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Die Katze riecht Lunte

Die Katze riecht Lunte

Titel: Die Katze riecht Lunte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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überlegen, wissen Sie ja, wo Sie uns finden. Wir beginnen alle sechs Wochen mit einer neuen Gruppe.«
    Boom Boom, von Harry enttäuscht, fragte: »Würdest du teilnehmen, wenn ich nicht in der Gruppe wäre? Ich bin gerade dabei, mich zur Gruppenleiterin ausbilden zu lassen, aber das kann ich noch mal sechs Wochen aufschieben.«
    »Es hat nichts mit dir zu tun, Boom.«
    »Irgendwann wirst du dein Unbehagen überwinden.«
    »Das muss man wollen, und ich will nicht. Was immer meine verborgenen Schwächen sind, ich habe gelernt, damit zu leben.«
    »Aber darum geht es nicht.« Boom Boom fühlte sich stellvertretend für Lifeline zurückgewiesen.
    Cynthia trat hinzu. »Boom, Harry ist die störrischste Frau, die ich kenne. Keiner von uns wird es gelingen, sie zu irgendetwas zu überreden. Außerdem hat sie ihr Versprechen gehalten.«
    »Das ist wahr.« Boom Boom reichte Harry die Hand, die sie gnädig entgegennahm.
    »Danke, Boom.«
    »Werden wir jemals Freundinnen sein?«
    »Ich – ich weiß nicht, aber unsere Beziehung hat sich gebessert.« Harry meinte es ehrlich. Seit Boom Booms Eskapade mit Fair brachte ihr bloßer Anblick Harry in Harnisch, aber inzwischen schaffte sie es, sich zivilisiert mit ihr zu unterhalten.
    Ein wenig besänftigt, wünschte Boom Boom Craycroft allen eine gute Nacht.
    »Du bist die Letzte, die ich in so einer Gruppe vermutet hätte«, gestand Harry Coop. »Aber Ridley Kent ist genauso eine Überraschung.«
    »Ich war ausgelaugt«, erwiderte Cynthia leise. »Tagein, tagaus habe ich es mit Lügnern, Betrunkenen, skrupellosen Scheißkerlen zu tun. Ich war drauf und dran, den Glauben an das Gute im Menschen zu verlieren.«
    »Verständlich.«
    »Ich dachte, das hier kann mir nicht schaden, und vielleicht lerne ich sogar etwas.«
    »Recht hast du. Kein Wunder, dass ich dich in letzter Zeit kaum gesehen habe.«
    »Dies ist mein erster Abend hier. Ich war überlastet, weil die Frühjahrsgrippe durch unsere Truppe marschiert. Letzten Monat sind bei uns jede Woche zwei, drei Leute ausgefallen. Dabei mach ich sowieso schon jede Menge Überstunden.«
    »Wenn du wieder ein bisschen Luft hast, komm zu mir. Wir machen uns einen gemütlichen Abend mit chinesischem Essen und Videos.«
    »Gern. Ich bring das Essen mit.«
    Harry begleitete Coop zu ihrem Wagen, dann sprang sie in ihren Transporter.
    Als sie zu Mirandas Tür hereinkam, roch sie frisch gebratene Leber, nicht gerade ihr Leibgericht.
    Miranda saß am Tisch, die Tiere aßen von eigens für sie zubereiteten Tellern. Verlegen sagte Harrys Gastgeberin: »Sie sind die einzigen Lebewesen, die ich dazu bewegen kann, mit mir gebratene Leber zu essen.«
    »Ich esse gebratene Leber.«
    »Aber Sie mögen sie doch gar nicht.«
    »Im Restaurant würde ich sie nicht bestellen, aber alles, was Sie machen, schmeckt köstlich.«
    »Ich habe zufällig noch eine Scheibe übrig, in meiner Spezialsoße mit karamellisierten Zwiebeln. Und ich weiß, dass Sie Rosenkohl lieben, dazu ein Hauch Sirup und Zitrone, aber wirklich nicht mehr als ein Hauch.«
    Während Harry dieses unerwartete Festmahl verzehrte, löcherte Miranda sie mit Fragen, um sich zu vergewissern, dass Lifeline die Menschen nicht der Heiligen Schrift entfremdete.
    »Die Bibel wurde nicht erwähnt. Es geht um persönliches Wachstum, nicht um Religion.«
    »Das ist untrennbar.«
    »Miranda, ich bin zu keiner theologischen Diskussion imstande. Das müssen Sie schon mit Herbie ausmachen. Immerhin finden die Treffen in seiner Kirche statt.«
    »Die Menschen brauchen die Heilige Schrift.«
    »Lifeline und Christentum schließen sich ja nicht gegenseitig aus.« Sie ließ einen Rosenkohl auf ihrer Zunge zergehen.
    »Das Wesen des Christentums ist die Vergebung.«
    »Ich glaube, in Lifeline bringen sie einem bei, sich selbst zu vergeben.«
    Dieser Gedanke traf Miranda wie ein Tischtennisball: Er prallte ab, hinterließ jedoch einen kleinen Eindruck. Sie würde darüber nachdenken müssen. »Mir scheint, Lifeline hat Ihnen mehr mitgegeben, als Ihnen bewusst ist.«

 
11
     
    Mit wildem Blick und gesträubtem Fell stürmte Pewter durch die Tierpforte am Hintereingang des Postamts. »Kommt schnell!«
    Ohne sich mit Fragen aufzuhalten, fegte Mrs Murphy nach draußen, dicht gefolgt von Tucker. Pewters kurzer, pelziger Schwanz verschwand um die Ecke zum Vordereingang von Market Shifletts Lebensmittelladen. Sie sprang auf die Obstauslage vor der Eingangstür.
    Mrs Murphy folgte ihr und landete mitten in den Bananen.

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