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Die Katze, die für Käse schwärmte

Die Katze, die für Käse schwärmte

Titel: Die Katze, die für Käse schwärmte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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Sie, ich trage Ihren Stuhl.« Er lief die restlichen Stufen hinunter. »Und wie heißen Sie?«
    Sie zögerte… »Sagen Sie Onoosh zu mir.«
    »In diesem Fall sagen Sie Qwill zu mir«, erwiderte er herzlich.
    Zum ersten Mal lächelte sie. Nach Hollywood-Maßstäben war sie zwar keine Schönheit, aber ihr olivfarbener Teint leuchtete, und ihr Gesicht strahlte. Gleichzeitig blies ein Windstoß das dunkle Haar von ihrer linken Wange, und er sah vor ihrem Ohr eine lange Narbe. Sie stopfte Bücher und andere Habseligkeiten in eine Reisetasche, und Qwilleran griff danach.
    »Gestatten Sie.«
    Als sie am Gipfel der Düne ankamen und vor der Blockhütte mit dem steinernen Rauchfang standen, rief sie: »Schön! Ist sehr alt?« Sie sprach es s-c-h-e-e-n aus.
    »Wahrscheinlich siebzig oder achtzig Jahre alt.« Er führte sie auf die fliegengitterumspannte Veranda. »Setzen Sie sich und genießen Sie die Aussicht, und entschuldigen Sie mich einen Augenblick. Ich muß die Sachen aus dem Auto holen und meine zwei Gefährten hereinbringen. Mögen Sie Katzen?«
    »Alle Tiere liebe ich!« Ihr Gesicht glühte wieder vor Freude.
    Sie war vielleicht Mitte Dreißig, dachte er, als er zum Auto ging. Sie mochte aus dem Nahen Osten stammen. Vielleicht hatte sie in Frankreich gelebt. Ihr schwarzer Hosenanzug war alles andere als Trauerkleidung; er hatte einen gewissen Pariser Chic.
    Er servierte den Apfelwein und fragte beiläufig: »Machen Sie hier Urlaub?«
    »Ja, aber auch nein«, antwortete sie kryptisch. »Ich suche Wohnung. Ich möchte in Restaurant kochen.«
    »Wo wohnen Sie?«
    »Hotel in Pickax.«
    »Sind Sie schon lange da?«
    »Zwei Wochen. Leute sehr nett. Mann an Rezeption gibt mir großes Zimmer nach vorne. Sehr schön. Ich rede mit Küchenchef. Ich sage ihm, wie man Gemüse kocht. Er versucht, aber… nicht gut.«
    »Ja, wir haben hier freundliche Menschen. Wie sind Sie auf Moose County gekommen? Es liegt ziemlich abseits, und nur wenige Menschen wissen, daß es existiert.«
    Schüchtern erklärte sie: »Ich verbringen meine Flitterwochen hier – vor langer Zeit. War schön.«
    »Flitterwochen sind immer schön«, sagte Qwilleran. »Also ist Ihr Mann nicht mehr bei Ihnen?« Er fand, das war eine gute Formulierung einer neugierigen Frage.
    Sie schüttelte den Kopf, und ihr Gesicht verdunkelte sich, doch bald darauf hellte es sich wieder auf. Die Katzen, die sich auf dem Betonfußboden der hinteren Veranda gewälzt und gewunden hatten, kamen jetzt, um die Fremde zu inspizieren und ihre Billigung in Form einer Duftmarke auf ihren Knöcheln zu hinterlassen. »S-c-h-e-e-n!« sagte sie.
    »Menschen, die Kochbücher lesen, mögen sie besonders gern.«
    »Ah! Ich lerne kochen sehr jung, aber etwas mehr ist immer zu lernen.«
    »Was halten Sie von dem Essen in unseren hiesigen Restaurants?«
    Sie sah ihn unter ihren Haaren von der Seite an. »Ist nicht allzu gut.«
    »Da bin ich Ihrer Meinung, aber wir versuchen, das zu ändern.«
    Ihr Gesicht leuchtete auf, und sie sagte: »Restaurant mit Mittelmeerküche – sehr gut hier, glaube ich.«
    »Sie meinen gefüllte Weinblätter und Tabuleh und solche Sachen? Als ich im Süden unten gelebt habe, bin ich sehr oft in arabische Restaurants gegangen. Wir haben immer nach Fleischbällchen in kleinen grünen Kimonos gefragt.«
    »Sehr gut«, sagte sie. »Ich mache Fleischbällchen in kleinen grünen Kimonos.« Sie wies mit einer Handbewegung auf das Blättergewirr auf der Düne. »Wilde Weinblätter Sie haben im Wald. Sehr gut frisch. In Konserven, nicht so gut.« Unsicher verstummte sie. »Haben Sie Küche? Ich fülle Fleischbällchen für Sie.«
    Qwilleran lief das Wasser im Mund zusammen. »Ich habe Küche, und ich habe Salz und Pfeffer, und ich fahre in Stadt und kaufe alles, was Sie brauchen.« Ohne sie verspotten zu wollen, imitierte er ihre ungezwungene Art, mit Fürwörtern, Zeitwörtern und Adverbien umzugehen.
    »Ist zu viel Mühe«, protestierte sie.
    »Überhaupt nicht! Sagen Sie mir, was ich kaufen soll.«
    Sie sagte ihm eine ganze Liste: gehacktes Lammfleisch, Reis, Zwiebel, Zitrone, frische Minze. »Ich pflücke kleine junge Blätter – koche fünf Minuten – fertig, wenn Sie zurückkommen.«
    Bevor Qwilleran ging, sah er nach den Katzen. Sie lagen auf dem Gästebett und schliefen. Wenn Koko so dringend zur Hütte hatte fahren wollen, warum hatte er sich dann bloß fünf Minuten auf dem Betonfußboden gewälzt und schlief den restlichen Nachmittag? Katzen waren unberechenbar

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