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Die Katze namens Eisbär

Die Katze namens Eisbär

Titel: Die Katze namens Eisbär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cleveland Amory
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getrottet, und ich bin sicher, sie wußte genau, wie komisch das wirkte.
    Wir hatten lange vorher in der Öffentlichkeit bekanntgemacht, daß Burros leicht zu zähmen und als Haustiere für Kinder gut geeignet seien; sie seien, behaupteten wir, noch gutmütiger als Pferde, und rieten allen Eltern, ihren Kindern statt eines Ponys einen Burro zu schenken. Wir rührten die Werbetrommel, weil wir Plätze für unsere Burros brauchten; in Wirklichkeit wußten wir nicht, ob sie tatsächlich so gut zu haben waren; wir hatten keinerlei Beweis für die Richtigkeit unserer Behauptung. Den Beweis lieferte jetzt Friendly. Eben darum hatte ich ihr in jenen ersten Minuten auf der Koppel, als sie nur ruhig dagestanden und uns angesehen hatte, ohne davonzulaufen, den Namen Friendly gegeben. In meinen Augen hatte sie nicht nur dem Rettungsunternehmen im Grand Canyon und dem nachfolgenden Unterbringungsprogramm zum Erfolg verhelfen, sondern auch den weit umfangreicheren späteren Aktionen im Naval Weapons Center am China Lake und im Death Valley, bei denen mehr als fünftausend Burros insgesamt gerettet wurden.
    Ich konnte nicht sehen, ob Eisbär doch noch eifersüchtig wurde, als ich Friendly, wie ich das zur Begrüßung stets zu tun pflegte, fest umarmte, wenn auch diesmal nur mit einem Arm, da der andere ja von Eisbär besetzt war. Mir fiel aber dabei eine Episode ein, die sich zugetragen hatte, als Friendly hatte zusehen müssen, wie ich einen anderen Burro umarmte.
    Die Geschichte lag mittlerweile mehr als zehn Jahre zurück. Friendly war trächtig, als wir sie aus dem Grand Canyon holten, und brachte ihr Junges, das wir Friendly Zwei tauften, später auf der Ranch zur Welt. Ich sah ihr Kleines das erstemal, als sie mir mit ihm über die Weide entgegenkam. Bei mir angekommen, wollte sie mich wie gewohnt mit Kopfstoß begrüßen, aber plötzlich hielt sie inne, trat etwas zurück und schob mir ihr Kleines zu. Ich umarmte und streichelte das Eselchen, bis Friendly sich plötzlich – schneller, als sie vorher zurückgetreten war – dazwischendrängte, ihr Fohlen wegschubste und nun selbst ihren Kopf in meinen Bauch stieß. Es war geradeso, als wollte sie sagen, sie habe mir ja ihr Kleines gern gezeigt und auch nichts dagegen gehabt, daß ich es liebkoste, aber nun sei es wirklich genug. Ich solle gefälligst nie vergessen, daß sie Friendly Eins war und ihr Kleines Friendly Zwei.
    Diesmal jedoch war es Eisbär, der es für nötig hielt, meinem Austausch von Zärtlichkeiten mit Friendly Einhalt zu gebieten. Er strampelte und boxte so unmißverständlich, daß mir nichts anderes übrigblieb, als Friendly loszulassen und ihm zu erlauben, mich auch einmal in den Bauch zu stoßen.
    Es war sowieso Zeit geworden, die Tour fortzusetzen. Es waren noch viele andere Burros hier, die ich persönlich begrüßen wollte, einen im besonderen, der – ein seltener Fall – nach seiner Übernahme zu uns zurückgebracht worden war. Die Vorschriften des Tierschutz-Fonds zur Übernahme von Tieren sind streng. In unserem Vertrag heißt es, daß jedes Tier von uns wieder zurückgenommen werden kann, wenn »das Tier nach subjektiver Beurteilung des Fonds nicht ordnungsgemäß versorgt, getränkt, gefüttert, betreut wird usw.« und »nicht glücklich« ist. Dieser Burro war uns zurückgebracht worden, weil er, wie die Leute, die ihn aufgenommen hatten, behaupteten, »zu wild« und »überhaupt nichts mit ihm anzufangen« war. Um zwei Uhr eines Nachmittags kam er wieder hier auf der Ranch an, schon am Abend fraß er dem Knecht aus der Hand und ging auf alle Besucher, selbst völlig fremde, zutraulich zu.
    Nach den Burros kamen die Maulesel an die Reihe. Wir haben Dutzende auf der Ranch, und ihnen gilt unsere besondere Wertschätzung, weil ohne sie schwierige Rettungsaktionen nicht durchführbar gewesen wären. Mußten zum Beispiel die Esel von den Höhen herabgetrieben werden, auf die sie sich, wenn sie gejagt wurden, flüchteten, so verfolgten die Cowboys sie auf Mauleseln, die nicht nur klüger sind als Pferde, sondern auch wesentlich wendiger auf schwer begehbarem Höhengelände.
    Die Erklärung für die größere Klugheit und Wendigkeit des Maulesels ist einfach: Er ist dem Pferd überlegen, weil seine Mutter ein Burro war. Noch klüger als der Maulesel, behaupteten die Leute auf der Ranch, sei das Maultier, das ein Pferd zur Mutter und einen Burro zum Vater hat.
    Es waren aber auch, dachte ich mir, während ich sie betrachtete, wirklich

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