Die Katze, die für Käse schwärmte
genauso geizig war wie mit Geld. Es war hingegen weitaus schwieriger, sich Aubrey Scotten als Wartungstechniker vorzustellen.
Qwilleran wußte von der Truthahnfarm, die vom Klingenschoen-Fonds finanziert wurde. Sein Freund Nick Bamba war als Geschäftsführer eingestellt worden – mit der Option, die Farm nach zwei Jahren zu kaufen. Er war auf eine Farm in Wisconsin geschickt worden, um sich einzuarbeiten. Zumindest konnte Nick seinen frustrierenden Job im Gefängnis in der Nähe von Mooseville aufgeben. Während die alte Hanstable-Truthahnfarm weiterhin das Gefängnis und die hiesigen Geschäfte mit frischem Truthahn versorgen würde, sollte die neue ›Cold Turkey Farm‹ die Vögel züchten, schockgefrieren und den Markt im Süden unten beliefern.
Inzwischen hatte Nicks Frau, Lori, dem Klingenschoen-Fonds eine Idee unterbreitet, die angenommen worden war, und jetzt würde sie in der Stables Row ein kleines Restaurant eröffnen. Einzelheiten waren noch nicht bekannt.
Qwilleran bewunderte die Energie und den Ehrgeiz des jungen Paares, das drei Kinder hatte und daneben noch neue Herausforderungen annahm. Er bezweifelte jedoch, daß es klug war, Aubrey Scotten als Wartungstechniker in der Cold Turkey Farm einzustellen. Sobald er in die Scheune zurückkam, rief er die Auskunft an, bat um die Nummer des neuen Unternehmens und rief den Geschäftsführer an.
Nach ein paar Höflichkeitsfloskeln sagte Qwilleran: »Nick, ich habe gerade mit einem Mann gesprochen, der sagt, Sie hätten ihn als Wartungstechniker engagiert.«
»Aubrey Scotten? Ja, sind wir nicht Glückspilze?«
»Was meinen Sie?«
»Er ist ein wahres Genie beim Reparieren – egal, was es ist! Kühlanlagen, Maschinen, Autos – alles! Er hat ein gottgegebenes Talent, das ist es.«
»Na so was!« sagte Qwilleran. »Ich bin gelinde gesagt überrascht.«
»Das ist eine lange Geschichte. Ich erzähle sie Ihnen, wenn wir uns sehen«, sagte Nick. »Und was sagen Sie zu Loris Vorhaben?«
»Ich habe noch keine Einzelheiten gehört.«
»Rufen Sie sie an! Rufen Sie sie zu Hause an. Sie wird sich freuen, wenn sie Ihnen davon erzählen kann.«
Als Qwilleran Lori Bamba mit ihren goldenen Haaren kennengelernt hatte, war sie die Leiterin des Postamts von Mooseville gewesen. Dann hatte sie als Sekretärin gearbeitet und später eine Frühstückspension auf der Frühstücksinsel aufgemacht und daneben noch drei Kinder und fünf Katzen versorgt. Und jetzt eröffnete sie ein Restaurant!
»Wie läuft’s?« fragte er sie am Telefon.
»Super! Wir werden nächsten Freitag eröffnen.«
»Wie heißt Ihr Restaurant?«
»Zuerst muß ich Sie etwas fragen. Woran denken Sie bei dem Ausdruck ›mit dem Löffel füttern‹, Qwill?«
»Als Kind krank im Bett liegen.«
»Nun, Sie Neunmalkluger, es bedeutet auch, jemanden zu verwöhnen und zu verhätscheln. Meine Familie liebt alles, was man mit dem Löffel essen kann, also mache ich eine erstklassige Suppenküche auf und nenne sie ›Spoonery‹.«
»Heißt das, Sie servieren nichts als Suppe?«
»Suppen und Eintöpfe – alles, was man mit dem Löffel essen kann. Entweder im Lokal oder zum Mitnehmen. Wie hört sich das an?«
»Riskant! Aber wenn es gut genug für den Klingenschoen-Fonds ist, dann ist es auch gut genug für mich.«
»Es wird Ihnen gefallen! Ich habe Dutzende tolle Rezepte.«
»Nun, ich wünsche Ihnen viel Glück, und ich werde Ihr erster Gast sein. Aber servieren Sie mir bloß keinen Kohlrübeneintopf und keine Pastinaksuppe!«
Koko war an jenem Nachmittag nervös. Zuerst entfernte er sich mittags, als es den gewohnten Leckerbissen gab, von seiner Futterschüssel; dann machte er Yum Yum verrückt, indem er ihr auflauerte, sich auf sie stürzte und sie die Sparren hinaufjagte; und er warf etliche Bücher von den Bücherregalen. Als er am Türgriff der Besenkammer zu rütteln begann, kapierte Qwilleran. Sobald die Tür offen war, sprang Koko hinein und setzte sich auf den Katzentragekorb.
»Du Schlingel!« sagte Qwilleran. »Du willst dich auf dem Betonboden wälzen!«
Im Sommer war er mit den Katzen einige Male in die Hütte am See gefahren, wo ihr größtes Vergnügen darin bestand, sich auf dem Betonfußboden der fliegengitterbespannten Veranda zu wälzen. Total verzückt wanden sie sich hin und her und wälzten sich von einer Seite auf die andere. Qwilleran verstand ihre Begeisterung nicht, doch er gab ihren Launen stets nach. Bald darauf waren sie auf dem Weg zu der Blockhütte, die Teil des
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