Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Katze namens Eisbär

Die Katze namens Eisbär

Titel: Die Katze namens Eisbär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cleveland Amory
Vom Netzwerk:
diese Kriegslist nur ausgedacht hatte, um die Kellnerin dazu zu bewegen, mir die Rechnung zu geben. Meine Erklärungen halfen nichts. Fast ein Jahr lang hörte ich nichts mehr von George.
    Ich habe übrigens auch nie mehr etwas von einem Film namens Die Katze, die zur Weihnacht kam gehört. Was, wie ich hinzufügen möchte, ganz in Eisbärs Sinn war.
    6. Ein Herz für Tiere
    Als kleiner Junge hatte ich eine Lieblingstante. Sie hieß Lucy, und zu ihren, wie wir damals fanden, Eigenheiten gehörte es, daß sie überall streunende Hunde und Katzen aufzulesen pflegte. Viele von ihnen behielt sie bei sich im Haus, und wenn ich sie besuchte – was ich mit Leidenschaft tat –, durfte ich mit ihnen allen spielen.
    Diese Tante schenkte mir zu Weihnachten einmal ein Buch. Es hieß Black Beauty und wurde sofort mein Lieblingsbuch. Ich las diese bemerkenswerte Geschichte von der Unmenschlichkeit des Menschen gegenüber Pferden so oft, daß ich sie am Ende praktisch auswendig hersagen konnte.
    Nicht weniger bemerkenswert ist die Geschichte seiner Autorin, einer englischen Quäkerin namens Anna Sewell. Black Beauty ist das einzige Buch, das Miß Sewell je geschrieben hat. Sie war schon über fünfzig, als sie es zu schreiben begann, und so krank, daß sie sieben Jahre dazu brauchte und die letzten Kapitel diktieren mußte, weil sie vor Schmerzen keinen Bleistift mehr halten konnte. Sie verkaufte ihr Buch mit allen Rechten für lumpige zwanzig Pfund und starb wenige Monate nach seiner Veröffentlichung. Seinen ungeheuren Erfolg – es wurde zu einem der meistgelesenen englischen Bücher – konnte sie nicht mehr genießen.
    Die Geschichte, wie Black Beauty nach Amerika kam, wurde mir von meiner Tante Lu erzählt. Im Jahr 1868, zehn Jahre vor Erscheinen des Buches, wurden zwei Traber mit Namen Empire State und Ivanhoe vierzig Meilen über holprige Straßen von Brighton nach Worcester gehetzt. Das Rennen ging um ein Preisgeld von tausend Dollar. Die Pferde liefen mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von fünfzehn Meilen pro Stunde – und beide starben nach dem Rennen. Sie waren buchstäblich zu Tode gehetzt worden.
    Am folgenden Tag erschien im Boston Daily Adviser ein Brief mit folgendem Text:
    »Mir scheint, es ist höchste Zeit, daß jemand sich dieser Sache mit allem Ernst annimmt und zusieht, ob wir hier in Boston, wie andere in New York, nicht auch etwas unternehmen können, um dieser Grausamkeit gegen Tiere Einhalt zu gebieten… Ich jedenfalls bin bereit, Zeit und Geld beizutragen. Wenn es in Boston einen Verein oder einen Menschen gibt, mit dem ich mich in dieser Angelegenheit zusammentun kann oder der bereit ist, sich mit mir zusammenzutun, würde ich mich freuen, persönlich oder brieflich davon in Kenntnis gesetzt zu werden.«
    Der Brief war von einem Urgroßonkel von mir, einem gewissen George Thorndike Angell, unterzeichnet. Er war ein Großonkel meiner Tante Lu. In Reaktion auf diesen Brief des prominenten Anwalts und Philanthropen fand sich bald eine beeindruckende Gruppe angesehener Bürger zusammen, unter ihnen nicht nur bekannte Bostoner Kaufleute, sondern auch einige hervorragende Literaten. Schon vor Angell hatten Emerson, Thoreau, Oliver Wendell Holmes und John Greenleaf Whittier Grausamkeiten gegen Tiere angeprangert. Aber Angell ging weiter. Die »American Humane Education Society«, die nach seinem Brief an die Zeitung gegründet wurde, war die erste ihrer Art in den USA, und die erste Publikation der Gesellschaft war das Buch Black Beauty, das Angell als »das Onkel Toms Hütte der Pferde« bezeichnete. Es dauerte nicht lange, bis dieses Buch seinen Weg zu mehr als drei Millionen amerikanischer Leser und in praktisch jede Schulbibliothek des Landes fand.
    Auf mich machte das Buch einen so tiefen Eindruck, daß ich davon träumte, eines Tages eine solche Zufluchtsstätte für Tiere zu errichten, wie das Pferd Black Beauty sie schließlich findet. Heute hat der Tierschutz-Fonds in der Tat ein solches Refugium für Tiere. Es heißt nach dem Buch »Black Beauty Ranch«, und unter dem Namensschild über dem Tor der Ranch stehen folgende Zeilen:
    Ich habe nichts zu fürchten,
    Und hier endet meine Geschichte.
    Alle meine Kümmernisse sind vorbei,
    Und ich bin zu Hause.
    Die letzten Zeilen von Black Beauty, Anna Sewell
    Die »Black Beauty Ranch« in Murchison, Texas, im östlichen, grünen Teil des Staats gelegen, verdankt ihre Gründung nicht nur meinem Kindertraum, sondern auch ganz praktischen Erwägungen.

Weitere Kostenlose Bücher