Die Katze, die für Käse schwärmte
Brustkorb locker mit der Reismischung füllen.«
Mildred steckte die Beine in die Hautfalte, legte den Truthahn mit der Brustseite nach oben auf einen Rost in der Bratpfanne, bestrich ihn mit Öl, steckte einen Thermometer hinein und erklärte, wie man den Truthahn mit Saft begießen mußte. Als der erste Truthahn soweit war, daß er in den Ofen geschoben werden konnte, war der zweite Truthahn fertig und konnte herausgenommen werden – ein Truthahn mit fleischiger Brust, glänzend und goldbraun gebraten. Sie führte vor, wie man ihn tranchierte und aus dem Truthahnklein eine Bratensoße bereitete. Dann lud sie die Männer ein, sich zu bedienen.
»Gut gemacht!« sagte Qwilleran zu Mildred, als er sich seinen Pappteller zum zweiten Mal belud.
»Bleib noch da«, flüsterte sie ihm zu. »Du kannst die Reste für Koko und Yum Yum mitnehmen.«
Am Tag nach dem Kochkurs erschien auf der neuen Haushaltsseite der Zeitung Qwillerans begeisterte Kritik, und ebenso ein Artikel über Grillen im Herbst, ein Interview mit dem Küchenchef des neuen Boulder House Inn, und das ›Kulinarische Forum‹. Die beim Forum eingegangenen Kommentare und Anfragen waren nur mit Initialen versehen und interessant genug, daß sich die Leser fragen würden: Wer ist dieser B. L. T. aus Pickax? Wer ist E. S. P. aus Mooseville?
Kennt jemand ein gutes Rezept für Bisamratten? Meine Großmutter hat sie immer mit Sirup gebraten. Und das hat toll geschmeckt!
E. S. R, Mooseville.
Wenn sie den neuen Speisesaal im Pickax Hotel eröffnen, hoffe ich, sie unternehmen etwas wegen der scheußlichen Straßenbeleuchtung auf der Main Street. Sie scheint durch die Fenster hinein und färbt das Essen grün oder lila.
B. L. T. Pickax.
Ich habe einmal einen köstlichen Kokoscremekuchen mit Aprikosenfüllung gegessen, den eine nette Dame für einen Kirchenbasar gebacken hat. Sie ist inzwischen gestorben. Ihr Name war Iris Cobb. Kennt jemand das Rezept?
A. K. A. Brrr.
Ich habe keine Zeit, Gerichte mit mehr als drei Zutaten zu kochen, und hier ist ein Rezept für eine Speise, nach der meine Kinder ganz verrückt sind: Eine Dose Spaghetti in Tomatensoße, eine Dose Limabohnen und sechs gekochte Würstchen, in Stücke geschnitten.
A. T. T. Sawdust City.
Was mich schon lange stört – die Restaurants, in denen es so dunkel ist, daß man die Speisekarte nur mit einer Taschenlampe lesen kann. Ich will keine Namen nennen; Sie wissen schon, wen ich meine.
I. R. S. Pickax .
Hilfe! Kennt jemand das Geheimnis des wunderbaren Hackbratens, den Iris Cobb manchmal zum Mittagessen ins Museum mitbrachte? Mein Mann schwärmt noch immer davon. Helfen Sie mir, unsere Ehe zu retten!
B. S. A. Kennebeck.
Das Schlimmste, was ich je in einem Restaurant gegessen habe, war eine Muschelsuppe im (Name ausgelassen). Es war eine Art Bratensaft und schmeckte nur nach Salz und Pfeffer. Sie muß mit einer Dose gehackten Muscheln, einer Packung Kartoffelpüreepulver und viel Wasser gemacht worden sein.
Y. U. K. Trawnto.
Ich glaub’, keiner, auch nicht Sie, kennt besseren Käse als Brie. Mein Bruder ißt gern Danablu, mein Boß wiederum Port Salut. Manch einer in Pickax ist sehr begeistert von Camembert. Doch ich bleib’ dabei, ich hab’ nie was Besseres gegessen als Brie.
I. M. Q. Pickax.
Der Dingsbums feierte das Debüt der Haushaltsseite mit einer kleinen internen Party in der Lokalredaktion. Die Mitarbeiter tranken Champagner und aßen Truthahnsandwiches, die sparsamerweise aus dem Truthahn Nummer zwei gemacht worden waren. Sie lobten Mildreds Artikel über das Grillen, Jills Interview mit dem Küchenchef und Hixies brillante Idee, die Leser zu beteiligen. Alle waren überrascht, daß das ›Kulinarische Forum‹ gleich bei der ersten Ausgabe ein solcher Erfolg war. Man erriet natürlich, wer J. M. Q. war, und Qwilleran erläuterte eine Theorie, die von Jack Nibble stammte: Was die Leute nicht aussprechen können, essen sie nicht, und die Bewohner von Pickax haben ein Problem mit französischem Käse. Er verriet jedoch nicht, daß er als Ghostwriter für das gesamte ›Kulinarische Forum‹ fungiert hatte.
Und niemand bemerkte die Blicke, die sich Qwilleran und Hixie mit unbewegtem Gesicht zuwarfen.
Freitag war der große Tag in Pickax. Vor den ganzen Häuserblock der Stables Row war ein gelbes Band gespannt. Um elf Uhr vormittag versammelten sich die Leute allmählich für die Eröffnungsfeierlichkeiten, die um zwölf stattfinden sollten. Unter den Zuschauern waren Müßiggänger,
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