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Die Katze im Taubenschlag

Die Katze im Taubenschlag

Titel: Die Katze im Taubenschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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wieder umpacken.«
    »Ich habe noch nie eine Revolution erlebt«, stellte Jennifer nachdenklich fest.
    »Hier wirst du bestimmt keine erleben«, entgegnete ihre Mutter ärgerlich. »Ich halte die ganze Aufregung für grundlos. Nichts wird geschehen.«
    Jennifer zeigte sich enttäuscht.

3
     
    E twa sechs Wochen später klopfte ein junger Mann diskret an die Tür eines Zimmers in Bloomsbury, im Zentrum Londons.
    Man bat ihn einzutreten.
    In einem kleinen Zimmer saß ein korpulenter Mann mittleren Alters zusammengesunken an einem Schreibtisch. Sein zerknitterter Anzug war von Zigarrenasche bestäubt. Die Fenster waren geschlossen, und die Luft war zum Ersticken.
    »Sie wünschen?«, fragte der Dicke gereizt. Seine Augen waren nur halb geöffnet. »Was ist denn jetzt schon wieder los?«
    Es wurde behauptet, dass Colonel Pikeaway meistens im Begriff sei, einzuschlafen oder aufzuwachen. Außerdem wollte man wissen, dass er weder Pikeaway heiße noch Colonel sei. Aber die Leute reden viel, wenn der Tag lang ist…
    »Ein Mr Edmundson vom Auswärtigen Amt möchte Sie sprechen, Colonel.«
    »Edmundson?« Colonel Pikeaway blinzelte verschlafen. »War der nicht dritter Sekretär bei unserer Botschaft in Ramat, als die Revolution ausbrach?«
    »Jawohl, Colonel.«
    »Na, dann muss ich ihn wohl empfangen«, brummte Colonel Pikeaway missmutig. Er setzte sich auf und klopfte die Asche von seinem Bauch.
    Mr Edmundson war jung, groß und blond. Er war sehr korrekt gekleidet und verfügte über entsprechende Manieren, obwohl seine ruhigen Züge eine gewisse Missbilligung auszudrücken schienen.
    »Colonel Pikeaway? Ich bin John Edmundson. Man hat mich zu Ihnen geschickt in der Annahme, dass Sie mich zu sprechen wünschen.«
    »Tatsächlich? Wird wohl so sein«, entgegnete der Colonel. »Nehmen Sie Platz«, fügte er hinzu.
    Seine Augen begannen wieder zuzufallen, aber bevor sie sich ganz schlossen, begann er zu sprechen.
    »Sie waren während der Revolution in Ramat?«
    »Ja – es war furchtbar.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Sie waren ein Freund von Bob Rawlinson, nicht wahr?«
    »Ja, ich kenne ihn ziemlich gut.«
    »Falsche Zeitform«, erklärte Pikeaway. »Er ist tot.«
    »Ja, ich weiß, Colonel, aber ich war nicht ganz sicher…« Er machte eine Pause.
    »Hier brauchen Sie kein Blatt vor den Mund zu nehmen«, sagte Colonel Pikeaway. »Wir sind über alles informiert – jedenfalls tun wir so. Rawlinson war der Pilot des Flugzeugs, in dem Ali Yusuf Ramat am Tag der Revolution verlassen hat. Seitdem ist das Flugzeug verschollen – mag an einem unzugänglichen Ort gelandet oder abgestürzt sein. Die Trümmer eines Zweisitzers wurden in den Arolez-Bergen entdeckt. Und zwei Leichen. Die Nachricht wird morgen an die Presse weitergegeben. Stimmt’s?«
    Edmundson nickte.
    »Wir sind genau im Bilde, dazu sind wir schließlich da«, erklärte Pikeaway. »Das Flugzeug mag im Nebel an einem Berg zerschellt sein, aber wir glauben eher an Sabotage. Wahrscheinlich eine Zeitbombe. Wir warten noch auf einen ausführlichen Bericht. Man hat eine Belohnung für weitere Informationen ausgesetzt, aber die Nachrichten tröpfeln nur. Wir haben uns entschlossen, eine Reihe von Sachverständigen an den Unglücksort zu schicken. Allerdings hat man es unseren Leuten nicht leicht gemacht. Gesuche an die Behörden, Verhandlungen, Bestechungen, Trinkgelder in die ausgestreckten Hände – na, Sie wissen ja Bescheid.«
    Er sah Edmundson forschend an.
    »Eine traurige Angelegenheit«, sagte Edmundson. »Prinz Ali Yusuf wäre ein modernes Staatsoberhaupt mit demokratischen Prinzipien gewesen.«
    »Genau deshalb haben sie den armen Kerl wahrscheinlich umgebracht«, erklärte Colonel Pikeaway. »Aber wir haben keine Zeit, uns über sein trauriges Schicksal zu unterhalten. Wir haben den Auftrag erhalten, gewisse Erkundigungen einzuziehen, und zwar von einer bestimmten Stelle, die das Vertrauen der Regierung Ihrer Majestät genießt.« Er sah Edmundson scharf an. »Wissen Sie, worum es sich handelt?«
    »Ich habe etwas läuten hören«, erwiderte Edmundson zögernd.
    »Vielleicht haben Sie gehört, dass man unter den Trümmern und in den Taschen der Leichen keinerlei Wertgegenstände gefunden hat. Man nimmt nicht an, dass die Bauern der Gegend etwas gestohlen haben, allerdings würde ich keinen Eid darauf leisten. Bauern können ebenso verschwiegen sein wie das Auswärtige Amt. Haben Sie sonst noch etwas gehört?«
    »Nein.«
    »Wissen Sie wirklich nicht, dass

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