
    »Es wäre mir eine Ehre… Liz«, sagte er. »Wie lange ist Ihr Vater schon tot?«
    »Sechs Jahre, und ich fühle mich noch immer einsam. Zu meiner Mutter habe ich kein gutes Verhältnis. William und Ricky sind liebe Brüder, aber sie haben ihre eigenen Familien und ihr eigenes Leben.«
    »Und was ist mit Jack?«
    »Wir verstehen uns nicht«, sagte sie scharf. »Als wir Kinder waren, hat er mich immer traktiert – meinen Puppen einen Schnurrbart aufgemalt und die Seiten meiner Lieblingsbücher zusammengeklebt.«
    »Haben ihm Ihre Eltern das durchgehen lassen?«
    »Mutter hat ihn immer entschuldigt; sie sagte, er sei eben ausgelassen und meine es nicht böse, und Vater – nun ja… Vater hat nie versucht, mit ihr zu streiten. Wissen Sie, Qwill, Jack war ein so hübscher Junge, daß er sich alles erlauben konnte! Jetzt hat er sein gutes Aussehen verloren; daran sind die vielen Partys schuld.«
    »Hat Jack einen Beruf?«
    »Ehemann!« sagte sie giftig. »Er ist schon dreimal geschieden, dabei ist er erst sechsundzwanzig. Mutter sagt, es ist ihr egal, wie viele Frauen er hat, aber warum muß er sie alle gleich heiraten? Es ist wie eine Sucht. Haben Sie schon mal so etwas gehört? In der Familie spricht man nicht darüber, aber ich bin sicher, er hat schon wieder geheiratet und will aus der Ehe heraus. Immer, wenn Jack ein paar Wochen zu Hause verbringt, hat er irgendeinen Hintergedanken. Er war schon mit einer Rocksängerin verheiratet, mit einer Eiskunstläuferin – die war nett – und mit einer italienischen Schauspielerin.«
    »Eines Tages wird er eine Bibliothekarin heiraten, und sie werden glücklich leben bis an ihr seliges Ende«, sagte Qwilleran.
    Liz lachte ein bißchen. »Ich rede die ganze Zeit, Qwill. Erzählen Sie mir von sich. Wo wohnen Sie?«
    »Ich wohne in einer umgebauten Scheune in Pickax City, 3000 Einwohner. Früher habe ich für große Tageszeitungen geschrieben, aber jetzt gibt ein Freund von mir eine kleine Lokalzeitung heraus. Für die schreibe ich jetzt und komme dadurch bis zu einem gewissen Grad mit dem Kleinstadtleben in Kontakt.«
    »Sie wirken glücklich«, sagte Liz mit leisem Neid.
    »Ich bin jetzt ganz zufrieden, glaube ich. Ich habe Freunde, und ich schreibe ein Buch.«
    »Ich bin nicht glücklich«, sagte sie bitter. »Sie hatten recht, als Sie sagten, daß ich eine eigene Wohnung brauche. Wenn ich zu Hause bin, verliere ich meine ganze Energie und meinen Appetit.«
    »Wie erklären Sie sich das?« fragte er sanft, obwohl er es kaum erwarten konnte, die Einzelheiten zu hören. Eines Tages würde er wirklich ein Buch schreiben, und er war immer auf der Suche nach Material.
    »Mutter will mir vorschreiben, wie ich leben soll, sie will meine Freunde aussuchen und meine Entscheidungen treffen. Nach einer gewissen Zeit gibt man… einfach auf…So ist das! Mehr will ich nicht darüber sagen.«
    »Fahren wir nach Dark Village«, sagte Qwilleran.
    Er mietete einen zweirädrigen Wagen, und sie fuhren zum Ostufer; Liz kutschierte. Es war ein langer Kiesstrand, auf dem in regelmäßigen Abständen Picknicktische und Abfalleimer standen. Ein paar Touristen lagen auf Badetüchern in der Sonne, suchten nach Achaten oder teilten ihre Lunchpakete mit streunenden Katzen. Qwilleran sagte: »Ich habe hier überall streunende Katzen gesehen, nur in The Pines nicht.«
    »Nein«, sagte sie traurig. »Sie wissen, daß sie dort nicht erwünscht sind.«
    Nach einer Weile bog ein ausgefahrener Weg nach links ab und tauchte in den Wald ein. Die Stille war fast bedrückend.
    »Dark Village«, flüsterte Liz. »Können Sie seinen Zauber spüren?«
    Die Zweige uralter Bäume bildeten ein dichtes Dach über dem Pfad. Es gab windgepeitschte, zu grotesken Formen verbogene Zedern und knorrige, mit Flechten überzogene Eichen mit Stämmen von eineinhalb Metern Durchmesser. Das Pferd trottete über die Spurrillen, und die Räder des gemieteten Gig

Weitere Kostenlose Bücher