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Die Katze im Taubenschlag

Die Katze im Taubenschlag

Titel: Die Katze im Taubenschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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ich das gleiche Angebot noch vor zwei Wochen ganz bestimmt abgelehnt hätte… es wäre ganz unmöglich gewesen. Jetzt sieht es nur deshalb etwas anders für mich aus, weil ich eine große Verantwortung übernehmen und kämpfen müsste… Darf ich es mir überlegen, Miss Bulstrode?«
    »Selbstverständlich«, sagte Miss Bulstrode. Sie war noch immer erstaunt. Wie wenig man doch von seinen Mitmenschen weiß, dachte sie.
     
    Ann Shapland stand über ein Blumenbeet gebeugt. Als Miss Rich vorüberging, richtete sie sich auf.
    »Der Knoten von Miss Rich hat sich wieder mal aufgelöst«, stellte sie fest. »Warum lässt sie sich das Haar nicht abschneiden? Sie hat eine ganz gute Kopfform. Es würde ihr besser stehen und ließe sich leichter in Ordnung halten.«
    »Warum sagen Sie ihr das nicht selbst?«, fragte Adam.
    »Weil ich sie nur flüchtig kenne«, erwiderte Ann Shapland. Dann fuhr sie fort: »Glauben Sie, dass sich diese Schule halten wird?«
    »Schwer zu sagen… und woher soll ich das wissen«, entgegnete Adam.
    »Ich halte es jedenfalls für durchaus möglich«, sagte Ann Shapland. »Die alte Bully – so wird Miss Bulstrode von den Schülerinnen genannt – ist eine starke Persönlichkeit mit einer fast hypnotischen Wirkung auf die Eltern… Wann hat das Schuljahr angefangen? Vor einem Monat? Es erscheint mir wie eine Ewigkeit. Ich werde heilfroh sein, wenn es zu Ende ist.«
    »Kommen Sie zurück, falls die Schule weiter bestehen bleibt?«
    »Auf gar keinen Fall. Ich habe mehr als genug vom Internatsleben«, erklärte Ann emphatisch. »Ich eigne mich nicht dazu, ausschließlich in der Gesellschaft von Weibern zu leben. Außerdem mache ich mir nichts aus Morden; ich lese für mein Leben gern gute Kriminalromane, aber in der Wirklichkeit kann ich auf diese Dinge verzichten.« Sie fügte nachdenklich hinzu: »Ich glaube, ich werde Dennis heiraten und eine brave Hausfrau werden.«
    »Dennis? Ach ja, Sie haben mir neulich von ihm erzählt«, sagte Adam. »Das ist doch der, der immer unterwegs ist, nicht wahr? In Burma, Malaysia, Singapur, Japan… Ein sehr ruhiges Leben wäre das nicht. Ich glaube, Sie könnten einen Besseren finden.«
    »War das ein Antrag?«, fragte Ann.
    »Bestimmt nicht«, erwiderte Adam. »Sie sind eine ehrgeizige Frau. Sie würden doch keinen Hilfsgärtner heiraten.«
    »Nein, aber vielleicht einen von der Polizei.«
    »Ich bin nicht bei der Polizei«, protestierte Adam.
    »Natürlich nicht«, erwiderte Ann ironisch. »Wahren wir die Form! Sie sind nicht bei der Polizei. Shanda ist entführt worden, alles ist in bester Ordnung… Trotzdem begreife ich nicht, wieso Shanda plötzlich in Genf aufgetaucht ist. Ich verstehe auch nicht, dass Ihre Leute sie nicht daran hindern konnten, das Land zu verlassen. Wie war das möglich?«
    »Meine Lippen sind versiegelt«, gab Adam zur Antwort.
    »Weil Sie keine Ahnung haben«, sagte Ann.
    »Ich gebe zu, dass es Monsieur Hercule Poirot war, der uns auf einen guten Gedanken gebracht hat«, bemerkte Adam.
    »Was? Der drollige kleine Kerl, der Julia zurückgebracht hat?«
    »Ja, er ist ein berühmter Privatdetektiv.«
    »Gewesen«, erwiderte Ann geringschätzig.
    »Was er im Schilde führt, weiß ich allerdings nicht«, fuhr Adam fort. »Er hat sogar einen seiner Freunde veranlasst, meine Mutter aufzusuchen.«
    »Ihre Mutter? Warum?«, fragte Ann.
    »Keinen Schimmer. Er scheint ein krankhaftes Interesse für Mütter zu haben. Er hat auch Jennifers Mutter aufgesucht.«
    »War er auch bei der Mutter von Miss Rich und bei der Mutter von Chaddy?«
    »Miss Rich hat keine Mutter mehr, sonst wäre er bestimmt auch zu ihr gegangen«, sagte Adam.
    »Miss Chadwick erzählte mir, dass ihre Mutter in Cheltenham lebt. Sie ist über achtzig. Die arme Chaddy sieht selbst nicht viel jünger aus… Dort kommt sie übrigens.«
    Adam blickte auf. »Ja, sie ist in den letzten Wochen sehr gealtert.«
    »Weil sie die Schule wirklich liebt, sie ist ihr ganzes Leben«, erklärte Ann. »Der Gedanke an den Verfall von Meadowbank ist ihr unerträglich.«
    Miss Chadwick sah tatsächlich zehn Jahre älter aus als am Tag des Schuljahrbeginns. Ihr Gesicht trug nicht mehr den Ausdruck zufriedener Geschäftigkeit, während sie sich mit müden, langsamen Schritten näherte.
    »Miss Bulstrode wünscht Ihnen verschiedene Anweisungen wegen des Gartens zu geben«, sagte sie zu Adam. »Bitte kommen Sie mit.«
    »Erst muss ich mal etwas Ordnung machen«, brummte Adam und verschwand in Richtung

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