Die Katze, die für Käse schwärmte
Kinder her und bettelten, wie das so üblich ist, und er hat sie mit einem Stock verscheucht, wie er auch den Hund wegjagt. In derselben Nacht flog ein Ziegel durch das Fenster. Irgendwer hat einen Ziegel von den Eingangsstufen genommen und durch das Fenster geworfen. Ich sag’ nicht, daß es die Kinder waren, aber…« Er zuckte die Achseln.
Da sie gerade über Schäden am Haus sprachen, fragte Qwilleran: »Was ist denn mit diesem fehlenden Stück Zaun passiert? Ist da jemand mit einem Lastwagen durchgefahren?«
Das freundliche Gesicht wandte sich zu dem Loch im Zaun. »Eine Frau wollte ein Stück davon kaufen, also hat der alte Mann es ihr verkauft. Ich weiß nicht, wofür sie es brauchte. Ich mußte es mit meinem Laster liefern, und sie hat mir fünf Dollar gegeben. Das hätte sie nicht tun brauchen, aber es war nett von ihr. Finden Sie nicht, daß das nett war? Ich fand, es war nett, aber der alte Mann hat gesagt, sie hätte mir zehn geben sollen.« Limburgers Helfer nannte seinen Boß nie beim Namen.
»Übrigens, ich bin Jim Qwilleran vom Moose County Dingsbums«. Er hielt ihm die Hand hin. »Ich habe Mr. Limburger über das Hotel interviewt.«
Der Mann wischte sich die Hand an der Hose ab, bevor er Qwilleran die Hand schüttelte. Sein Blick war auf den berühmten Schnurrbart geheftet. »Ich hab’ Ihr Bild in der Zeitung gesehen. Der alte Mann hat die Zeitung nicht gekauft, aber ich lese sie bei Lois. Dort fahre ich zum Frühstücken hin. Es ist immer die gestrige Zeitung, aber das macht nichts. Ich lese sie gern. Gehen Sie auch zu Lois essen? Ihre Pfannkuchen sind fast so gut wie die von meiner Mutter. Kennen Sie meine Mutter?«
Freundlich sagte Qwilleran: »Ich kenne nicht mal Sie. Wie heißen Sie?«
»Aubrey Scotten. Kennen Sie die Fischerei Scotten? Mein Großvater hat das Geschäft gegründet, und dann haben mein Vater und meine Onkel es weitergeführt. Mein Vater ist vor fünf Jahren gestorben. Jetzt führen es meine Brüder. Ich habe vier Brüder. Kennen Sie meine Brüder? Meine Mutter wohnt noch immer auf der Scotten Farm an der Sandpit Road. Sie züchtet Blumen und verkauft sie.«
»Aubrey ist ein schöner, alter schottischer Name.«
»Mir gefällt er nicht. Meine Brüder haben recht schöne Namen – Ross, Skye, Douglas und Blair. Ich habe meine Mutter gefragt, warum sie mir so einen doofen Namen gegeben hat, und sie wußte es nicht. Ihr gefällt er. Ich finde, es ist ein doofer Name. Die Leute können ihn nicht mal richtig schreiben. Man schreibt es A-u-b-r-e-y. In der Schule haben mich die Kinder Big Boy genannt. Das ist nicht so schlecht.«
»Das paßt zu Ihnen«, sagte Qwilleran. »Arbeiten Sie bei Ihren Brüdern?«
»Nein, ich mag diese Arbeit nicht mehr. Ich hab’ ein paar Honigbienen, und ich verkaufe Honig. Nächste Woche fange ich in einem richtigen Job an. Blair hat mir eine Arbeit in der neuen Truthahnfarm besorgt. Als Wartungstechniker. So nennt sich das. Ich brauche nicht ständig dort zu sein. Ich kann mich um meine Bienen kümmern. Die Bienenstöcke sind unten am Fluß. Mögen Sie Bienen? Wenn man sie richtig behandelt, sind sie sehr freundlich. Ich rede mit ihnen, und sie geben mir ‘ne Menge Honig. Es war ein guter Sommer für Honig. Jetzt machen sie sich an die Goldruten und Astern, und sie kümmern sich noch immer um die Brut. Diesen Sommer habe ich die Stöcke wieder beweiselt.«
»Ich bin sicher, die Bienen wissen das zu schätzen.« Es war eine schnoddrige Bemerkung, die seine Unwissenheit verbergen sollte. Qwilleran hatte keine Ahnung, wovon der Mann sprach. Doch er erkannte, daß dies vielleicht ein Thema für ›Qwills Feder‹ war. »Das alles ist sehr interessant, und ich würde gerne mehr über Ihre freundlichen Bienen erfahren. Aber nicht heute; ich habe noch einen Termin. Wie wär’s mit morgen? Ich würde gerne in der Zeitung darüber schreiben.«
Der gesprächige Bienenzüchter war so verblüfft, daß er schwieg.
Auf der Rückfahrt nach Pickax freute Qwilleran sich über seine Entdeckungen: zwei weitere »Originale« für das Buch, das zu schreiben er eines Tages die Zeit finden würde. Beide verdienten es, daß man sich näher mit ihnen befaßte. Der gutherzige junge Mann, dem sein Name nicht gefiel, war zwanghaft gesprächig wie ein einsamer Mensch, der sich nach einem verständnisvollen Zuhörer sehnt. Es war nicht schwer, sich einen komischen Dialog zwischen dem gesprächigen jungen Mann und dem unleidlichen Alten vorzustellen, der mit Worten
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