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Die Katze in der Muelltonne

Die Katze in der Muelltonne

Titel: Die Katze in der Muelltonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Tanner
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ein zu Hause? Das fehlt mir noch. Geh fort, auf der Stelle. Sonst komme ich runter und zerkratze dich.“
    „Ich geh ja schon“, sage ich traurig.
    Also laufe ich weiter auf diesem Weg. Ein paar Tränen kullern heraus und rinnen zu meinem Bart hinunter, wo sie sich verfangen und dann in der Sonne verdunsten. Als ich mit der Zunge daran lecke, schmeckt es nach Salz. Da fängt mein Magen an zu knurren. Es ist ein polterndes Knurren, so als ob Oma Margit vom Küchentisch aufsteht. Dabei schiebt sie ihren Stuhl immer weit über den Dielenboden, sodass es durch das offene Fenster dröhnt, wie eine Herde Bullen auf der Flucht und ich im Gebüsch vor ihrem Haus aus dem Schlaf gerissen werde. So klingt das Knurren in meinem Magen also jetzt. Und wenn ich mich nicht sehr irre, dann bedeutet das, dass ich Hunger habe. Wann habe ich zuletzt gegessen? Lasst mich überlegen. Es wird wohl gestern Mittag gewesen sein. Da lag ein Wurstbrot auf der Wiese vor Tinos Haus. Er hatte es dorthin geworfen, bevor er zum Schulbus ging. Stattdessen hat er an einer Schokolade geknabbert. Tino ist verrückt. Das muss so sein. Denn wie kann man so ein leckeres Wurstbrot wegwerfen und dafür ein braunes Stück Kakao essen, das in den Zähnen hängen bleibt und nach gar nichts riecht. Essen muss herzhaft riechen. Das hat auch Mama immer wieder gesagt, wenn sie mit mir zusammen auf Futtersuche ging und mich zurückhielt, sobald ich an einem glasigen Bonbon schnupperte.
    Leider gibt es viele Hunde in unserer Straße, und gleich kommt der Hof von Felix. Der wohnt hinter einem Maschendrahtzaun. Felix ist nicht so dumm, wie Benno, dafür aber hinterhältig. Er muss eine Nase haben, die direkt nur angefertigt wurde, um Katzen zu riechen. Und wenn er Witterung aufnimmt, dann versteckt er sich hinter einem Busch und ich glaube, er grinst dann auch ein bisschen. Gehst Du dann an seinem Hof vorbei, schießt er plötzlich hervor und springt in eine Kuhle, die er sich unter dem Zaun gegraben hat. Sie ist nicht tief genug, um ihn hindurchkriechen zu lassen. Aber er kann mit den Pfoten nach dir haschen. Und wenn du sehr dicht am Zaun gehst, kriegt er dich vielleicht. Komisch ist, dass Felix nicht bellt, wenn er durch das Loch schaut. Er schnauft nur vor Erregung. Ich gehe nun lieber etwas schneller und überlege, warum er das Loch unter dem Zaun nicht tiefer ausgegraben hat. Vielleicht ist er faul oder doch ein dummer Hund.
     

 

     
    Gerade als ich an Felix vorüberlaufen will, bleibe ich stehen, wie vom Donner gerührt. Ein Duft hat sich in meiner Nase verfangen, der so lieblich ist, wie der Honig in den Blüten auf einer Sommerwiese. Aber Honig macht mich nicht satt. Doch der Duft, der jetzt in meiner Nase hängt, erinnert mich an eine Mahlzeit, die sich in mein Gedächtnis eingegraben hat, obwohl sie schon sehr lange her ist.
    Meine Mama kam damals sehr spät nach Hause. Sie humpelte auf einem Bein. Aber ihre Augen glänzten. Und im Maul trug sie einen kleinen Fisch vor sich her. Der hatte große Schuppen, die in der Abendsonne glänzten. Und er roch genauso, wie ein schönes Essen riechen soll. Der Geruch war eigenartig. Eben frisch, aber auch ungeheuer kräftig. So etwas Schönes hat es danach nie wieder zu essen gegeben. Mama hatte den Fisch aus einem Eimer gestohlen. Der Eimer kippte um und ein Mann schlug mit einer Rute nach ihr. Aber Mama hatte den Fisch schon im Maul und rannte davon. Leider war an der Rute auch eine Leine und der Mann konnte damit umgehen. So warf er die Leine aus und ein rostiger Eisenhaken verfing sich in Mamas Bein. Zwar konnte Mama sich losreißen. Aber der Haken hatte eine tiefe Wunde gerissen, die nie wieder zuheilte.
    An diesem Abend hatten wir die beste Mahlzeit unseres Lebens. Ich bekam einen ganz runden Bauch und musste in der Nacht auf dem Rücken schlafen. Ich glaube, ich bin noch nie so zufrieden gewesen. Doch am nächsten Morgen hatte Mama Schmerzen im Bein. Die wurden immer schlimmer, bis sie eines Tages fortging. Da sah sie schon sehr krank aus. Nur noch Haut und Knochen. Sie wollte niemandem zur Last fallen. „Ich hab dir alles beigebracht“, sagte sie, bevor sie ging. „Nutze das. Du musst nun allein dafür sorgen, dass du satt wirst.“ Dann war sie fort. Einfach so. Anfangs dachte ich, das sei nicht so schlimm. Doch heute fehlt mir Mama sehr.
    Jetzt hängt also ein Geruch in meiner Nase, genauso herzhaft, wie damals. Mein Herz schlägt Purzelbaum. Und ich kann den Fisch schon vor meinen Augen sehen,

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