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Die Katze im Taubenschlag

Die Katze im Taubenschlag

Titel: Die Katze im Taubenschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Entführung«, bemerkte Adam. »Kein Kampf, keine Schreie. Man braucht nur zu wissen, dass das Mädchen darauf wartet, von einem Auto abgeholt zu werden. Dann schickt man schnell einen anderen Wagen, samt respektablem Chauffeur; natürlich wird die junge Dame nichtsahnend in den Wagen steigen, der zuerst da ist.«
    »Hat man irgendwo einen verlassenen Wagen gefunden?«
    »Nein, Kommissar.«
    »Sieht fast wie eine politische Verwicklung aus«, meinte Kelsey. »Ich halte es allerdings für ausgeschlossen, dass sie die Prinzessin außer Landes bringen können.«
    »Wer hätte Interesse daran, das Mädchen zu entführen?«, rief der Doktor.
    »Keinen Schimmer«, erwiderte Kelsey verstimmt. »Sie hat mir gesagt, dass sie eine Entführung fürchtet, und ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich ihre Aussage für bloße Wichtigtuerei hielt.«
    »Das glaubte ich auch«, bemerkte Adam.
    »Leider wissen wir viel zu wenig, wir stehen vor einem Rätsel.« Kelsey blickte sich um. »Ich kann hier im Augenblick weiter nichts tun. Bitte suchen Sie, wie üblich, nach Fingerabdrücken, und machen Sie die notwendigen Aufnahmen. Ich gehe jetzt ins Haus.«
    Dort empfing ihn Miss Johnson. Obwohl sie erschüttert war, bewahrte sie äußerlich die Ruhe.
    »Grauenhaft! Zwei unserer Lehrerinnen ermordet«, stöhnte sie. »Die arme Miss Chadwick ist in einem furchtbaren Zustand.«
    »Ich möchte sie so bald wie möglich sehen.«
    »Der Arzt hat ihr eine Spritze gegeben, und sie ist jetzt viel ruhiger«, berichtete Miss Johnson. »Soll ich Sie zu ihr führen?«
    »Einen Augenblick. Zuerst möchte ich Sie bitten, mir zu erzählen, wann und wo Sie Miss Vansittart zuletzt gesehen haben.«
    »Ich war den Tag über fort und habe sie heute gar nicht gesehen«, erwiderte Miss Johnson. »Ich bin erst kurz vor elf zurückgekommen und sofort ins Bett gegangen.«
    »Sie haben nicht zufällig noch einen Blick auf die Turnhalle geworfen?«
    »Nein. Das kam mir überhaupt nicht in den Sinn. Ich war heute bei meiner Schwester, die ich lange nicht mehr gesehen hatte, und meine Gedanken waren noch bei meiner Familie. Ich badete, ging ins Bett, las noch ein wenig, drehte das Licht aus und schlief ein.
    Als ich aufwachte, stand Miss Chadwick bleich und zitternd vor meinem Bett.«
    »War Miss Vansittart tagsüber auch fort?«
    »Nein, sie hat Miss Bulstrode in der Schule vertreten.«
    »Welche anderen Lehrerinnen waren noch hier?«
    Miss Johnson überlegte einen Augenblick: »Miss Vansittart, Miss Chadwick, Mademoiselle Blanche und Miss Rowan.«
    »Ich danke Ihnen, Miss Johnson. Können wir jetzt zu Miss Chadwick gehen?«
    Miss Chadwick saß in ihrem Zimmer in einem Lehnstuhl. Obwohl die Nacht warm war, lag eine Decke über ihren Knien, und ein elektrischer Ofen war eingeschaltet. Sie starrte Kommissar Kelsey verzweifelt an.
    »Ist sie tot? Wirklich tot? Besteht noch eine Hoffnung…«
    Kelsey schüttelte den Kopf.
    »Es ist so entsetzlich, und Miss Bulstrode ist fort.« Miss Chadwick begann zu schluchzen. Tränen rollten über ihre fahlen Wangen.
    »Das ist das Ende von Meadowbank… ich kann es nicht ertragen… ich kann’s nicht ertragen.«
    Kelsey setzte sich neben sie.
    »Ja, es muss ein furchtbarer Schock für Sie gewesen sein«, sagte er mitfühlend. »Aber sie müssen tapfer sein, Miss Chadwick. Bitte erzählen Sie mir alles, was Sie wissen. Wenn wir den Täter schnell finden, ersparen wir uns viel Aufregung, und die Zeitungen werden sich nicht so eingehend mit der Angelegenheit beschäftigen.«
    »Ja, ja, ich verstehe. Ich – ich bin früh zu Bett gegangen, aber ich konnte nicht einschlafen, weil ich mir Sorgen machte.«
    »Sorgen um die Schule?«
    »Ja, um Shanda… und dann, dann dachte ich an Miss Springer und was die Eltern unserer Schülerinnen tun würden… ich… ich fürchtete, dass sie uns die jungen Mädchen im nächsten Jahr nicht wieder herschicken würden. Und die arme Miss Bulstrode! Ach, es ist ja so traurig.«
    »Ja, ich weiß. Also – Sie machten sich Sorgen und konnten nicht schlafen – und dann?«
    »Dann – dann bin ich aufgestanden und habe zwei Aspirin genommen, und dann ging ich zum Fenster und zog den Vorhang zur Seite… warum, weiß ich selbst nicht… und dann… dann sah ich ein Licht in der Turnhalle.«
    »Was für ein Licht?«
    »Ein flackerndes Licht, wie… wie von einer Taschenlampe. Es war genau wie das Licht, das Miss Johnson und ich schon einmal bemerkt hatten – vielleicht war es etwas schwächer.«
    »Ja,

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