Die Katze, die für Käse schwärmte
Bienenzucht?«
»Hier schleudere ich den Honig.«
»Haben Sie Honig zu verkaufen? Ich würde gerne ein paar Gläser kaufen.«
»Halb- oder Viertellitergläser? Viertelliter habe ich nicht. Die hab’ ich alle an Toodles Supermarkt verkauft. Mrs. Toodle ist sehr freundlich. Sie kennt meine Mutter.« Er verschwand im dunklen Schuppen und kam mit zwei ovalen Gläsern mit einer klaren, dicken, bernsteinfarbigen Flüssigkeit zurück.
»Warum sind Honiggläser immer flach?« fragte Qwilleran. Zynisch dachte er, da sieht es nach mehr aus, als es ist.
»In flachen Gläsern wirkt der Honig heller. Die meisten Leute mögen hellen Honig. Ich weiß nicht, warum. Ich mag den dunklen. Der hat mehr Geschmack. Das hier ist Blütenhonig. Ich hab’ Lois welchen gebracht, und sie hat mir ein üppiges Frühstück spendiert. Sie hat mir Backpflaumen, Truthahnhackbraten, zwei Eier, Toast und Kaffee hingestellt.«
Aubrey plapperte weiter, bis Qwilleran vorschlug, auf die Veranda zu gehen und den Kassettenrecorder einzuschalten. Vorher mußte Aubrey jedoch für Pete etwas zu fressen holen. Pete war der rotbraune Hund. Qwilleran wartete auf Limburgers knarrendem Schaukelstuhl, der auf einem knarrenden Bretterboden stand. Lautstark schaukelte er hin und her und dachte dabei an den armen alten Hund, der jeden Tag herkam und an der Hintertür gefüttert und an der Vordertür mit Steinen beworfen wurde – nicht, daß der Alte sein Opfer je getroffen hätte. Aber diese Behandlung mußte für Pete verwirrend gewesen sein, und es war kein Wunder, daß er den mit Ziegeln ausgelegten Weg beschmutzte.
Aubrey kam durch das Haus und die Vordertür; er hatte ein großes Buch in der Hand, das er Qwilleran reichte. Es war eine sehr alte Bibel mit Ledereinband und Goldprägung; der Text war in altem Deutsch geschrieben. Der Bienenzüchter erklärte: »Die ist vor über hundert Jahren aus Österreich hergekommen. Der alte Mann hinterläßt sie mir, wenn er den Löffel abgibt. Die Kuckucksuhr auch. Sie war kaputt, aber ich hab’ sie repariert. Wollen Sie die Kuckucksuhr anschauen? Sie hängt an der Wand.«
»Später«, sagte Qwilleran bestimmt. »Setzen Sie sich, reden wir über Bienen. Sind Sie mal gestochen worden?«
Ernst schüttelte Aubrey den Kopf. »Meine Bienen haben mich nie gestochen. Sie vertrauen mir. Ich rede mit ihnen. Im Winter gebe ich ihnen Zuckerwasser.«
»Würden sie mich stechen?«
»Wenn Sie sie erschrecken oder unfreundlich sind oder eine Wollmütze tragen. Wolle mögen sie nicht. Ich weiß nicht, warum. Mich stechen die Bienen nie. Einmal hab’ ich gesehen, wie ein Schwarm wilder Honigbienen in einen alten Baum flog. Ich ging nachsehen, und sie sind rund um mich herumgeschwärmt. Sie waren überall – in meinem Gesicht, in den Ohren und im Nacken. Es war ein verrücktes Gefühl.«
»Das will ich meinen!« sagte Qwilleran grimmig.
»Ich bin heimgegangen und habe einen leeren Bienenstock geholt. Ich habe den ganzen Schwarm in den Stock gebracht. Ich glaub’, die waren froh, daß sie ein gutes Zuhause bekamen. Bienen sind klug. Wenn es ‘nen Apfelbaum und ‘nen Birnenbaum gibt, dann gehen sie zum Apfelbaum. Der hat mehr Zucker. Der alte Mann mochte keinen Honig. Er mag weißen Zucker. Ich hab’ mal gesehen, wie er mit einem Löffel eine ganze Schüssel Zucker gegessen hat. Mir wurde schon beim Hinsehen übel. Würde Ihnen da auch schlecht werden?«
Stückchenweise, mit zahllosen Abschweifungen, bekam er das Interview auf Band: Ein Bienenstock war wie eine kleine Honigfabrik. Jede Biene hatte eine Aufgabe. Die Arbeiterinnen bauten die Waben. Die Königin legte die Eier. Die Arbeitsbienen sammelten den Nektar und den Blütenstaub von den Blumen, brachten ihn zurück in den Bienenstock und verarbeiteten ihn zu Honig. Es gab Türsteher, die die Stöcke vor Räubern schützten. Die Drohnen produzierten keinen Honig; sie kümmerten sich um die Königin. Wenn es im Bienenstock zu eng wurde, wurden die Drohnen hinausgeworfen und getötet.
Qwilleran fragte: »Wie bringen sie den Nektar in den Stock?«
»In ihrem Magen. Den Blütenstaub transportieren sie in kleinen Körbchen an ihren Beinen.«
Skeptisch fragte Qwilleran: »Sagen Sie mir auch die Wahrheit, Aubrey?«
»Ehrenwort«, sagte der große Mann feierlich. »Wollen Sie die Bienenstöcke sehen?«
»Nur, wenn Sie mir einen Schleierhut leihen. Vielleicht glauben sie, mein Schnurrbart ist aus Wolle.«
»Wenn Sie eine Arbeitsbiene sticht, stirbt sie.«
»Das ist ein
Weitere Kostenlose Bücher