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Die Katze riecht Lunte

Die Katze riecht Lunte

Titel: Die Katze riecht Lunte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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»Hast du schon mal eine Bananenspinne gesehen?«, fauchte sie.
    Bald schon vergaß sie die pelzigen Spinnen, die sich zuweilen zwischen den gelben Stauden versteckten; denn drinnen schrien sich Sir H. Vane-Tempest und Archie Ingram an, was das Zeug hielt. Eine kleine Menschenmenge hatte sich eingefunden, darunter Market Shiflett, der neben seiner Fliegentür stand. Für die Klimaanlage war es noch zu kühl.
    »Du hast vergessen -«, zischte Vane-Tempest.
    »Ich habe gar nichts vergessen.«
    »Du hast vergessen, wer deine Freunde sind.« Vane-Tempest trat näher an Archie heran, der ihn urplötzlich auf die linke Wange schlug. Er hatte so schnell ausgeholt, dass es Archie selbst genauso überraschte wie den Engländer.
    Rückwärts taumelnd hob Vane-Tempest seine schlaffe Hand, um das rote Mal zu verdecken.
    Immer noch in Rage, verhöhnte Archie den alten Herrn. »Du bist es, der vergisst, Vane-Tempest, und das wird sich rächen!«
    Ehe der Engländer sich auf ihn stürzen konnte, verließ Archie kopflos den Laden; die schnatternde Schar von Schaulustigen stob auseinander.
    Harry steckte den Kopf zum Postamt hinaus, da das Geschrei bis dorthin gedrungen war. Sie zog ihn gleich wieder ein. Der Streit ging sie nichts an. Außerdem strömten die Leute bald darauf ins Postamt, und jeder gab seine Version der Geschichte zum Besten.
    Mrs Murphy rückte ein Stückchen und setzte sich auf die Äpfel. »Freundschaft ist wie eine Liebesbeziehung. Wenn sie schiefgeht, puff!«
    »Unsere nicht.« Pewter rieb ihre Wange an der schlanken Tigerkatze.
    »Wir sind Katzen. Wir sind klüger als Menschen«, schnurrte Mrs Murphy. Sie liebte Aufmerksamkeiten, und besonders liebte sie es, gekrault zu werden.
    »Fragst du dich nicht, worum es da ging?«
    »Irgendwas mit dem Steinbruch«, sagte Pewter.
    »Das war vor einer Ewigkeit«, erinnerte sich Mrs Murphy.
    »Manche Menschen sind Spätzünder«, bemerkte Pewter.
    Tucker trat von dem Obststand zurück, um die Katzen besser sehen zu können. »Ich wette, da ist eine Frau im Spiel.«
    »Kann sein«, meinte Mrs Murphy.
    »Welche Frau würde sich schon mit H. Vane-Tempest einlassen, abgesehen von seiner überaus teuren Gattin? Eine Puffotter, dieser Kerl!« Pewter verglich Menschen gern mit Tieren.
    Tucker blinzelte. »Wer hat gesagt, dass es H. Vane war?«
    »Geschmacklos«, lautete der beißende Kommentar der Tigerkatze.
    Sie gingen zum Postamt hinüber und traten durch die Vordertür ein, die gerade von einem weiteren Kunden geöffnet wurde. Sir H. Vane-Tempest war soeben dabei, lauthals seine Version der Geschichte zu schildern.
    »Er ist unberechenbar geworden. Er denkt, alle sind gegen ihn. Sogar Aileen ist es aufgefallen. Ich habe letzte Woche mit ihr über Archies Ausfälle gesprochen.«
    Aileen war Archies Frau.
    »Man hat es schwer als Mitglied der Bezirkskommission, wenn die Meinungen im Bezirk dermaßen geteilt sind«, meinte Miranda.
    »Er wollte die Stelle haben«, bemerkte Big Mim streng.
    »Er wird sie nicht lange behalten«, sagte Little Mim, was ihrer Mutter ein dünnes Lächeln entlockte.
    »Seit den Stürmen in diesem Winter, als Sugar Hollow überflutet wurde – diese schreckliche Überschwemmung –, ist er wie ausgewechselt«, sagte Vane-Tempest.
    »Daran kann es nicht liegen«, bemerkte Miranda scharfsinnig. »Das glauben Sie doch auch nicht.«
    Vane-Tempest sah sie an. »Also – nun ja, was immer in ihn gefahren ist, es ist seitdem schlimmer geworden. Ich war sein Freund … als niemand sonst etwas von Umweltschutz hören wollte.«
    Tucker sprach dazwischen. »Er klopft sich selbst auf die Schulter.«
    »Still«, ermahnte Harry sie.
    Vane-Tempest fuhr fort: »Er hat sich mit allen zerstritten. Aileen sagt, er spricht kaum mit ihr, wenn er abends nach Hause kommt. Er geht in sein Arbeitszimmer und vergräbt sich in Papieren und Karten. Und ja, ich nehme ihm übel, dass er auf die Kommission eingewirkt hat, meinen Antrag auf die Genehmigung für einen Steinbruch abzulehnen. Aber das werde ich verschmerzen.«
    »Wird er es verschmerzen?«, fragte Mim in scharfem Ton.
    »Ich habe mich nicht so unmöglich aufgeführt«, verteidigte sich Vane-Tempest. »Das war er.«
    »Heute allerdings.« Little Mim spielte mit dem weichen Lederflechtwerk ihrer Bottega-Veneta-Tasche.
    »Sie hätten ihm eine Geschäftsbeteiligung anbieten sollen für später, wenn seine Amtszeit abgelaufen ist.« Mit ihrer Äußerung setzte Mim alle in Erstaunen. Dann fügte sie hinzu: »Im Ernst, was

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