Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Katze namens Eisbär

Die Katze namens Eisbär

Titel: Die Katze namens Eisbär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cleveland Amory
Vom Netzwerk:
Boot. Er wäre genau auf den Draht gefallen, wenn ich ihn nicht gepackt hätte. Ich hielt ihn fest, und wir schlugen ein paarmal krachend gegen die Gefahr, ehe wir zu ihrem Heck abgetrieben wurden. Ich hatte hinreichend Gelegenheit, mir ein Bild von dem Schaden zu machen, den ich angerichtet hatte. Die Eagle hatte genau an der Wasserlinie ein Loch in die Gefahr geschlagen, und es war kein kleines Loch. Ich sah, wie das Wasser glucksend hineinströmte.
    Als guter Segler wußte ich, was ich zu tun hatte, und hielt direkt auf den Pier zu. Nachdem ich das Segel eingeholt hatte, machte ich das Boot einfach an einer Klampe fest und rannte mit Brookie an der Seite zum Haus des Eigentümers der Gefahr.
    Er kam selbst zur Tür.
    »Oh, hallo, Clippie«, rief er, meinen Spitznamen gebrauchend. »Und Brookie auch!« Er gab ihm einen Klaps. »Kommt herein, ihr beiden. Möchtet ihr etwas zu trinken? Ich werde James gleich sagen, daß er Brookie eine Schale Wasser holen soll.«
    Ich sagte hastig, wir wären beide nicht durstig, ich müßte ihn dringend sprechen. Es sei etwas passiert.
    Er tätschelte mir den Kopf. »Ach, so eilig wird das nicht sein, Clippie«, sagte er.
    Ich entgegnete, es sei sogar sehr eilig, und während er James befahl, für Brookie Wasser zu bringen, gestand ich ihm, daß ich ein Loch in sein Boot geschlagen hatte.
    Aber nicht einmal das schien ihn zu kümmern. »Mach dir keine Sorgen«, meinte er. »Ich sag meinem Mann Bescheid, und der repariert das morgen. Komm, setz dich.«
    »Sir«, rief ich aufgeregt. »Das geht nicht. Das Boot sinkt.«
    Erst da lief er zum Fenster und sah zu seinem Schiff hinaus, das zwar noch nicht sank, aber immerhin inzwischen ganz schön Schlagseite hatte.
    »Du lieber Gott!« rief er und rannte, ohne weiter auf mich zu achten, zum Pier hinunter.
    James, der inzwischen das Wasser für Brookie gebracht hatte, reichte mir ein Glas Orangenlimonade. Aber ich war überhaupt nicht durstig, und Brookie ebensowenig. Brookie wußte immer sofort, wenn etwas nicht in Ordnung war, und der Traum tat ihm genauso unrecht wie mir.
    Der vierte Teil des Traums war so verlogen wie alles andere und schlug dem Faß wirklich den Boden aus. Brookie und ich befanden uns plötzlich in der Todeszelle, und wir saßen dort, weil wir beide des Mordes für schuldig befunden worden waren. Wir hatten angeblich die Erzieherin ermordet.
    Die ganze Hintergrundgeschichte fehlte wie bei allen anderen Traumteilen. Ich hatte die Erzieherin nicht ermordet – ich hatte nur versucht, sie außer Gefecht zu setzen. Der Hintergrund war sehr wichtig. Es war nämlich so: Nachdem unsere letzte Erzieherin gegangen war, beschlossen meine Eltern, eine neue zu engagieren. Mein Bruder und ich waren mit diesem Beschluß absolut nicht einverstanden. Erzieherinnen mochten für Heulsusen ganz in Ordnung sein, auch noch für unsere Schwester – sie war vier –, aber zwei erwachsenen Männern von achtdreiviertel und elfeinviertel eine vor die Nase zu setzen, war eine Beleidigung.
    Die Frauen, die sich um den Posten bewarben, wurden jeweils von meinen Eltern zu einem Gespräch gebeten, das im Wohnzimmer stattfand. Nachdem mein Bruder und ich Kriegsrat gehalten hatten, beschlossen wir, zunächst einen Späher nach unten zu schicken, der das Gespräch mit der Kandidatin belauschen sollte. »Wir müssen auf die Achillesferse achten«, erklärte mein Bruder mir streng. »Jede von ihnen hat eine Achillesferse, wir müssen sie nur finden.«
    Ich hatte keine Ahnung, was eine Achillesferse war, aber ich dachte mir, wenn ich die Erzieherin dazu bringen könnte zu laufen und ihr dann Brookie hinterherhetzte, würde der sie schon in die Achillesferse zwicken. Das tat er nämlich mit Vorliebe.
    Kurz und gut, bei den ersten beiden Erzieherinnen klappte unser Kriegsplan ausgezeichnet. Die eine ging gleich am ersten Tag wieder. Unsere Aufklärungstätigkeit hatte erbracht, daß sie vor Hunden Angst hatte. Wir rieten ihr also dringend, Brookie fernzubleiben, da er Frauen nicht möge und früher einmal Polizeihund gewesen sei. Bei der zweiten Erzieherin brauchten wir länger. Sie hatte nichts gegen Brookie, aber sie legte Wert auf ihre freien Abende. Keinesfalls wollte sie nach Arbeitsschluß von uns gestört werden, erklärte sie unseren Eltern. Unser Kriegsplan für diese Dame sah die Mitwirkung eines unserer Freunde vor. Joe Burnett hatte sich mit seinen Eltern gestritten und wollte durchbrennen. Er wollte in den Westen, erzählte mir mein Bruder, und

Weitere Kostenlose Bücher