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Die Katze im Taubenschlag

Die Katze im Taubenschlag

Titel: Die Katze im Taubenschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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konnte sie nicht sehen. Hätte er den Kopf umgewandt, würde er den Reflex ihres Spiegels im Schrankspiegel bemerkt haben, aber er war zu sehr in seine Arbeit vertieft, um sich umzublicken.
    Einmal schaute er allerdings auf und wandte den Kopf zum Fenster. Da es dort nichts zu sehen gab, senkte er ihn wieder.
    Die Frau beobachtete ihn, bis er seine Arbeit beendet hatte. Dann sah sie ihn einen Brief schreiben, den Bogen in einen Umschlag stecken und auf den Schreibtisch legen. Danach entfernte er sich aus ihrem Blickfeld, aber sie hörte seine Stimme am Telefon. Sie konnte nicht genau verstehen, was er sagte, jedoch klang seine Stimme fröhlich und unbeschwert. Gleich darauf hörte sie, wie die Tür geschlossen wurde.
    Die Frau wartete ein paar Minuten, dann öffnete sie die Tür ihres Zimmers. Am anderen Ende des Korridors machte sich ein Araber mit einem Federbesen zu schaffen. Als er sie sah, verschwand er um die Ecke.
    Die Frau ging rasch zur Tür des Nebenzimmers, die, wie sie erwartet hatte, verschlossen war. Es gelang ihr, die Tür mithilfe einer Haarnadel und eines Federmessers schnell und geschickt zu öffnen.
    Sie betrat das Zimmer, machte die Tür hinter sich zu und ging sofort zum Schreibtisch. Der Briefumschlag war nur leicht zugeklebt und ließ sich mühelos öffnen. Sie las den Brief stirnrunzelnd. Der Inhalt war völlig belanglos.
    Sie klebte den Umschlag wieder zu und legte ihn zurück auf den Schreibtisch. Dann ging sie in die gegenüberliegende Ecke. Dort blieb sie mit ausgestreckter Hand stehen, denn sie hörte Stimmen von der Terrasse unterm Fenster.
    Sie erkannte die Stimme der Frau, die in diesem Zimmer wohnte. Es war eine entschlossene, selbstsichere Stimme.
    Sie eilte zum Fenster.
    Joan Sutcliffe und ihre Tochter Jennifer, ein blasses, aber kräftig gebautes fünfzehnjähriges Mädchen, standen mit einem großen, unglücklich aussehenden Engländer auf der Terrasse. Joan redete verärgert auf den jungen Konsularbeamten ein.
    »Das ist doch einfach lächerlich! Hier ist alles ruhig und normal. Die Leute sind, wie immer, höflich und nett. Ich halte es für sinnlose Panikmache.«
    »Auch wir hoffen, dass unsere Vorsicht sich als übertrieben erweisen wird, Mrs Sutcliffe, aber die Verantwortung, die Seine Exzellenz…«
    Mrs Sutcliffe ließ ihn nicht weiterreden. Es interessierte sie nicht, ob sich der Botschafter für sie verantwortlich fühlte.
    »Wir haben sehr viel Gepäck, und wir beabsichtigen, am kommenden Mittwoch auf einem Frachter nach England zu fahren. Der Arzt meint, dass die lange Seereise Jennifer gut tun wird. Ich weigere mich entschieden, meine Pläne zu ändern. Warum sollten wir zurückfliegen? Wozu diese lächerliche Eile?«
    Der unglückliche junge Mann erklärte, dass Mrs Sutcliffe und ihre Tochter nur bis Aden zu fliegen brauchten; dort könnten sie noch immer das Schiff nehmen.
    »Mit dem ganzen Gepäck?«
    »Ja, daran haben wir natürlich gedacht. Unten steht bereits ein Wagen mit Gepäckanhänger. Wir können sofort alles aufladen.«
    »Also gut.« Mrs Sutcliffe kapitulierte. »Dann werden wir eben packen.«
    »Und zwar sofort – wenn ich bitten darf.«
    Die Frau in Mrs Sutcliffes Zimmer ging schnell auf die Tür zu. Im Vorbeigehen las sie die Adresse auf einem der Kofferanhängen Sie verließ das Zimmer und öffnete ihre eigene Tür in dem Augenblick, als Mrs Sutcliffe um die Ecke des Korridors bog.
    Der Empfangschef folgte ihr auf dem Fuß.
    »Ihr Bruder, der Pilot, war hier, Mrs Sutcliffe. Er ist hinauf in Ihr Zimmer gegangen, aber ich glaube, dass er das Hotel schon wieder verlassen hat. Sie müssen ihn gerade verfehlt haben.«
    »Wie schade«, erwiderte Mrs Sutcliffe, dann wandte sie sich an Jennifer. »Wahrscheinlich ist Bob auch in unnötiger Panik. Ich selbst habe keine Anzeichen von Unruhe in den Straßen bemerkt… Die Tür ist nicht verschlossen – wie unzuverlässig das Personal hier ist!«
    »Vielleicht hat Onkel Bob vergessen abzuschließen«, meinte Jennifer.
    »Zu dumm, dass ich ihn nicht gesprochen habe… Ach, hier liegt ja ein Brief.«
    Sie riss den Umschlag auf.
    »Bob wenigstens ist nicht in Panik verfallen«, sagte sie triumphierend. »Er scheint völlig ahnungslos zu sein. Diese Diplomaten hören das Gras wachsen… Ich hasse es, in der größten Hitze zu packen. Das Zimmer ist wie ein Backofen. So, Jennifer, nimm deine Sachen aus dem Schrank und aus den Schubladen. Wir müssen jetzt alles schnell in die Koffer werfen. Später können wir dann

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