Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Katze namens Eisbär

Die Katze namens Eisbär

Titel: Die Katze namens Eisbär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cleveland Amory
Vom Netzwerk:
nicht eingesetzt werden durften – einer der wenigen Siege, die der Tierschutz-Fonds bis dahin für diese Tiere errungen hatte –, wurde gegen diese Vorschrift immer wieder verstoßen. Eine Frau, die Whitey besuchte, stellte fest, daß dies dasselbe Pferd war, das, wie sie selbst gesehen hatte, bereits sechs Wochen zuvor in der Hitze zusammengebrochen und dann von seinem Kutscher mit Fußtritten und Peitschenhieben wieder auf die Beine gezwungen worden war.
    Der New Yorker Rundfunksprecher Barry Gray sorgte dafür, daß der Fall Whitey zum öffentlichen Skandal wurde, und bewirkte, daß das Pferd, nachdem sein Eigentümer das Angebot des Tierschutz-Fonds, Whitey zu kaufen, ausgeschlagen hatte, doch aus der Stadt fortgebracht wurde. Eine weitere positive Folge der allgemeinen Empörung war der Erlaß neuer Gesetze, die den Einsatz von Kutschpferden während der Hauptverkehrszeiten verbieten und ihren Arbeitsbereich im wesentlichen auf den Central Park beschränken.
    Zum Abschluß unserer Pferderunde fuhren wir auf die weiter draußen liegenden Weiden hinaus, wo der Fonds seine Wildpferde hält. Das sind vielleicht die Tiere, für die sich der Fonds am nachdrücklichsten eingesetzt hat. Ich persönlich hatte große Hoffnungen für das Wohl der Wildpferde, als Präsident Reagan ins Amt kam. Er hatte immerhin einmal erklärt, »das Beste für die Seele eines Menschen ist das Herz eines Pferdes.« Doch Präsident Reagans Gefühle beschränkten sich anscheinend auf republikanische Pferde. Obwohl weniger als siebzigtausend Wildpferde auf staatlichem Gebiet weideten – im Vergleich zu viereinhalb Millionen Rindern und Schafen, deren Eigentümer die staatlichen Ländereien natürlich zu lachhaft niedrigen Tarifen pachten konnten –, setzten die Rancher des Westens und die Politiker, die nur ihre Handlanger waren, sich durch.
    Zusammentreibung nach Zusammentreibung wurde vom Kongreß genehmigt, und allein in den achtziger Jahren wurden dem »Bureau of Land Management« Millionen zusätzlicher Mittel für seine brutale Arbeit bewilligt. Es tat diese Arbeit, nebenbei bemerkt, fast nie selbst, sondern delegierte sie an irgendwelche Gesinnungsgenossen. Als ich einmal auf einem ihrer Weideplätze in Nevada war, fragte ich den Mann, der diese Verwahranstalt betrieb, ob ich seine Krüppel sehen könnte. »Ach, die sollten Sie sich besser nicht anschauen«, antwortete er, »und haben wollen würden Sie die bestimmt nicht. Manche können nicht mal laufen, und andere haben keine Augen mehr.« Dieser Mann, der nicht einmal einen Tierarzt in seinem Betrieb hatte, erhielt jeden Tag zehntausend Dollar.
    Ich möchte an dieser Stelle bemerken, daß Wildpferde auf der »Black Beauty Ranch« nicht »zugeritten« werden. Sie werden vielmehr »gezähmt.« Niemals nähert man sich ihnen während dieses Prozesses mit Autos oder auch nur zu Pferd; denn so wurden sie ursprünglich zusammengetrieben und eingefangen. Man nähert sich ihnen einzig zu Fuß. Nach dem ersten persönlichen Kennenlernen bringt man ihnen das Futter – das Getreide wird nur hingeworfen und liegen gelassen. Einen oder zwei Tage später bietet man dem Pferd mit der Hand einen Apfel oder eine Karotte an. Und erst nach mehreren Tagen, wenn das Pferd etwas Vertrauen gefaßt hat, kommt das erste, sehr sanfte Streicheln. Von dem Moment an, behaupten die Knechte, könnte ein Kind den Rest erledigen.
    Nach dieser Einführung in das Leben auf der Ranch meinte ich, es wagen zu können, Eisbär mit den größten Bewohnern bekannt zu machen – den Elefanten. Als wir uns Conga näherten und sie langsam auf uns zukam, hielt ich Eisbär ein wenig nach rückwärts – nicht, um ihn zu verunsichern, sondern um einen Blick in seine Augen werfen zu können. Sein Blick hatte, wie oft, wenn er müde war, etwas Eulenhaftes, aber abgesehen davon zeigte er zu meiner Erleichterung nur eine Art resignierter Bereitschaft, sich brav alles anzusehen, was ich ihm präsentierte. Conga, die auf Eisbär zweifellos noch gewaltiger wirkte als auf mich, zeigte sich, das muß ich sagen, ganz als die sanfte Riesin. Mit Eisbär in den Armen stellte ich mich an den Zaun, und selbst als Conga mit ihrem Rüssel herüberlangte, war Eisbär mehr fasziniert als geängstigt. Ich bin sicher, er fand es hochinteressant, daß Elefanten an beiden Körperenden Schwänze haben.
    Conga ist eigentlich immer freundlich, zu vertrauten ebenso wie zu fremden Besuchern, zu Menschen genauso wie zu Tieren, und läßt jeden an ihre

Weitere Kostenlose Bücher