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Die Katze, die für Käse schwärmte

Die Katze, die für Käse schwärmte

Titel: Die Katze, die für Käse schwärmte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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elf Männer da, von denen er einige kannte; sie alle kannten Qwilleran oder erkannten seinen Schnurrbart. Unter den Teilnehmern waren der neue Bankdirektor, ein Fischer und sogar der junge Kellner aus der Old Stone Mill. Sie hatten den Kurs aus den verschiedensten Gründen belegt:
    Der Mechaniker aus Gippels Werkstatt: »Meine Frau geht jetzt wieder arbeiten, sie ist Lehrerin, und sie sagt, ich muß mich an der Hausarbeit beteiligen. Ich esse gerne, also kann ich vielleicht kochen lernen.«
    J. Willard Carmichael: »Kochen ist jetzt ›in‹, wie früher Joggen! Außerdem ist Danielle nicht gerade eine Meisterköchin, und es ist nur recht und billig, daß ich mit gutem Beispiel vorangehe.«
    Der Verkäufer im Haushaltswarengeschäft: »Ich bin alleinerziehender Vater von zwei Kindern, und ich möchte sie beeindrucken.«
    Derek Cuttlebrink: »Der Kurs war ein Geburtstagsgeschenk von Liz.«
    Der Fischer: »Meine Frau hat mich hergeschickt, damit ich Fisch mit weniger Fett kochen lerne. Sie war gerade im Krankenhaus und muß Diät halten.«
    Qwilleran war versucht, zu sagen: Ich habe ein gutes Plätzchen-Rezept für Sie. Statt dessen sagte er: »Sie müssen Aubreys Bruder sein. Ich habe gestern in meiner Kolumne über seine Bienenzucht geschrieben.«
    »Ja! Ja! Wir haben es alle gelesen. Die Familie war froh, daß ihm etwas Aufmerksamkeit zuteil wird. Er ist recht scheu, wissen Sie. Kapselt sich meistens ab. Aber in mancher Hinsicht hat er eine Menge auf dem Kasten.«
    Im Klassenzimmer roch es unverkennbar nach Thanksgiving. Qwilleran fand, es war ein raffinierter psychologischer Schachzug von Mildred, die Klasse in eine gute Kochstimmung zu versetzen. Pünktlich um 19 Uhr 30 erschien sie in einer überdimensionalen Küchenschürze, die von ihrer üppigen Gestalt vollkommen ausgefüllt wurde. Die weiße Kochmütze auf ihrem graumelierten Haar hing schlapp herunter, was ihr eine gewisse unbekümmerte Ausstrahlung verlieh, die ihr Publikum sofort für sie einnahm.
    Nach einigen Begrüßungsworten begann sie: »Es ist nicht mehr lang bis Thanksgiving, und einige von Ihnen haben auf Ihrer Wunschliste Truthahn angekreuzt. Daher werden wir heute abend das Geheimnis lüften, wie man den großen Vogel brät, und aus Ihnen allen auf der Stelle Truthahnexperten machen. Weil das Braten einige Stunden in Anspruch nimmt, werden wir Ihnen den Vorgang mit zwei Truthähnen vorführen. Truthahn Nummer eins ist seit vier Uhr im Backofen und wird am Ende der Stunde soweit sein, daß wir ihn tranchieren und kosten können.«
    Bei der Aussicht auf eine Kostprobe für die Katzen nahm Qwillerans Interesse für den Kurs sofort zu. Er machte ein Foto, als Sharon Hanstable mit einem Tablett erschien, auf dem Truthahn Nummer zwei lag – gerupft, kopflos, roh und von kränklich-blasser Farbe. Mit ihrer Küchenschürze und einer schlappen Kochmütze war sie eine jüngere, dünnere Ausgabe ihrer Mutter; sie sah genauso gesund und hübsch aus und hatte ein ebenso extrovertiertes Wesen. Fröhlich lächelnd schäkerte sie mit den Teilnehmern, während sie Notizblöcke, Bleistifte und Kursunterlagen austeilte, die Brattabellen und Rezepte für Truthahnfüllen enthielten.
    Mildred sagte: »Dieser schöne Truthahn, der bescheidene zwölf Pfund wiegt, kam in tiefgefrorenem Zustand aus der neuen Cold Turkey Farm und ist während der letzten zwei Tage im Kühlschrank aufgetaut. Bitte sprechen Sie mir nach: Ich werde niemals… einen tiefgefrorenen Truthahn… bei Zimmertemperatur auftauen.«
    Gehorsam schwor ein Chor von Männerstimmen in unterschiedlichen Stimmlagen den Eid.
    »Und jetzt der erste Schritt: Den Backofen auf hundertsechzig Grad einstellen. Zweiter Schritt: Die Beine, die unter ein Stück Haut gesteckt sind, herausziehen, aber die Haut dabei nicht einreißen.«
    Elf Bleistifte und Qwillerans Kugelschreiber schrieben eifrig mit.
    »Dritter Schritt: In den Brustkorb und die Körperöffnungen greifen und die Plastiksäckchen herausnehmen, in denen der Hals und das Geflügelklein sind. Die werden für den Bratensaft verwendet. Vierter Schritt: Den Truthahn abspülen und gründlich abtrocknen.«
    Qwilleran dachte: Das ist leicht; selbst ich könnte das; was soll daran so besonderes sein?
    »Inzwischen hat Sharon die Füllung gemacht, und zwar die ›Pikante Reisfüllung‹ aus Ihren Unterlagen. Sie besteht aus gekochtem Naturreis, Pilzen, Kastanien und anderen aromatischen Gemüsesorten. Also… jetzt sind wir bereit für den fünften Schritt: Den

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