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Die Katze, die für Käse schwärmte

Die Katze, die für Käse schwärmte

Titel: Die Katze, die für Käse schwärmte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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vergossener Honig gemischt mit Glasscherben. Nachdem Qwilleran diese profunde Erkenntnis gewonnen hatte, benachrichtigte er Mrs. Toodle, und sie rief einen ihrer Enkelsöhne. Zu dritt marschierten sie im Gänsemarsch zum Schauplatz des Unglücks, wobei sich Qwilleran überschwenglich entschuldigte und Mrs. Toodle ihm dankte, daß er es ihr gesagt hatte. Der junge Toodle fand die Situation zum Lachen; es war fast so lustig wie damals, als er einen Karton Eier hatte fallen lassen.
    »Du mußt jeden noch so kleinen Splitter wegwischen«, ermahnte ihn seine Großmutter. »Wenn ein Hund kommt und die Stelle abschleckt, könnte er sich in die Zunge schneiden.« Als sie sich umgedreht hatte, drückte Qwilleran dem jungen Mann ein großzügiges Trinkgeld in die Hand. »Das ist nicht nötig«, sagte die ältere Dame; nach all den Jahren, in denen sie den Supermarkt führte, hatte sie die Fähigkeit entwickelt, zu sehen, was hinter ihrem Rücken vorging.
    In der Delikatessenabteilung kaufte er Corned beef – genug für das Abendessen der Katzen und einen kleinen nächtlichen Imbiß für sich selbst. Dann fuhr er ins Stadtzentrum, um Blumen für Polly zu kaufen. Um fünf Uhr würde sie ihren ersten Spaziergang seit ihrer Operation unternehmen. Er parkte den Wagen auf dem öffentlichen Parkplatz und ging zu Fuß zum Blumengeschäft.
    Das Stadtzentrum von Pickax war drei Häuserblocks lang und bestand aus den unterschiedlichsten Steinhäusern: es gab große, kleine, imposante, malerische, prunkvolle und primitive. Alle stammten aus der Zeit, als der Bezirk für seine Steinbrüche berühmt war. Zusammen mit dem steinernen Straßenpflaster gaben sie der Stadt ihren Beinahmen: Steinerne Stadt. Ein englisches Cottage, die Bastille, Stonehenge und eine schottische Burg standen einträchtig nebeneinander. Für Qwilleran war die Main Street sozusagen der Informations-Highway – Freunde und Bekannte blieben stehen, um ihm den letzten Skandal, das neueste Gerücht oder einen neuen Witz zu erzählen.
    Heute traf er auf Whannell. MacWhannell, den Buchhalter. Big Mac, ein stämmiger Schotte, grüßte Qwilleran mit »Aye! Es geht ein Gerücht um, daß der kühne Herr Mackintosh einen Kilt bestellt hat, maßgeschneidert! Sie können ihn beim schottischen Abend im Vereinshaus und bei den Highland-Spielen in Lockmaster tragen.«
    »Das heißt, wenn ich kühn genug bin, ihn überhaupt zu tragen. Es soll eine Überraschung für Polly werden, also verbreiten Sie dieses Gerücht nicht.« Obwohl seine Mutter eine Mackintosh war, und obwohl er im Gedenken an sie dem Clan beigetreten war, hatte Qwilleran Bedenken, sich in der Öffentlichkeit in einem Kilt zu zeigen.
    Die beiden Männer standen am Gehsteig und sahen bestürzt auf die mit Brettern vernagelten Fenster des Hotels auf der anderen Straßenseite. »Wirklich ein Jammer!« meinte der Buchhalter. »Es war kein gutes Hotel, aber das einzige, das wir hatten, und wer weiß, was jetzt damit passieren wird? Der Besitzer liegt im Krankenhaus, und die Immobilienverwaltung wird sich Zeit lassen. Wie Sie wissen, hat sie ihren Sitz in Lockmaster, und ein derartiger Schandfleck im Stadtzentrum von Pickax interessiert sie nicht im geringsten.«
    Qwilleran sagte: »Ich habe den Besitzer kurz vor seinem Unfall kennengelernt, und er ist gelinde gesagt exzentrisch. Ich hoffe, er hat seine Angelegenheiten geregelt – in juristischer und in finanzieller Hinsicht. Ich hoffe, er hat einen Anwalt, einen Vermögensberater und ein Testament.«
    »Das Problem ist, daß niemand mit diesem Halunken arbeiten will«, sagte Big Mac. »Unsere Kanzlei hat sich früher mal um seine Steuererklärung gekümmert, aber er war unmöglich. Hat keine Belege aufgehoben. Keine Ratschläge befolgt. Was macht man mit so einem Klienten? Ich weiß nicht mehr, ob wir ihn hinausgeworfen haben oder er uns. Sein hiesiger Anwalt hat sich aus lauter Verzweiflung ebenfalls verabschiedet. Wahrscheinlich kümmert sich die Kanzlei in Lockmaster jetzt um alle seine Angelegenheiten. Die haben mein Mitgefühl!«
    Auf der Main Street wimmelte es von Leuten, die ihren samstäglichen Einkauf erledigten, da es kein Einkaufszentrum gab, das sie von der Innenstadt weglockte. Dazu gesellten sich ein paar Neugierige, die den Schauplatz des Bombenanschlags angafften. Darunter war Mitch Ogilvie, der eher wie ein Farmer als wie ein Museumsdirektor gekleidet war.
    Qwilleran packte ihn fest am Arm. »Mitch, Sie alter Gauner! Was ist mit Ihnen los? Ich habe

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