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Die Katze namens Eisbär

Die Katze namens Eisbär

Titel: Die Katze namens Eisbär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cleveland Amory
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vorderen Extremitäten geschickter als die Katze. Es muß schlimm sein für Peg, ihr Leben lang ohne ihre Vorderpfote auskommen zu müssen. Wenn man sich vorstellt, daß buchstäblich Millionen von Tieren sich aus den Fallen der Menschen nur befreien können, indem sie ihr eigenes Bein abnagen, kann man wohl leicht einsehen, daß die Fallenstellerei zu den gemeinsten Grausamkeiten gehört, die Menschen Tieren antun.
    Am folgenden Morgen waren wir schon frühzeitig auf den Beinen. Es sollte ein ganz besonderer Morgen für Eisbär werden, er sollte nämlich ein Tier kennenlernen, das wie er zu den Prominenten gehörte, eines der bekanntesten Tiere der Welt.
    Er ist ein Schimpanse und heißt Nim. Geboren wurde er 1973 im »Institute for Primate Studies« in Oklahoma. Im Alter von zwei Wochen wurde er auf Anweisung von Dr. Herbert Terrace, einem Psychologen an der Columbia University, von seiner Mutter getrennt und nach New York gebracht. Hier sollte er im Heim einer von Dr. Terraces Schülerinnen, Stephanie LaFarge, in menschlicher Gemeinschaft aufwachsen, nachts in einem Kinderbett schlafen, bei Tag Kleider tragen, im Babystühlchen am Mittagstisch mit der Familie zusammensitzen, lernen, die Toilette zu benützen.
    Genau wie jedes andere Kleinkind wurde Nim mit dem Fläschchen gefüttert, mußte Bäuerchen machen, wurde gewickelt und gewiegt, es wurde mit ihm gescherzt und gespielt; und wie jedes andere Kleinkind lächelte und lachte er, krähte und weinte. Doch von Anfang an, praktisch von seinem ersten Lachen an, sprachen alle Menschen rund um Nim in Zeichensprache mit ihm, in der Sprache der Taubstummen. Und geradeso, wie ein kleines Kind allmählich Wörter verstehen lernt, lernte Nim Zeichen verstehen.
    Eines Tages, als Nim noch sehr jung war, geschah etwas, woran ich mich jetzt, da er mit Eisbär zusammentreffen sollte, erinnerte. Eine seiner Lehrerinnen, immer bedacht darauf, Nim eine Freude zu machen, brachte etwas in einem Tragekorb mit in den »Unterricht.« Nim spähte durch die Öffnung und sah, daß eine weiße Katze in dem Korb war. Sofort wurde er sehr aufgeregt. »Aufmachen«, bedeutete er der Lehrerin und zeigte auf die Tasche.
    »In der Tasche ist eine Katze«, gestikulierte die Lehrerin.
    Nim wußte das natürlich schon, aber als seine Lehrerin die Tasche nicht gleich öffnete, begann er heftig mit den Händen zu arbeiten und überschüttete sie mit einer Fülle anderer Zeichen wie zum Beispiel »Katze aufmachen«, »Katze liebhaben« und »Katze ich.«
    Schließlich durfte Nim zu seiner Freude vorsichtig mit der Katze spielen und sie ganz behutsam streicheln. Aber nun gab es ein Problem: Immer wenn die Lehrerin die Katze in den Arm nahm, wurde Nim eifersüchtig. Die Frau konnte nicht erkennen, ob er auf sie eifersüchtig war, weil er selbst gern die Katze halten wollte, oder ob er auf die Katze eifersüchtig war, weil er sich von seiner Lehrerin vernachlässigt fühlte. Dennoch verlief die Begegnung insgesamt freundlich, und als die Lehrerin mit ihrer Katze wieder ging, umarmte Nim das Tier zum Abschied sehr sanft und gab ihm einen Kuß.
    Nach beinahe vier Jahren Ausbildung war Nim der berühmteste aller »sprechenden« Schimpansen geworden. Zahllose Zeitschriften brachten Berichte über ihn, und zwei Bücher wurden über ihn geschrieben. Doch dann wurde Nim erneut von den Menschen, die er kannte und liebte, getrennt und kehrte nach Oklahoma zurück. Von dort aus wurde er an ein Versuchslabor in New York weitergegeben. Dieser Schimpanse, der wahrhaftig das Seine getan hatte, den Menschen zu dienen – weiß Gott wie viele der Studenten, die mit ihm gearbeitet hatten, hatten ihre Magisterarbeiten oder Dissertationen über ihn geschrieben oder sich sonstwie durch die Arbeit mit ihm profiliert –, sollte nun einfach in ein Versuchslabor abgeschoben werden.
    Wir waren nicht bereit, das zu dulden, und beschlossen sofort, alle Hebel für Nims Rettung in Bewegung zu setzen. Viele andere, ähnlich eingestellte Gruppen taten sich mit uns zusammen, und als schließlich ein Prozeß drohte, der zweifellos von der Presse ausgeschlachtet worden wäre, erklärte sich die Universität von Oklahoma endlich bereit, Nim aus dem New Yorker Labor zu holen und an den Ort zurückzubringen, wo er geboren war. Solange er dort war, sollte wieder sein erster Besitzer, Dr. William Lemmon, ihn betreuen.
    Ich wußte, daß Dr. Lemmon viele lukrative Angebote für Nim erhalten hatte – von bekannten zoologischen Gärten ebenso

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