Die Katze im Taubenschlag
Chemiestunde heimlich Bomben fabriziert?«
»Sie sind auf der falschen Fährte, mein Lieber! Es handelt sich um ein sehr vornehmes Internat – um Meadowbank.«
»Ja, ist denn das die Möglichkeit?«
»Halten Sie Ihren vorlauten Mund und hören Sie zu. Prinzessin Shanda, die Kusine und einzige nahe Verwandte des verstorbenen Prinzen Ali Yusuf, kommt fürs nächste Schuljahr nach Meadowbank. Bisher ist sie in der Schweiz zur Schule gegangen.«
»Soll ich sie vielleicht entführen?«
»Unsinn! Versuchen Sie doch zur Abwechslung mal ernsthaft zu sein, Ronnie! Ich halte es für möglich, dass Shanda bald im Mittelpunkt des Interesses stehen wird, und ich möchte, dass Sie die Entwicklungen in Meadowbank aus unmittelbarer Nähe beobachten. Genauere Anweisungen kann ich Ihnen vorläufig nicht geben. Ich weiß nicht, was geschehen wird oder wer dort auftauchen mag. Sollten sich verdächtige Gestalten zeigen, bitte ich Sie, uns umgehend zu verständigen.«
Der junge Mann nickte.
»Unter welchem Vorwand soll ich mir Zutritt verschaffen? Vielleicht als Zeichenlehrer?«
»In Meadowbank gibt es nur Lehrerinnen… wie wäre es, wenn wir Sie zum Gärtner ernennen würden?«
»Zum Gärtner?«
»Warum nicht? Wenn ich mich nicht irre, verstehen Sie sogar etwas davon.«
»Allerdings. Ich habe in jungen Jahren eine Artikelserie über ›Freuden und Leiden des Gärtners‹ für die Sunday Mail geschrieben.«
»Das beweist noch nicht, dass Sie praktische Kenntnisse besitzen – und darauf kommt es hier an… in die Hände spucken, den Spaten fest anpacken, umgraben, düngen, rechen, jäten, tiefe Gräben für die Wicken ziehen, schwer arbeiten – können Sie das?«
»Natürlich, das habe ich von Jugend auf getan.«
»Das wollte ich nur hören, Ronnie, denn ich kannte Ihre Mutter und bin überzeugt, dass sie ihre Kinder zu praktischen Menschen erzogen hat. Gut, das wäre erledigt.«
»Wissen Sie, ob in dem Internat ein Gärtner gebraucht wird?«
»Es gibt kein englisches Landhaus, dessen Besitzer nicht verzweifelt nach Gärtnern sucht. Die Nachfrage ist viel größer als das Angebot. Nein, darüber brauchen Sie sich nicht den Kopf zu zerbrechen. Wir werden Ihnen erstklassige Zeugnisse mitgeben, und man wird Sie mit Begeisterung anstellen. Sie haben übrigens keine Zeit zu verlieren, da der Unterricht am 29. beginnt.«
»Ich soll also mit weit offenen Augen und gespitzten Ohren im Garten arbeiten…«
»Stimmt. Und vermeiden Sie möglichst, sich von einem temperamentvollen Teenager verführen zu lassen. Wir wollen nicht riskieren, dass Sie Ihre Stellung zu schnell wieder verlieren.«
Colonel Pikeaway nahm einen Bleistift und ein Notizbuch zur Hand.
»Wie wollen Sie sich nennen?«
›»Adam‹ wäre vielleicht nicht unangebracht.«
»Familienname?«
»Was halten Sie von ›Eden‹?«
»Lassen Sie die Witze… Sagen wir: ›Adam Goodman‹. Legen Sie mit Jenson alle notwendigen Einzelheiten im Hinblick auf Ihre Vergangenheit fest. Danach bewerben Sie sich unverzüglich um den Posten eines Gärtners.« Pikeaway sah auf die Uhr. »Ich muss unsere Unterredung jetzt abbrechen, denn ich möchte Mr Robinson nicht warten lassen.«
Adam – um ihn bei seinem neuen Namen zu nennen – blieb an der Tür stehen.
»Sie erwarten Mr Robinson?«, fragte er neugierig.
»Das haben Sie doch gehört.« Auf dem Schreibtisch surrte eine Klingel. »Das ist er – pünktlich wie immer.«
Adam konnte seine Neugier nicht bezähmen.
»Wer ist dieser Robinson? Wie heißt er wirklich?«
»Er heißt Robinson, mehr kann ich Ihnen im Augenblick nicht sagen.«
Der Mann, der jetzt ins Zimmer trat, sah tatsächlich nicht wie ein Mr Robinson aus. Viel eher hätte er Demetrius, Isaaksohn oder Perenna heißen können; er mochte ein Grieche, ein Jude, ein Spanier oder ein Südamerikaner sein – es war schwer, ihn herkunftsmäßig einzuordnen. Nur wie ein durchschnittlicher Engländer mit dem weit verbreiteten Namen Robinson wirkte er nicht.
Er war korpulent, elegant gekleidet, und sein Teint schien gelblich. Er hatte melancholische dunkle Augen, eine hohe Stirn, einen großzügigen Mund und übertrieben weiße Zähne. Seine gut geformten Hände waren sorgfältig manikürt. Er sprach ein akzentfreies Englisch.
Colonel Pikeaway und Mr Robinson begrüßten sich mit der Höflichkeit regierender Fürsten.
Nachdem sein Gast dankend eine Zigarre angenommen hatte, sagte der Colonel: »Wir sind Ihnen sehr dankbar, dass Sie sich bereiterklärt
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