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Die Katze, die für Käse schwärmte

Die Katze, die für Käse schwärmte

Titel: Die Katze, die für Käse schwärmte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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Qwilleran diplomatisch. »In letzter Zeit habe ich dort eine gutaussehende Frau gesehen, ganz in Schwarz gekleidet. Ist das Ihre neue Geschäftsführerin?«
    »Kenne sie nicht.« Limburger rieb sich wieder die Nase.
    Qwilleran hatte eine unauffällige Methode, Fragen zu stellen, die harmlos wirkten, aber einen unkooperativen Interviewpartner zum Reden brachten. »Speisen Sie häufig im Hotel? Es heißt, das Essen ist sehr gut, besonders, seit Sie diesen Küchenchef aus Fall River engagiert haben. Die ganze Stadt spricht von seiner Hühnerragout-Pastete.«
    Der alte Mann verlor die Geduld mit dem neugierigen Journalisten und schaukelte heftig hin und her. Kurz angebunden antwortete er: »Ich koche mein Essen selbst.«
    »Wirklich?« rief Qwilleran in gespielter Bewunderung. »Ich beneide jeden Mann, der kochen kann. Was für Gerichte?«
    »Wurst… Schnitzel… Suppe.«
    »Gestatten Sie mir eine persönliche Frage, Mr. Limburger? Wer wird das Hotel und dieses prächtige Haus bekommen, wenn Sie… den Löffel abgeben, wie Sie es nennen?«
    »Geht Sie nichts an.«
    Qwilleran konnte nur mit Mühe seine Belustigung verbergen. Das ganze Interview ähnelte einem Sketch aus vergangenen Varietezeiten. Als er sich abwandte, um wieder eine ernste Miene aufzusetzen und sich eine weitere Frage zu überlegen, sah er einen großen rotbraunen Hund den Ziegelweg heraufkommen. »Ist das Ihr Hund?« fragte er.
    Als Antwort schrie der alte Mann mit seiner brüchigen Stimme: »Verschwinde von hier!« Gleichzeitig griff er nach einem Stein auf dem Geländer und schleuderte ihn nach dem Tier. Er verfehlte es. Der Hund sah den Stein neugierig an. Als er merkte, daß er nichts Eßbares war, kam er näher. »Elender Köter!« Limburger griff nach einem Stock, der zu seinen Füßen lag und rappelte sich mühsam auf. Mit einer Hand den Stock schwingend, in der anderen einen Stein, begann er die Ziegeltreppe hinunterzusteigen.
    »Vorsicht!« rief Qwilleran und sprang auf.
    Der zornige Hausbesitzer stieg mit dem linken Bein zuerst, eine Stufe nach der anderen die Treppe hinunter und schrie dabei die ganze Zeit: »Arrrrrgh! Verschwinde von hier! Dreckiges Vieh!« Mitten auf der Treppe stolperte er und fiel auf den Ziegelweg.
    Qwilleran stürzte zu ihm. »Mr. Limburger! Mr. Limburger! Sind Sie verletzt? Ich hole Hilfe. Wo ist Ihr Telefon?«
    Der Alte stöhnte und schlug wild mit den Armen um sich. »Holen Sie den Mann! Holen Sie den Mann!« Er deutete matt auf die Eingangstür.
    Mit zwei Sätzen sprang Qwilleran auf die Veranda und rief: »Hilfe! Hilfe!«
    Fast augenblicklich öffnete sich die Tür, und ein großer, dicker Mann in Arbeitskleidung stand vor ihm; er wirkte überrascht, aber nicht besorgt.
    »Rufen Sie den Notarzt! Er ist verletzt! Rufen Sie den Notarzt!« schrie Qwilleran ihn an, als wäre er taub.
    Binnen kurzer Zeit waren die Sanitäter da und nahmen die Sache in die Hand; sie brachten den alten Mann in einem Krankenwagen weg. Qwilleran wandte sich an den Dicken. »Sind Sie ein Verwandter?«
    Er antwortete mit einer hohen, etwas quietschenden Stimme, die überhaupt nicht zu einem Mann von seiner Größe paßte. Er hätte ein Ringer oder ein Football-Spieler sein können. Auch sein Haar paßte nicht zu ihm: es war lang und vorzeitig weiß geworden. Mit seinem Journalistenblick registrierte Qwilleran noch andere Einzelheiten: etwa dreißig Jahre alt… weiches, pausbäckiges Gesicht… langsame Bewegungen… unnatürlich ruhig, als wäre er ständig benommen. Er war ein ebenso exzentrischer Typ wie Limburger.
    Der Helfer sagte: »Ich bin kein Verwandter. Ich wohne bloß in der Gegend. Ich kümmere mich ein bißchen um den alten Mann. Er ist nicht mehr der Jüngste, also passe ich auf ihn auf. Macht ja sonst niemand. Ich fahre ins Geschäft und kaufe ein, was er braucht. Er fährt nicht mehr Auto. Sie lassen ihn nicht mehr. Das ist schlimm, wenn man so weit außerhalb wohnt wie er. Er ist immer schlecht gelaunt, aber auf mich ist er nie wütend. Er wird wütend über den Hund, der herkommt und den Gehsteig beschmutzt. Ich hab’ ihm gesagt, er wird mal die Treppe hinunterfallen, wenn sie nicht repariert wird. Ich hätte sie reparieren können, wenn er ein bißchen Geld für Mörtel und ein paar Ziegel ausgegeben hätte. Dafür hätte man bloß ungefähr zehn neue Ziegel gebraucht.«
    Fasziniert lauschte Qwilleran dem Wortschwall, mit dem seine einfache Frage beantwortet wurde.
    Der Mann fuhr fort: »Letztes Halloween kamen ein paar

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