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Die Katze, die Domino spielte. Roman.

Die Katze, die Domino spielte. Roman.

Titel: Die Katze, die Domino spielte. Roman. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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erzählte ihnen das Neueste über ihre ehemalige Schülerin, und sie berichteten von ihrer Urlaubswoche. Was ihnen gefallen hatte, waren die Leute in der Pension, die Sonnenuntergänge, die Droschkenfahrten und die Vorträge im Hotel.
    »Ein Naturschutzbeamter hat uns erzählt, daß diese Insel vor Tausenden Jahren vollkommen von Wasser bedeckt war, mit Ausnahme des Vorgebirges, auf dem der Leuchtturm steht«, sagte die eine, die Naturkunde unterrichtet hatte. »Jetzt ist von dem Feuchtgebiet nur noch das Torfmoor in der Mitte der Insel übrig. Ich hoffe wirklich, daß sie kein Mittel gegen die Moskitos sprühen. Die Insekten, Vögel, Frösche, Schlangen, Schildkröten und alle diese Tiere sind zur Erhaltung des Torfmoores nötig, und das Torfmoor wiederum erhält die Qualität der Luft und des Wassers aufrecht.«
    »Ein Torfmoor«, sagte die andere Schwester, »ist ein rätselhaftes Wunder der Natur. Haben Sie gewußt, daß ein menschlicher Körper, der in einem Moor versinkt, auf ewig vollkommen konserviert bleibt?«
    Alles in allem war die Unterhaltung besser als der Tee, obwohl Qwilleran drei Tassen von dem Zeug trank – nicht, weil es ihm schmeckte, sondern weil es da war. Später, auf dem Heimweg, entwickelte er eine neue Theorie über die verschwundenen Leuchtturmwärter. Zuerst dachte er, daß sie mit Inselkaffee betäubt und dann ins Moor geworfen worden waren. Doch dazu wäre auf Seiten der Inselbewohner ein Motiv erforderlich gewesen, und ein Motiv war das fehlende Teilchen in diesem Puzzle.
    Danach kam er zu dem Schluß, daß die Leuchtturmwärter selbst ins Moor spaziert waren – aber warum alle drei? Und was taten sie im Wald?
    Von der anregenden Wirkung des Tees aus Blättern, Wurzeln, Blumen und Gräsern stimuliert, konstruierte Qwilleran folgendes Szenario: Die Inselbewohner hatten die Leuchtturmwärter mit phantastischen Geschichten über Truhen mit Gold unterhalten, die die Piraten im Sumpfgebiet vergraben hatten, lange bevor die Beadles, Leaches und Lawsons am Ufer gestrandet waren. Die Leuchtturmwärter glaubten die Geschichten. Vielleicht war ihnen langweilig; vielleicht waren sie geldgierig; vielleicht hatten sie zuviel Bier getrunken. Was auch immer der Grund war, in einer mondhellen Nacht schickte der erste Leuchtturmwärter einen seiner Leute hinaus, um die Lage zu erkunden. Der Mann marschierte mit einer Laterne und einer Schaufel davon und kam nicht wieder. Der zweite Mann wurde hinterhergeschickt, um ihn zu suchen. Und schließlich machte sich der erste Leuchtturmwärter selbst auf die Suche nach den anderen beiden, und das Resultat war, daß jetzt am Lighthouse Point eine Bronzeplakette zu Ehren von Trevelyan, Schmidt und Mayfus angebracht ist.
    An jenem Abend spielten die Bewohner der ›Vier Augen‹ wieder Domino, und der Höhepunkt war erreicht, als Koko mit dem Schwanz zu einem prachtvollen Schlag ausholte und ein Dutzend Steine auf den Fußboden warf, so daß Qwilleran das Wort Kidnapping bilden konnte. Ansonsten setzte er nur ganz gewöhnliche Worte zusammen: gefangen, Kraene, liefen (wieder), Lache (wieder), mindernd, Floh, Milben, Fahrrad und Dinner. Gerade als sich Qwilleran zu langweilen begann, konnte er Beadle zusammensetzen, und das brachte ihn auf eine Idee. Er ging die Straße hinauf zu Harriets Café, um sich einen Schokoladeneisbecher zu kaufen und zu sehen, wie sie auf seine Theorie über die Leuchtturmwärter reagierte.
    Es war schon spät, und es waren keine anderen Gäste da. »Nur einen Schokoladeneisbecher«, sagte er zu der Inselbewohnerin, die Serviererin, Kassiererin und Abräumerin in einem war.
    Sobald seine Bestellung an die Küche weitergegeben worden war, kam Harriet durch die Schwingtür. »Ich wußte, daß Sie das sind, Mr. Qwilleran. Möchten Sie lieber heiße Karamellsoße? Ich weiß, daß Sie sie mögen, und ich kann Ihnen welche aufkochen, wenn es ihnen nichts ausmacht, etwas zu warten.«
    »Vielen Dank«, sagte er, »aber Sie sehen müde aus. Setzen Sie sich doch einfach zu mir und trinken Sie eine Tasse Kaffee.«
    Ihr schlichtes Gesicht wirkte abgespannt, und sie ließ die Schultern hängen. »Ja, heute abend bin ich geschafft… Hettie, mach einen Schokoladeneisbecher und bring uns zwei Tassen Kaffee. Dann kannst du heimgehen. Ich mache dann schon sauber. Vielen Dank, daß du länger geblieben bist.«
    Qwilleran sagte: »Die lange Arbeitszeit macht Sie fertig. Warum nehmen Sie sich nicht ab und zu mal frei?«
    »Es liegt nicht so sehr daran«,

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