Die Katze namens Eisbär
eingehender Beratung mit unserem Vater beschlossen wir, den Dienstboten ihr Geld zurückzugeben. Wir fanden, unser Vater zeige herzlich wenig Verständnis in dieser Situation, und sein Verständnis nahm weiter ab, als wir ihm erklärten, durch die von ihm angeordneten Maßnahmen würde ein Börsenkrach heraufbeschworen, der vielleicht auch unsere Schulfreunde in Mitleidenschaft ziehen würde. Daraufhin mußten wir denen ihr Geld auch zurückgeben, und die schönen Baseballhandschuhe mußten wir verkaufen.
Um auf diesen hanebüchenen Traum zurückzukommen, so war der dritte Teil genauso absurd wie die beiden ersten Teile. In diesem dritten Teil fuhren Brookie und ich auf hoher See; ich rammte ein feindliches Schiff, das ruhig vor Anker lag, und Brookie stürzte über Bord. Alles Verleumdung. Erstens war das Boot, das ich rammte, ein Motorboot; zweitens ist Brookie nie über Bord gegangen. Und drittens habe ich nicht einfach absichtlich ein vertäutes Boot gerammt. Ich tat es aus einem zwingenden Grund. Ich tat es, um Brookie zu retten.
Die wahre Geschichte begann in Peaches Point, in der Nähe von Marblehead, wo wir, wiederum in einem der fetten Jahre, den Sommer verbrachten. Mein Vater hatte ein großes Rennboot, eine »Q«, wie die Boote dieser Klasse hießen, und einen Mann dazu, der das Messing des Steuerrads, der Winden und der Spannschrauben polieren mußte. Ich meinerseits hatte ein kleines Katboot und hatte mich in diesem Sommer mit einem anderen Katbootskapitän zu einem Rennen verabredet. Der Verlierer würde den ganzen Sommer über der Schiffsjunge des Siegers sein. Ich gewann das Rennen.
Tja, nun hatte ich zwar einen Schiffsjungen, aber ich wußte nicht, was ich mit ihm anfangen sollte. An meinem Boot gab es nämlich kein Messing, das er hätte putzen können. Einem geringeren Skipper wäre dieses Problem vielleicht unlösbar erschienen, aber nicht mir. Mit Brookie an Bord hißte ich die Segel der Eagle, so hieß mein Boot, und nahm Kurs auf den Hafen von Marblehead und die berühmte Graves-Werft.
Als ich anlegte, kam Selden Graves, der Eigentümer der Werft, persönlich an das Pier, um mich zu begrüßen. Er war ein hoch aufgeschossener, wortkarger Mensch, aber in dem verwitterten Gesicht spielte immer der Anflug eines Lächelns.
»Hallo, Käpt’n Amory«, sagte er und gab Brookie einen freundlichen Klaps. »Was kann ich für dich tun?«
Ich erklärte ihm, ich wolle für die Eagle ein Steuerrad mit viel Messing haben, weil ich bei einem Rennen einen Schiffsjungen gewonnen hätte und der jetzt nichts zu polieren habe. Mit ernster Miene sah Graves sich mein kleines Boot an.
»Hm«, meinte er, »ich kann mich nicht erinnern, daß wir ein Katboot schon mal mit einem Steuerrad ausgestattet haben, aber ich wüßte nicht, warum es nicht möglich sein sollte. Du und Brookie müßt aber auf den Draht achten. Er verläuft dann genau hier.«
Er zeigte mir den Verlauf des Drahts, der sich in der Mitte quer durch das Boot ziehen und an den Seiten nach rückwärts zum Ruder laufen würde. Ich versicherte ihm, der Draht werde mich nicht stören, und Brookie sicher auch nicht.
Noch am selben Nachmittag bekam ich mein Steuerrad und segelte bei einer schönen steifen Brise heimwärts. Brookie lag wie immer, die Nase in den Wind gereckt, in dem kleinen Raum zwischen einer der Fockstangen und dem Mast. Aber als wir uns Peaches Point näherten, hatte der Wind stark aufgefrischt, und während ich mit knatterndem Segel auf den Pier zuhielt, merkte ich zum erstenmal, daß sich mit einem Rad nicht so leicht steuern ließ wie mit einem Ruder. Gleichzeitig wurde mir klar, daß ich es bei diesem scharfen Wind nicht zu meinem Liegeplatz schaffen würde; ich mußte wenden und einen neuen Anlauf nehmen. Als ich das tat, steuerte ich genau auf ein großes Motorboot zu, das dem reichsten Bewohner von Peaches Point gehörte. Ich weiß nicht, was für einen Namen es trug; wir nannten es immer nur die Rote Gefahr, weil es knallrot war.
Daß mein Traum es mir so hinstellen wollte, als hätte ich das Boot absichtlich gerammt, war empörend. Ich hatte überhaupt keine Wahl. Wenn ich versucht hätte zu lavieren, um das Heck der Gefahr zu umrunden, hätte ich das bei diesen starken Böen niemals geschafft. Und wenn ich zu kreuzen versucht hätte, wäre Brookie, der auf der Leeseite hockte, über Bord gegangen. Kurz und gut, wir rumsten also gegen die Gefahr. Brookie prallte erst gegen die Bootswand und dann wieder zurück in mein
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