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Die Katze namens Eisbär

Die Katze namens Eisbär

Titel: Die Katze namens Eisbär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cleveland Amory
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    Erst da dämmerte mir, was geschehen war. Was ich danach zu tun hätte, fragte ich, mittlerweile genauso aufgeregt wie Marian.
    »Sie schlafen wieder ein«, antwortete sie.
    Das gefiel mir nicht besonders, aber gleich war ich wieder ganz Schauspieler und fragte, wie lang mein Text denn überhaupt sei.
    »Sechs Zeilen«, antwortete sie, »die, die ich Ihnen eben zitiert habe, nicht mitgezählt.«
    Nun, die Rolle des Hamlet war das nicht gerade, aber jeder muß mal klein anfangen. Eines wußte ich jetzt immerhin – wie ich zu der Rolle gekommen war. Rein durch Zufall hatte ich mit meinem kleinen Gag vor der versammelten Besetzungsmannschaft ziemlich genau den Ton getroffen, der bei dem Filmbutler gefragt war. Und Danny, der nach England wollte, um unter anderem einen echt englischen Butler aufzutreiben, und der wie sein Vater immer gern sparte, hatte sich überlegt, daß mit ein bißchen Proben auch ich diese Rolle übernehmen könnte.
    Als ich wieder in New York war, fragte ich mich, wie ich Eisbär diese Wendung der Dinge beibringen sollte. Da hatte ich ihm erzählt, einer der Gründe, warum er nicht im Film spielen könne, sei, daß auch ich nicht spielte, und nun war ich – genaugenommen hinter seinem Rücken – ohne ihn unter die Schauspieler gegangen. Mein erster Gedanke war, ihn nach Newport mitzunehmen, um ihm an Ort und Stelle zu beweisen, daß ihm das Filmemachen überhaupt nicht liegen würde. Doch dieser Plan fiel flach, als Marian mir sagte, daß wir in einem Motel wohnen würden.
    Eisbär und ich waren nur einmal in einem Motel abgestiegen, und er war davon überhaupt nicht angetan gewesen. Schon als ich bei der Bestellung seiner abendlichen Portion Katzenkräcker erst des langen und breiten erklären mußte, was Katzenkräcker waren, war mir klar, daß ein Motelaufenthalt für uns nicht wieder in Frage kam. Aber ganz abgesehen von Eisbärs Ansichten über Motels fand ich die Vorstellung, in einem Motel zu wohnen, unerhört. Und das auch noch in Newport – einem Ort, wo man zu meiner Zeit sogar ein Hotel verschmäht hatte. Einfach undenkbar! Ich beschloß daher, keinen weiteren Gedanken daran zu verschwenden.
    Alles in allem war ich froh, daß ich Eisbär nicht mitgenommen und gleicher Demütigung unterworfen hatte. Ich merkte allerdings bald, daß meine Vorurteile nicht ganz berechtigt gewesen waren. Tatsächlich nämlich hatten Marian und ich vom Moment unserer Ankunft an großen Spaß. Die Schauspielerei ist einfach amüsanter als das Schreiben – einerseits, weil alles amüsanter ist als Schreiben, andererseits, weil man dabei nicht ständig mutterseelenallein vor sich hin ackert. Man gehört zu einer Gemeinschaft.
    John Huston war zu krank, um seine Rolle übernehmen zu können, und Robert Mitchum war für ihn eingesprungen; aber wenn zum Beispiel Lauren Bacall sich bei den Aufnahmen über ihren Text aufregte, nun, dann war ich da, um sie zu beruhigen. Wenn Anjelica Huston einen Rat brauchte, dann war ich da, um ihn ihr zu geben. Wenn Robert Mitchum einen schwarzen Tag hatte – tatsächlich hatte er gerade an den Tagen, als ich da war, nichts zu tun –, wäre wieder ich da, um in die Bresche zu springen.
    Innerhalb weniger Stunden hatte ich sogar so viel Selbstbewußtsein gewonnen, daß ich es wagte, mit Harry Dean Stanton zu konkurrieren, der als Cockney-Kumpel des Helden, Tony Edwards, eindeutig der komischste Typ der ganzen Truppe war. Und ich war nicht einmal gekränkt, als er mir riet, ich solle während des Drehens nicht auf die Monitore schauen und mir auch abends die Muster nicht ansehen.
    »Wenn Sie es tun«, sagte er, »bringt Sie das für morgen aus dem Tritt.«
    Aber ich hatte längst das Gefühl, daß nichts mich aus dem Tritt bringen könnte. Besonders vergnüglich fand ich die Picknicks mit den Komparsen, die in Bussen aus Boston angekarrt wurden. Manche konnten noch Geschichten über Greta Garbo und Rudolph Valentino erzählen. Nur einmal saß ich mittags einsam und allein, aber weil ich es so wollte. Ich mußte, wie ich erklärte, an meinem Text arbeiten – auch wenn er an diesem Nachmittag nur eine einzige Zeile umfaßte.
    Monate später, als der Film in die Kinos kam, bildete ich mir ein, nun würde mir der Briefträger meine Post in Waschkörben bringen müssen. Aber das war Illusion. In Wirklichkeit bekam ich ganze zwei Briefe, und in dem einen schrieb man mir, ich hätte nicht gerade geglänzt. Aber ein Star kann selbstverständlich seine Leistung nicht

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