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Die Katze namens Eisbär

Die Katze namens Eisbär

Titel: Die Katze namens Eisbär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cleveland Amory
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einer Gegenfrage beantwortet. »Ich fragte Freddie, was er in meiner Welt zu schaffen habe, und beinahe augenblicklich kam die Gegenfrage, was ich denn in seiner Welt zu schaffen hätte. Ich fragte ihn, warum die Fliegen uns Menschen so schlecht behandelten; sofort fragte er dagegen, warum wir Menschen die Fliegen immer so schlecht behandelten.«
    Wenn Mr. Boone nicht nur mit Strongheart, sondern auch mit Ameisen und Fliegen Gespräche führen konnte, dann mußte eine solche Verständigung doch auch zwischen mir und Eisbär möglich sein. Ich hatte immerhin zehn Jahre lang, wenn auch nicht telepathische, so doch sehr direkte Gespräche mit ihm geführt. Dennoch, wenn ich als blutiger Kommunikationsamateur jetzt Profi werden wollte, war es wahrscheinlich höchste Zeit für mich, mir bei anderen Professionellen Rat zu holen. Ich entschied mich, nachdem ich die Lektüre von Mr. Boones Buch abgeschlossen hatte, für Beatrice Lydecker, eine Frau, die mir einmal erzählt hatte, sie könne sich mit mehr Tieren verständigen als jeder andere.
    Ich hatte Mrs. Lydecker vor Jahren in Kalifornien kennengelernt – damals hatte ich Eisbär noch nicht, oder vielmehr, er hatte mich noch nicht –, aber ich erinnerte mich, daß Mrs. Lydecker mir erzählt hatte, sie sei zwar über Pferde mit Tieren ins Gespräch gekommen, habe aber auch mit Hunden und Katzen großen Erfolg gehabt. Eine ihrer ersten Klientinnen war eine Frau mit zwei Katern gewesen, von denen einer immer wieder ihre Möbel bespritzte. Die Frau hatte wissen wollen, wer von den beiden der Sünder war, und hatte sich mit dem Problem an Mrs. Lydecker gewandt. Ich fragte Mrs. Lydecker, wie sie es gelöst habe.
    »Ich habe die beiden einfach gefragt«, antwortete sie, »und der Schuldige hat sofort gestanden.«
    Ich machte kein Hehl aus meiner Verwunderung.
    »Der Missetäter gibt seine Schuld immer zu«, erklärte mir Mrs. Lydecker. »Tiere sind sehr ehrlich, wenn man ihnen direkte Fragen stellt.«
    Ich muß sagen, ich hatte schon damals meine Zweifel an der Richtigkeit dieser Behauptung. Seit ich Eisbär habe, sind sie gewachsen. Oft habe ich ihn ganz direkt gefragt, wenn er etwas angestellt hatte – zum Beispiel über den Mülleimer hergefallen war, weil er irgend etwas suchte –, aber nie hat er mir eine direkte Antwort gegeben. Der Schlaumeier bot mir, wie ich schon erwähnte, immer nur indirekt seine Hilfe bei der Suche nach dem geheimnisvollen Täter an. Kurz und gut, jetzt, da ich mich entschlossen hatte, die Kommunikation zwischen ihm und mir zu verbessern, nahm ich mir vor, mit Mrs. Lydecker bei ihrem nächsten Aufenthalt in New York einen Termin zu vereinbaren.
    Als Mrs. Lydecker mit ihrer Assistentin in der Wohnung erschien, war das Eisbär natürlich zuviel. Er verzog sich augenblicklich ins Schlafzimmer. Verlegen wollte ich ihm nach, um ihn zurückzuholen, aber Mrs. Lydecker hielt mich auf.
    »Nein«, sagte sie. »Ich werde Ihnen sagen, wo er ist. Das spart Ihnen Zeit.«
    Sie schloß die Augen, als wolle sie sich in tiefe Meditation versenken. Aber schon einen Moment später öffnete sie sie wieder und sagte zu mir: »Ich sehe ihn in der Nähe von Wasser.«
    Im Badezimmer vielleicht, meinte ich, aber Mrs. Lydecker schüttelte den Kopf.
    »Nein«, erklärte sie. »Er ist zwar in der Nähe von Wasser, aber so nahe auch wieder nicht.«
    Dann bliebe nur das Schlafzimmer, sagte ich.
    Mrs. Lydecker strahlte. »Richtig, dort ist er«, bestätigte sie. Wieder wollte ich los, um ihn zu holen, und wieder hielt sie mich auf. »Nein«, sagte sie. »Ich brauche ihn nicht. Ich werde mit Ihnen darüber sprechen, wie Sie sich mit ihm verständigen können.«
    Mrs. Lydecker erzählte mir, daß sie schon seit ihrer frühen Kindheit mit Tieren »gesprochen« habe. Kinder, erklärte sie, können sich mit Tieren besser verständigen als Erwachsene, weil sie, wie sie es ausdrückte, »nonverbale Sprache« besser verstehen und weil sie noch nicht gelernt haben, in Tieren Wesen zu sehen, die anders sind als wir. In der Schule, erläuterte sie mir, verlieren die Kinder ihre Fähigkeit zur nonverbalen Kommunikation weitgehend, sobald sie tiefer in die Möglichkeiten verbaler Kommunikation eingeführt werden.
    Mrs. Lydecker machte kein Hehl daraus, daß ihrer Meinung nach Frauen Tiere besser verstehen können als Männer. »Männern«, sagte sie streng, »ist das nicht gegeben, weil sie nichts als Logik und Statistik im Kopf haben.«
    Das wirkte wie eine Ohrfeige auf mich. Da

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