Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Katze namens Eisbär

Die Katze namens Eisbär

Titel: Die Katze namens Eisbär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cleveland Amory
Vom Netzwerk:
Tigerkater, konnte ganz außergewöhnliche Kunststücke. Aber obwohl er diese seit Jahren öffentlich vorführte, mußte man ihn jedesmal überlisten, wenn man ihn zu Aufnahmen in seinen Katzenkoffer kriegen wollte. Und auch dann tat er seine Arbeit, wie gesagt, nur gegen Belohnung, ein Röhrchen besonderer Vitamintabletten, die er mit Vorliebe fraß. Die anderen beiden Katzen waren genauso – Rhedd Butler, eine herrlich rote Katze, arbeitete nur, wenn sie wußte, daß sie hinterher sofort zu ihrem Lieblingsspielzeug sausen konnte; und Sally Seifi, wie sie wegen ihrer Arbeit in Seifenopern genannt wurde, bemühte sich nur, wenn sie hinterher ausgiebig gekrault und gebürstet wurde.
    Mrs. Hanrahan bat mich, im Wohnzimmer zu bleiben, während sie sich mit Eisbär ins Schlafzimmer zurückziehen wolle.
    »Ich möchte verschiedenes ausprobieren«, sagte sie.
    »Viel Glück!« hätte ich beinahe gesagt, verkniff es mir aber.
    Schon nach kurzer Zeit kam Eisbär wieder ins Wohnzimmer geflitzt, und Mrs. Hanrahan folgte dicht auf.
    »Ich sag’s Ihnen lieber ehrlich«, meinte sie und setzte sich wieder. »Er wird es nicht schaffen.« Da sie wohl glaubte, ich sei enttäuscht – obwohl ich in Wirklichkeit erleichtert war –, fügte sie hinzu: »Nehmen Sie es nicht zu schwer. Das Schwierigste für uns Abrichter ist, daß praktisch jeder, der eine Katze hat, glaubt, sie gehöre zum Film oder ins Fernsehen. Was meinen Sie, wie oft die Leute zu uns kommen, um uns zu zeigen, was ihre Katzen alles können. Aber die Kunststücke, die sie können, machen sie dann nicht. Sie machen sie zu Hause, aber nicht im Atelier.« Sie hielt einen Moment inne. »Der beste Dompteur in Hollywood, ein Mann, der mit Löwen, Tigern, Bären und Elefanten und weiß der Himmel was sonst für Tieren arbeitet, erzählte mir einmal, die größte Mühe bei der Dressur überhaupt hätte er mit einer gewöhnlichen Hauskatze gehabt.«
    So erleichtert ich persönlich über den Ausgang dieser Probe war, fragte ich mich doch, wie Eisbär das Ergebnis aufnehmen würde. Ich wußte zwar, daß ihm schon die Vorstellung, ein Filmkater zu werden, zuwider war, aber ich kannte ihn auch gut genug, um zu wissen, daß er in seiner widersprüchlichen kleinen Seele vielleicht immer noch die Illusion nährte, man würde ihn wenigstens für die Rolle in Betracht ziehen, auch wenn er sie am Ende natürlich ablehnen würde. Um ihn und vor allem mich zu beruhigen, hielt ich ihm schließlich einen kleinen Vortrag: Wenn schon ich, der seine Karriere überhaupt erst möglich gemacht hatte, nicht für geeignet gehalten werde, in dem Film mich selbst zu spielen, wie, um alles in der Welt, solle dann ausgerechnet er, dem alle Qualifikationen fehlten, als ernst zu nehmender Anwärter auf die Rolle des Eisbär angesehen werden? Ich hätte wenigstens eine gewisse Bühnenerfahrung. Ich hatte einmal im Krippenspiel in der Schule einen unvergeßlichen Hirten abgegeben – wenigstens so lange, bis sie ein echtes Schaf angeschleppt hatten und Brookie, der Schäferhund, meinen Part übernommen hatte.
    Ich ging aber noch einen Schritt weiter. Ich stellte mit aller Sorgfalt eine Liste von Leuten, wenn auch nicht Katzen, zusammen, die in den Filmen, die über ihr Leben gedreht wurden, auch nicht selbst spielen durften. Hat etwa Charles Lindbergh, fragte ich Eisbär, Charles Lindbergh gespielt? Oder Glenn Miller Glenn Miller? Hatte Monty Stratton Monty Stratton gespielt? Eisbär kannte Monty Stratton nicht, aber das machte nichts. Die Antwort auf meine Fragen lag auf der Hand. Alle drei waren von James Stewart dargestellt worden. Spielte Thomas A. Edison sich selbst? Spielte Clarence Darrow Clarence Darrow? Natürlich nicht – Spencer Tracy verkörperte Edison und Darrow. Ich konnte ihm noch zahllose weitere Beispiele geben. Die Schauspielerin Frances Farmer wurde im Film von Jessica Lange verkörpert. Die Sängerin Loretta Lynn wurde von Sissy Spacek gespielt; selbst Boxer wie Rocky Graziano und Jake Lamotta mußten sich gefallen lassen, daß andere sie darstellten, nämlich Paul Newman beziehungsweise Robert DeNiro. Mindestens ein Dutzend Schauspielerinnen, erklärte ich ihm, waren schon Jacqueline Kennedy gewesen, und was Charlton Heston anging, der doch selbst schon jede Menge berühmter Persönlichkeiten verkörpert hatte, so würden sie den, wenn sie sein Leben verfilmen sollten, wahrscheinlich von Ronald Reagan spielen lassen.
    Kurz, gerade als ich meinte, alles ein für allemal geregelt zu

Weitere Kostenlose Bücher