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Die Katze, die für Käse schwärmte

Die Katze, die für Käse schwärmte

Titel: Die Katze, die für Käse schwärmte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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gehört, Sie haben das Museum verlassen. Sie sehen aus, als wollten Sie zu einem Kostümfest gehen!« Er trug schmuddelige Jeans, Arbeitsstiefel und eine Farmermütze. Außerdem hatte er sich einen Vollbart wachsen lassen.
    »Ja, ich arbeite mich langsam hinauf«, sagte der junge Mann. »Vom Hotelangestellten… zum Museumsdirektor… und dann zum Ziegenzüchter! Ich bin froh, daß ich nicht hier gearbeitet habe, als das Hotel explodiert ist.«
    »Ja, aber was bedeutet das mit dem Ziegenzuchten?«
    »Kristi hat eine neue Herde aufgebaut, und ich habe ihr geholfen, die Antiquitäten ihrer Mutter zu verkaufen. Mit dem Erlös konnte sie im Haus und auf der Farm ein paar bedeutende Verbesserungen vornehmen, und so habe ich bei ihr angefangen.«
    »Haben Sie gelernt, wie man Ziegen melkt?«
    »Ob Sie es glauben oder nicht, ich mache den Käse. Ich bin auf eine Farm in Wisconsin gegangen und habe an einem Kurs teilgenommen. Das neue Käsegeschäft in der Stables Row verkauft unsere Produkte. Vielleicht haben Sie unser Etikett gesehen: Lattenzaun-Farm. Wir haben den alten weißen Zaun abgerissen, und ich habe aus gespaltenen Latten selbst einen gebaut.«
    »Ich habe nicht nur Ihr Etikett gesehen, ich habe auch Ihren Käse gekauft«, sagte Qwilleran. »Ich habe den Feta und den Pfefferkäse probiert. Schmecken toll! Diese Käserei würde ich mir gerne einmal anschauen; vielleicht könnte ich ja darüber schreiben.«
    »Klar! Super! Jederzeit!«
    Qwilleran schlug den folgenden Nachmittag vor. »Das heißt, wenn es Ihnen nichts ausmacht, sonntags zu arbeiten.«
    »Im Ziegengeschäft gibt es keine freien Tage, Qwill.« Mitch warf einen Blick auf das Hotel. »Aber es ist ungefährlicher, als im Pickax Hotel zu arbeiten… Bis dann!«
    Qwilleran ging weiter zu Franklins Blumengeschäft. Es befand sich gegenüber dem Hotel und neben Exbridge & Cobb, Exquisite Antiquitäten. Susan Exbridge paßte perfekt in ihren noblen Laden. Sie sammelte georgianisches Silber, gewann im Country Club Bridgeturniere, erhielt Unterhaltszahlungen von einem reichen Bauunternehmer und kaufte ihre Kleider in Chicago. Als Qwilleran vorbeikam, stand sie auf dem Gehsteig und sah sich kritisch ein Schaufenster an, das sie gerade dekoriert hatte.
    Er schlich sich von hinten an und sagte mit verstellter Stimme: »Im Teppich ist eine Falte, und der Lampenschirm ist schief.«
    Sie sah sein Spiegelbild im Schaufenster und drehte sich rasch um. »Liebster! Wo waren Sie den ganzen Sommer? Hier in der Stadt war es trostlos ohne Sie?« Als etwas extravaganteres Mitglied des Theaterclubs war sie übertrieben theatralisch.
    »Es war in vieler Hinsicht ein hektischer Sommer«, erklärte er.
    »Ich weiß. Wie geht es Polly?« Die beiden Frauen waren nicht unbedingt befreundet, aber sie hielten sich an die Gesetze der Höflichkeit, wie das in einer Kleinstadt erwartet wird.
    »Jeden Tag ein wenig besser. Wir müssen eine Bleibe für sie finden. Ihre Wohnung wird vom College vereinnahmt. Jetzt wohnt sie vorübergehend bei ihrer Schwägerin.«
    »Warum wollen Sie und Polly…?« begann sie.
    »Unsere Katzen passen nicht zusammen«, unterbrach er sie; er wußte genau, was sie vorschlagen wollte.
    Sie sprachen über Indian Village, einen Wohnhauskomplex mit Eigentumswohnungen am Ittibittiwassee River. Es gab dort Naturpfade, am Fluß wimmelte es von Enten, der Wald war von Vogelgezwitscher erfüllt.
    »Das Quaken und Zwitschern macht mich manchmal ganz verrückt«, sagte Susan, »aber Polly würde es gefallen.« In ihrer Bemerkung lag ein Hauch Snobismus. In Indian Village gingen die Bridgespieler niemals Vögel beobachten, und die Vogelbeobachter spielten niemals Bridge. Eines Tages, dachte Qwilleran, würde er eine Kolumne über die Cliquen in Moose County schreiben. Dann würde er vielleicht ein paar Freunde verlieren, aber ein Kolumnist hatte nun mal die Pflicht, die Menschen ab und zu richtig aufzurütteln.
    Susan öffnete die Eingangstür. »Kommen Sie herein und sehen Sie sich meinen neuen Anbau an.«
    Der Laden blitzte stets vor auf Hochglanz poliertem Mahagoni und glänzendem Messing, doch jetzt führte ein Durchgang in einen neuen Raum mit Antiquitäten der verstaubten, verwitterten, volkstümlichen Art.
    »Erkennen Sie ein paar dieser primitiven Sachen?« fragte sie. »Sie stammen aus Iris Cobbs persönlicher Sammlung, und ich hatte nie einen Platz, wo ich sie ausstellen konnte, bis das Geschäft nebenan frei wurde. Ich habe die Hälfte davon gemietet, und

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