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Die Katze namens Eisbär

Die Katze namens Eisbär

Titel: Die Katze namens Eisbär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cleveland Amory
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Kratzbäume, die je erfunden wurden, und alle anderen Mittel, Katzen davon abzuhalten, sich die Krallen zu schärfen, können nicht verhindern, daß Ihre Katze sich früher oder später einmal über Ihr Mobiliar hermachen wird. Man mag ihr die Krallen schneiden, soviel man will, eines Tages oder eines Nachts wird sie sich ausgerechnet das schönste Stück in der Wohnung aussuchen, um daran ihre Krallen zu schärfen.
    Aber läßt man ihr daraufhin die Krallen entfernen? Natürlich nicht. Man bestraft sie nicht einmal. Strafe ist sinnlos bei Katzen, wenn sie nicht augenblicklich erfolgt, und selbst dann hat sie meist keine Wirkung. Lieber sollten Sie einen Moment innehalten und sich nur eines überlegen – ist Ihnen dieses Möbelstück oder sogar Ihr gesamtes Mobiliar so wichtig wie Ihre Katze?
    Die Antwort ist sicher ein schlichtes Nein. Und dazu kann ich gleich eine passende Geschichte erzählen. Sie handelt, wie Sie gewiß schon erraten haben, von Eisbär und seinem Angriff auf mein liebstes Möbelstück. Es ist, oder besser, war ein sehr schöner alter Schachtisch, der einst dem General der Konföderierten Armee, Robert E. Lee, gehörte.
    Der Tisch ist mir so teuer, daß ich mit meinen Schachfreunden nie daran spiele – sie könnten ja etwas verschütten oder, was noch schlimmer wäre, mit der Zigarette ein Loch ins Holz brennen. Ich benutze den Tisch nur, wenn ich allein bin und mich mit irgendwelchen Schachproblemen befasse. Eisbär jedoch hat nie verstanden, daß mir dieser Tisch so wichtig ist, und eines Tages, als ich über einem Schachproblem brütete, sprang er herauf und sauste mit ausgestreckten Krallen über das edle Holz, bis er zum Stehen kam. Ich war entsetzt. Tiefe Kratzer in Robert E. Lees Schachtisch. Aber glauben Sie, ich hätte irgend etwas gegen Eisbär getan? Nein, ich tat gar nichts.
    Nein, ich tat nichts, denn mir fiel etwas ein: Ich erinnerte mich an einen Tag, an dem ich in einer ähnlichen Situation gewesen war wie jetzt Eisbär. Das geschah vor vielen Jahren, als ich in Scottsdale im Staat Arizona beim Vater von Miß Nancy Davis zu Gast war.
    Lassen Sie mich ein wenig ausholen: Ich hatte Nancy Davis Anfang der fünfziger Jahre kennengelernt, zu einer Zeit, als sie Ronald Reagan noch nicht begegnet war. Sie lebte damals als Schauspielerin in New York. Nachdem wir uns bei einer gemeinsamen Freundin kennengelernt hatten, gingen wir ab und zu miteinander aus. Einen Tag nach der Veröffentlichung meines zweiten Buches erzählte ich ihr, daß ich in Kürze auf Reisen gehen würde, um das Buch vorzustellen. Sofort wollte sie wissen, ob mich mein Weg auch nach Arizona führen würde, und als ich bejahte, meinte sie: »Dann müssen Sie dort bei meinem Vater wohnen. Er hat ein Haus in Scottsdale.«
    Schon am nächsten Tag rief mich Miß Davis an, um mir zu sagen, daß sie mit ihrem Vater gesprochen hatte. Er sei zwar nur am Freitagabend da, da er am Wochenende nach Chicago müsse, aber er habe darauf bestanden, daß ich das ganze Wochenende bleibe. Das Mädchen und die Köchin würden mich versorgen, das ganze Haus stünde mir zur Verfügung. Ich fand, das mache doch alles viel zuviel Mühe, aber sie wollte von meinen Protesten nichts hören. Ihr Vater, erklärte sie, freue sich auf meinen Besuch.
    Ich hatte ihren Vater nie kennengelernt, wußte aber, daß er ein hochangesehener Neurologe war, der bei Staat und Wirtschaft Millionen von Dollar für seine medizinische Fakultät an der Northwestern University in Chicago lockergemacht hatte.
    Als ich Freitagabend in seinem Haus ankam, empfing er mich persönlich und nahm mich sehr herzlich auf. Nachdem er mir mein Zimmer gezeigt hatte, führte er mich durch das ganze Haus, um mich mit den übrigen Räumlichkeiten vertraut zu machen. Scottsdale, das später zu einer der vornehmsten Vorstädte aufsteigen sollte, war damals noch ein relativ schlichter kleiner Ort irgendwo in der Wüste. Das Haus der Familie Davis jedoch war keineswegs schlicht. Es war luxuriös eingerichtet und prunkte mit einer Sammlung kostbarer antiker Möbel und wertvoller Kunstgegenstände. Dr. Davis’ besonderer Stolz war der Schreibtisch in seinem Arbeitszimmer, der, wie er mir erzählte, einmal Alexander Hamilton gehört hatte.
    Beim Cocktail wurde mir bald klar, daß Dr. Davis selbst auch Alexander Hamilton gehörte, zumindest was seine politischen Ansichten anging. Als das Abendessen serviert wurde, war unser Gespräch recht mühsam geworden, und noch ehe wir unsere Suppe

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