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Die Katze, die für Käse schwärmte

Die Katze, die für Käse schwärmte

Titel: Die Katze, die für Käse schwärmte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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Sie die Chrysanthemen so an? Hat Ihr Boß zu viele gekauft? Oder verdient er an den Chrysanthemen mehr?«
    Sie kicherte. »Ach, Mr. Qwilleran, Sie sind so witzig. Die meisten Leute mögen Chrysanthemen, weil sie länger halten, und wir haben jetzt eine neue Farbe.« Sie zeigte ihm einen dunkelroten Strauß. »Sie heißt ›Erlesenes Burgunderrot.‹«
    »Sie sieht aus wie getrocknetes Blut«, sagte er. »Geben Sie mir nur einen Strauß Gänseblümchen ohne dieses feine Grünzeug, das ständig über den ganzen Boden verstreut ist.«
    »Sie wollen nichts Grünes?« fragte sie ungläubig.
    »Nichts Grünes, keine Schleifen, keine Luftballons.« Als er sich erfolgreich behauptet hatte, wurde er milder und sagte in freundlichem Tonfall: »Sie hatten ja gestern gegenüber eine ziemliche Aufregung.«
    Sie verdrehte ihre ausdrucksvollen blauen Augen. »Ich war vor Angst wie gelähmt! Ich dachte, es sei ein Erdbeben. Mein Chef war im Hinterzimmer und bereitete Sachen für eine Beerdigung vor, und er hatte genausoviel Angst wie ich.« Dann flüsterte sie, obwohl niemand anderer im Geschäft war: »Die Polizei war hier und hat Fragen gestellt. Der Mann, der die Bombe gelegt hat, hat bei uns Blumen gekauft.«
    »Haben Sie ihn gesehen?«
    »Nein. Ich war im Hinterzimmer und habe Blumen für eine Hochzeit vorbereitet. Mr. Pickett hat ihn bedient. Er hat Chrysanthemen in dieser neuen Farbe gekauft.«
    »Nun, sagen Sie Ihrem Boß, er soll sich einen größeren Vorrat der erlesenen burgunderroten Chrysanthemen zulegen. Wenn die Leute erfahren, daß der Bombenleger sie gekauft hat, werden sie sie ihm aus der Hand reißen. Fragen Sie mich nicht, warum. Es ist eine Art Massenhysterie.«
    Mit einiger Verspätung – wegen des verschütteten Honigs, der uneingeplanten Gespräche mit Bekannten auf der Main Street und der Antiquitäten, die er gekauft hatte – schnitt Qwilleran den Katzen rasch etwas Corned beef klein. Das salzige Fleisch schien ihnen ganz besonders zu munden. Dann inspizierten sie den Käsekorb, der auf dem Couchtisch stand und dessen loses Geflecht sich auf der weißen Oberfläche als scharfes Linienmuster abzeichnete.
    »Dieser Korb wird nicht angeknabbert!« ermahnte sie Qwilleran. »Er hat Mrs. Cobb gehört. Ihr erinnert euch doch an Mrs. Cobb. Sie hat für euch Hackbraten gemacht. Deshalb müßt ihr euch ihrem Korb gegenüber respektvoll benehmen.«
    Koko schnupperte daran und ging dann mit der gelangweilten Haltung einer Katze davon, die in ihrem Leben schon bessere Körbe abgeschnüffelt hat. Yum Yum hingegen probierte die Größe aus und stellte fest, daß sie perfekt paßte. Sie rollte sich darin zusammen und legte das Kinn auf den Rand – ein Bild der Zufriedenheit.
    Qwilleran fuhr zur Zuckerbäcker-Straße, wo er eine ausgehbereite, aber ängstlich besorgte Polly antraf. »Ich weiß, es ist dumm, so zu empfinden, aber so ist es nun mal«, sagte sie entschuldigend.
    »Nach einer Runde um den Block wirst du gleich noch eine zweite machen wollen«, prophezeite er. Er überreichte ihr die Blumen.
    »Gänseblümchen!« rief sie. »Das sind die lächelnden Gesichter der Natur! Ihr Anblick stimmt mich immer fröhlich. Ich danke dir, Lieber.« Sie stellte sie ohne große Umstände in eine eckige, gedrungene Vase aus dickem grünem Glas, durch das man die kreuz und quer stehenden Stengel sah. »Gänseblümchen arrangieren sich selbst. Man sollte sich erst gar keine große Mühe geben.«
    Qwilleran bemerkte einen großen Topf mit Chrysanthemen im Vorraum. »Ungewöhnliche Farbe«, meinte er.
    »Sie heißt ›erlesenes Burgunderrot‹. Dr. Prelligate hat sie geschickt. Ist das nicht aufmerksam?«
    Er schnaubte in seinen Schnurrbart. Bei früheren Gelegenheiten hatte ihn Polly bereits als gutaussehend, charmant und intellektuell bezeichnet; jetzt war er also auch noch aufmerksam. Offensichtlich versuchte er, Polly davon abzubringen, aus ihrer Wohnung auf dem Collegegelände auszuziehen, um so mehr Grund, warum sie nach Indian Village ziehen sollte.
    Hand in Hand gingen sie langsam die Straße entlang. Sie sagte: »Du weißt, daß uns die Nachbarn beobachten und Gerüchte verbreiten werden. Wenn man in Pickax in aller Öffentlichkeit Händchen hält, kommt das praktisch einer Verlobung gleich.«
    »Gut!« sagte Qwilleran. »Dann denken sie wenigstens mal an etwas anderes als an diesen Bombenanschlag im Hotel.« Für die Unterhaltung war vornehmlich er zuständig, während sie sich auf die richtige Atmung und Körperhaltung

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