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Die Katze, die für Käse schwärmte

Die Katze, die für Käse schwärmte

Titel: Die Katze, die für Käse schwärmte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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Begeisterung würde er zusammen mit Mildred Riker und dem Küchenchef der Old Stone Mill als Preisrichter beim Pasteten-Backwettbewerb fungieren. Mit ernstlichen Vorbehalten würde er sich als potentieller Partner für ein Abendessen mit weiß Gott wem versteigern lassen. Außerdem hatte er sich verpflichtet, während der Dauer des Festivals in seiner Kolumne über Themen zu schreiben, die mit Essen zu tun hatten.
    Qwillerans Leben verlief jedoch selten nach Plan. Am Mittwoch ging er zu Lois zu Mittag essen. Mittwochs gab es als Tagesgericht stets Truthahn, und er nahm immer ein Päckchen für die Katzen mit nach Hause. Lois’ Imbißstube befand sich auf der Pine Street, nicht weit entfernt von der Stables Row, und als er hinkam, sah er eine Menschenmenge, die sich auf dem Gehsteig versammelt hatte – keine freundliche Versammlung. Er beschleunigte seine Schritte.
    Männer in Arbeitskleidung und Männer in Anzug und Krawatte liefen durcheinander, wedelten mit den Armen und diskutierten lebhaft. Ein paar weibliche Büroangestellte und Frauen, die vom Einkaufen kamen, machten besorgte Gesichter und gaben schrille Kommentare ab.
    Qwilleran fragte laut: »Was geht hier vor? Was ist passiert?« Niemand antwortete ihm, aber der allgemeine Tenor des Tumults war Entrüstung und Empörung. Dann sah er im Fenster ein hastig gemaltes Schild: FÜR IMMER GESCHLOSSEN. Die Demonstranten schrien:
    »Wo bekommen wir jetzt Schinken mit Ei? Es gibt kein Lokal, wo man frühstücken kann!«
    »Wo bekommen wir jetzt ein Mittagessen?«
    »Es gibt ja diese neue Suppenküche, aber wer will schon jeden Tag Suppe?«
    »Es gibt auch dieses neue Pastetenlokal, aber Pasteten kriege ich daheim.«
    »Wer wird einen halbwegs guten Apfelkuchen anbieten?«
    Qwilleran fragte einige der ruhigeren Demonstranten: »Warum hat sie zugemacht? Weiß das jemand?«
    »Vielleicht hat sie Angst vor der neuen Konkurrenz«, sagte ein Beamter von der Stadtverwaltung.
    »Wenn Sie mich fragen«, meinte ein Verkäufer aus dem Herrenausstattungsgeschäft, »ist sie abgehauen, weil die Stables Row mit Hilfe des Klingenschoen-Fonds schick hergerichtet wurde. Wenn sie ihr Lokal in Schuß bringen wollte, mußten ihre Gäste Hand anlegen.«
    Ein älterer Mann sagte: »Es gibt Leute hier in der Stadt, die wollen, das sie zumacht, damit sie das Haus kaufen und abreißen können.«
    Es war wirklich ein trauriges altes Gebäude. Qwilleran hatte oft einen Zwanziger in das Gurkenglas neben der Registrierkasse gesteckt, um sich an den Kosten für Dachziegel oder Farbe zu beteiligen. Die Arbeit wurde bereitwillig an Wochenenden von einer Gemeinschaft treuer Gäste gemacht. Sie taten es gerne. An Lois’ geliebter Imbißstube zu arbeiten, war in Pickax gleichbedeutend mit einer Ritterschaft am Hofe König Arthurs. Es gab sogar wirklich einen großen, runden Tisch, wo sich dieser ›innere Zirkel‹ zum Kaffee und zur Unterhaltung traf. Und jetzt, nachdem sie dreißig Jahre lang die Bewohner von Pickax verköstigt hatte, stieg sie aus dem Gastgewerbe aus! Es war eine Katastrophe! Zuerst der Bombenanschlag auf das Hotel, und jetzt das!
    Qwilleran ging zum Mittagessen in die Old Stone Mill. Er sagte zu dem hochgewachsenen jungen Mann, der ihn bediente: »Ich habe gehört, Sie haben sich in den Kurs für Restaurantmanagement eingeschrieben, Derek.«
    »Ja, Liz hat mich dazu überredet, auf das öffentliche College von Moose County zu gehen«, sagte der Sproß der Cuttlebrinks. »In zwei Jahren kann ich die Reifeprüfung machen. Ich bin voll ausgelastet. Mein Boß hier gestattet mir eine flexible Arbeitszeit.«
    »Es freut mich, daß Sie beschlossen haben, in der Gastronomie zu bleiben.«
    »Ja, Liz glaubt, daß ich dafür begabt bin. Schauspielern kann ich als Hobby, sagt sie.«
    »Was ist das heutige Tagesgericht, Derek?«
    »Lammcurry.«
    »Ist es gut?« Qwilleran war klar, daß das eine sinnlose Frage war; welcher Kellner würde etwas Schlechtes über das Tagesgericht des Küchenchefs sagen? Und doch hatten Restaurantbesucher auf der ganzen Welt diese Frage immer wieder gestellt, und jetzt stellte sie auch Qwilleran. »Können Sie es empfehlen?«
    »Also, ich hab’ es in der Küche probiert, bevor ich mit der Arbeit anfing«, sagte Derek, »und fand es scheußlich. Sie sollten lieber das Boeuf Stroganoff nehmen.«
    Der Kochkurs in der High School war für 19 Uhr 30 angesetzt, doch Qwilleran kam früher, in der Hoffnung, von den Teilnehmern ein paar gute Zitate zu erhalten. Es waren

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