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Die Katze namens Eisbär

Die Katze namens Eisbär

Titel: Die Katze namens Eisbär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cleveland Amory
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würde sich irgendwie durchschlagen müssen, aber vor seinem Aufbruch wollte er bei uns vorbeikommen und Proviant laden.
    Joe wollte in den frühen Morgenstunden aufkreuzen. Falls wir noch nicht auf sein sollten, würde er ein Steinchen an unser Zimmerfenster werfen, um uns zu wecken. Aber anstatt Joe zu sagen, wo unser Zimmer war, zeigte ihm mein Bruder das Zimmer der Erzieherin.
    Es klappte alles wie am Schnürchen. Mein Bruder hatte herausgefunden, daß die Erzieherin einen sehr gesunden Schlaf hatte, und als Joe es, genau wie wir gehofft hatten, müde wurde, Kieselchen nach Kieselchen an die Scheibe zu werfen, ohne daß sich etwas rührte, schleuderte er schließlich einen richtigen Stein hinauf, der durch das Fenster mitten ins Schlafzimmer der Erzieherin flog. Joes Fluchtpläne waren damit leider vereitelt, da unsere Eltern sofort die seinen informierten, aber wir konnten uns ins Fäustchen lachen. Schon am Mittag hatte die Erzieherin unser Haus verlassen.
    Die dritte Erzieherin allerdings war eine harte Nuß. Sie war Engländerin, hieß Miß Quince und schien überhaupt keine Achillesferse zu haben. Das einzige, was sie nicht mochte, waren, wie wir erkundeten, Spiele jeglicher Art. Aber obwohl wir sie stundenlang mit Domino und Mah-Jongg, mit Mühle und Dame, ja sogar mit Krocket auf Trab hielten, konnten wir sie nicht vertreiben.
    Doch zurück zu dem Traum, der vorspiegelte, Brookie und ich hätten sie getötet und säßen nun deshalb in der Todeszelle. Das war natürlich absurd. In Wirklichkeit war es ganz anders: Eines späten Nachmittags, kurz vor dem Abendessen, spielten mein Bruder und ich mit Miß Quince Krocket. Ich hatte gerade ihre Kugel ins Gebüsch gestoßen und hatte noch zwei Schläge auf das letzte Tor. In diesem Moment verkündete Miß Quince – sie war eine echte Spielverderberin –, es sei Zeit zum Abendessen und das Spiel beendet. Ich tat gar nichts Schlimmes, ich sagte ihr nur, was ich von ihrer Entscheidung hielt, aber da stürzte sie schon auf mich los. Ich packte meinen Schläger, schwang ihn einmal im Kreis über meinen Kopf und zog ab. Ich zielte wirklich nicht auf ihren Kopf, ich zielte auf ihre Achillesferse. Aber da sie direkt auf mich zukam, konnte ich kaum damit rechnen, diese zu treffen. Ich traf sie statt dessen unter dem Knie, und sie fiel um wie ein gefällter Baum. Sie stand auch nicht wieder auf. Mein Bruder und Brookie waren zuerst bei ihr. Mein Bruder sah sie lange aufmerksam an. »Ich glaube«, sagte er dann sachlich, »du hast sie umgebracht.«
    Das stimmte natürlich nicht. Der Traum übertrieb die ganze Geschichte maßlos und ließ den springenden Punkt völlig außer acht: daß mein Bruder und ich nämlich einen großen Sieg errungen hatten. Am folgenden Morgen ging Miß Quince, und meine Eltern beschlossen, nur noch für meine Schwester eine Erzieherin zu engagieren – da mein Bruder und ich dafür inzwischen zu groß seien. Sicher, ich bekam nach diesem Zwischenfall die schlimmste Tracht Prügel meines Lebens, aber mit einer Exekution war das keineswegs zu vergleichen. Und wäre Brookie bestraft worden, wie das im Traum dargestellt wurde, so wäre das ein schrecklicher Justizirrtum gewesen. Während mein Bruder und ich Miß Quince nur anstarrten, solange sie dalag, rannte Brookie schnüffelnd um sie herum und versuchte, ihr Gesicht zu finden. Und das brachte Miß Quince schließlich wieder auf die Beine. Sie hatte nichts gegen Brookie, aber seine Vorstellung von künstlicher Beatmung behagte ihr nicht sonderlich.
    Das Finale des Traums war der absolut schlimmste Teil. Wieder sollten Brookie und ich hingerichtet werden, diesmal jedoch von einem Exekutionskommando, das aus lauter schwarzgekleideten Nonnen bestand. Eine von ihnen kam mit zwei Taschentüchern auf uns zu, um uns die Augen zu verbinden.
    Und wieder fehlte die ganze Hintergrundgeschichte, wieder ging der Traum auf den wahren Konflikt nicht ein. Er spielte in meiner ersten Schule, die ganz in der Nähe unseres Hauses lag – darum war Brookie auch immer dort – und außerdem neben einem Nonnenkloster. Immer wieder beschwerten sich die Nonnen über den Lärm, den wir in der Pause machten, und eines Tages, als wir gerade wie immer »Gefangene befreien« spielten, kam es zur großen Krise. Brookie und ich hatten eben einen heldenhaften Lauf hingelegt und alle unsere Gefangenen durch Handschlag befreit, da standen plötzlich die Mutter Oberin und eine Schar Nonnen im Hof und redeten auf die Pausenaufsicht

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