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Die Katze, die für Käse schwärmte

Die Katze, die für Käse schwärmte

Titel: Die Katze, die für Käse schwärmte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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Franklin Pickett hat die andere Hälfte übernommen. Also, ehrlich, der Mann ist unmöglich! Ständig will er sich kleine Antiquitäten für sein Schaufenster ausleihen, aber er bietet mir nie ein paar Blumen für mein Geschäft an.«
    Im Durchgang stand auf einer Staffelei ein rustikales Schild mit der Aufschrift: IRIS-ROBB-SAMMLUNG. Qwilleran sah einen Kiefernholzschrank, etliche Melkschemel, Bänke, deren Sitzflächen aus halben Baumstämmen bestanden, schmiedeeiserne Geräte zum Kochen an offenen Feuerstellen, eine alte Schulbank, ein paar Kreisel und einen verblichenen tamburierten Teppich mit dämlich dreinschauenden Farmtieren um den Rand. Er nahm einen grobgeflochtenen Korb, in dem große, sechseckige Löcher waren. Er hatte senkrechte Seitenwände und etwa dreißig Zentimeter Durchmesser. Er fragte, was die großen Löcher sollten.
    »Das ist ein Käsekorb«, erklärte Susan. »Den hat man mit einem Leinentuch ausgelegt, Quark eingefüllt und abtropfen lassen. Er gehörte einer französisch-kanadischen Familie, die in der Nähe von Trawnto Beach lebte. Sie ist 1870 bei einem Schiffbruch hier gestrandet und beschloß, hierzubleiben. Sie hatten Milchkühe und stellten ihren eigenen Käse her, bis das Farmhaus im Jahr 1911 bei einem Brand zerstört wurde. Den Käsekorb und den Teppich konnte die Tochter retten und bewahrte beides auf, bis sie im Alter von fünfundneunzig Jahren starb.«
    Qwilleran warf ihr einen steinernen Blick zu. »Sie sollten Romane schreiben, Susan.«
    »Es ist jedes Wort wahr! Iris hat die Herkunft auf der Katalogkarte notiert.«
    Qwilleran zuckte die Achseln und entschuldigte sich im Geist bei der verstorbenen Iris Cobb. Sie war eine Expertin für Antiquitäten gewesen, eine wunderbare Köchin und eine warmherzige Freundin, aber er hatte sie schon immer im Verdacht gehabt, die Herkunft der Dinge, die sie verkaufte, frei zu erfinden. »Und was ist das?« fragte er und zeigte auf eine verwitterte Holztruhe mit Eisenbeschlägen.
    »Eine alte Seemannstruhe«, antwortete Susan geschliffen, »von einem Dachboden in Brrr. Sie wurde nach einem Schiffbruch im Jahr 1892 an Land gespült; man nimmt an, daß sie einst einem schottischen Matrosen gehörte.«
    »Na ja«, sagte Qwilleran skeptisch, »und in der Truhe war ein Holzbein, von dem man annahm, daß es Long John Silver gehört hat. Wieviel verlangen Sie für den Käsekorb und die Truhe? Und sind sie ohne Herkunft billiger?«
    »Sie sprechen wie ein erfahrener Antiquitätensammler«, sagte sie. »Weil Sie ein alter Freund der lieben Iris sind, gebe ich Ihnen zehn Prozent Rabatt. Sie hätte es so gewollt.«
    Qwilleran bedankte sich brummend und stellte einen Scheck aus. Er dachte, daß ihm die liebe Iris sicher zwanzig Prozent gegeben hätte. Er sagte: »Ihr persönliches Kochbuch ist wohl nicht aufgetaucht, oder?«
    »Ich wünschte, es wäre aufgetaucht! Ich habe Kunden, die würden ihr Haus verpfänden, um es zu kaufen! Das Buch war in einem fürchterlichen Zustand, aber ihre Rezepte waren unbezahlbar. Sie hat es in dieser alten Schulbank aufbewahrt, aber als ich den Nachlaß schätzen lassen wollte, war es verschwunden.«
    »Wie Sie sich vielleicht erinnern, hat sie es mir hinterlassen – ein Scherz, wie ich annehme, weil sie wußte, daß ich nicht kochen kann und es auch nie lernen werde.«
    »Ich sage das nicht gerne«, meinte Susan, »aber ich glaube, einer der freiwilligen Mitarbeiter des Museums hat es genommen. Es gab ja fünfundsiebzig – für die Instandhaltung, die Sicherheit, den Empfang, die Katalogisierung, und so weiter. Mitch Ogilvie war damals Museumsdirektor, und er hat im Mitarbeiter-Rundschreiben um die Rückgabe des Kochbuchs gebeten und versprochen, daß keine Fragen gestellt würden. Es gab keine Reaktion… Qwill, ich sage meinem Arbeiter, er soll Ihnen die Seemannstruhe mit Öl einreiben und sie Ihnen dann in die Scheune liefern.«
    Mit seinem Käsekorb ging Qwilleran zum Blumenhändler nebenan, wo er sich durch ein Labyrinth aus Grußkarten, Stofftieren, Luftballons, Konfekt und verzierten Trinkbechern kämpfen mußte, bis er bei den Schnittblumen angelangt war.
    »Hallo, Mr. Qwilleran«, sagte eine junge Verkäuferin mit langen, seidigen Haaren und großen blauen Augen. »Wieder Gänseblümchen? Oder wollen Sie zur Abwechslung mal Chrysanthemen?«
    »Mrs. Duncan hat eine ausgeprägte Leidenschaft für Gänseblümchen und hegt eine unüberwindliche Abneigung gegen Chrysanthemen«, sagte er streng. »Warum preisen

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