Die Katze im Taubenschlag
interessiert daran – gewisse unerwünschte Elemente – Sie verstehen?«
»Ich verstehe«, erwiderte Colonel Pikeaway finster.
»Das Ganze ist so verwirrend.« Wieder schüttelte Robinson traurig den Kopf.
»Sind Sie aus irgendeinem Grund persönlich interessiert?«, fragte Pikeaway zurückhaltend.
»Ich bin Vertreter einer bestimmten Gruppe, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Wahrheit herauszufinden«, erklärte Mr Robinson in leicht vorwurfsvollem Ton. »Seine Hoheit hat einen Teil der Steine von meinem Syndikat erworben, und ich darf wohl sagen, dass wir sie Prinz Ali zu einem sehr günstigen Preis verkauft haben. Die von mir vertretenen Personen sind an der Auffindung der Juwelen interessiert, und ich bin sicher, dass wir da im Sinne des Verstorbenen handeln. Mehr kann ich im Augenblick nicht sagen. Diese Angelegenheit ist äußerst delikat.«
»Jedenfalls dienen Sie der gerechten Sache«, meinte Colonel Pikeaway lächelnd.
»Der gerechten Sache – zweifellos!« Er machte eine Pause. »Wissen Sie zufällig, wer die Nachbarn von Mrs Sutcliffe im ›Ritz Savoy‹ in Ramat waren?«
»Einen Augenblick – ich glaube, ja. Im Zimmer links von Mrs Sutcliffe wohnte, soviel ich weiß, eine gewisse Angelica de Toredo, eine spanische Tänzerin, die in einem Kabarett auftrat. Vielleicht war sie keine echte Spanierin und auch keine sehr gute Tänzerin – jedenfalls war sie beliebt bei den ›Kunden‹. Auf der anderen Seite soll eine Lehrerin gewohnt haben.«
Mr Robinson nickte wohlwollend. »Es ist immer dasselbe. Ich komme her, um Ihnen etwas mitzuteilen, und dann stellt es sich heraus, dass Sie bereits Bescheid wissen.«
»Nein, nein. Nicht immer«, erwiderte Pikeaway liebenswürdig.
»Wir sind beide nicht schlecht informiert«, bemerkte Mr Robinson.
Ihre Blicke trafen sich. Mr Robinson stand auf und sagte: »Ich hoffe nur, dass wir gut genug informiert sind…«
4
» I ch weiß wirklich nicht, warum es immer regnet, wenn man nach England zurückkehrt«, sagte Mrs Sutcliffe ärgerlich, während sie zum Hotelfenster hinausblickte. »Schrecklich deprimierend!«
»Ich finde es herrlich, wieder zuhause zu sein«, erwiderte Jennifer. »Es ist so schön, die Leute auf der Straße Englisch sprechen zu hören, und ich freue mich schon auf einen wirklich guten Tee mit Butterbrot, Marmelade und richtigem Kuchen.«
»Ich wünschte, du wärst nicht so ein Gewohnheitstier«, seufzte Mrs Sutcliffe. »Welchen Sinn hat es, mit dir zum Persischen Golf zu fahren, wenn du am liebsten zuhause bleibst?«
»Das hab ich nicht gesagt. Ich verreise ganz gern für ein bis zwei Monate, aber in England gefällt es mir dann doch immer am besten.«
»So, und jetzt geh mir bitte mal aus dem Weg, Kind. Ich muss mich davon überzeugen, dass sie das ganze Gepäck nach oben gebracht haben. Heutzutage kann man sich auf niemanden verlassen. Vor dem Krieg war das alles ganz anders, damals gab’s noch ehrliche Menschen. Wenn ich am Hafen nicht so aufgepasst hätte, wäre dieser Mann bestimmt mit meiner grünen Tasche abgezogen. Ein anderer Kerl schien ebenfalls ein Auge auf unser Gepäck geworfen zu haben – ich sah ihn übrigens später noch einmal im Zug. Diese Gepäckdiebe kommen zum Landungssteg, weil sie damit rechnen, dass die Leute nervös sind, vielleicht seekrank waren und deshalb nicht auf ihre Koffer achten.«
»Das bildest du dir ein, Mum. Du hältst alle Leute für unehrlich.«
»Die meisten sind es leider auch«, behauptete Mrs Sutcliffe.
»Nicht in England«, berichtigte die patriotische Jennifer.
»Du hast keine Ahnung, Kind! Das ist es ja gerade – Ausländern traut man nicht über den Weg, aber in England fühlt man sich sicher, und das machen sich die Gauner zu Nutze. So, nun will ich mal nachzählen. Da steht der große grüne Handkoffer, der schwarze, die beiden kleinen braunen und die Reißverschlusstasche; hier sind die Golfschläger, die Stofftasche, das Lederköfferchen und die Tennisschläger… Aber wo ist die grüne Tasche? Ach, hier! Der große Metallkoffer, den wir in Ramat gekauft haben, steht in der Ecke. Ja, scheint alles da zu sein, alle vierzehn Gepäckstücke.«
»Gibt es bald Tee?«, erkundigte sich Jennifer.
»Tee? Es ist doch erst drei Uhr.«
»Ich bin entsetzlich hungrig.«
»Also gut, geh runter und bestell dir deinen Tee. Ich muss mich unbedingt erst ein bisschen ausruhen; dann werde ich nur die Sachen auspacken, die wir heute Abend brauchen. Zu dumm, dass dein Vater uns nicht
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