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Die Katze riecht Lunte

Die Katze riecht Lunte

Titel: Die Katze riecht Lunte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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sicher.«
    »Glaubst du nicht, sie sind wegen dem Nebel und dem schlechten Wetter runtergegangen?«
    »Es gibt bessere Landeplätze als Tallys alten Behelfsflugplatz. Es gibt jede Menge Flugplätze in Albemarle County. Um hier runterzugehen, muss man zwischen dem Little Yellow Mountain und dem Hügel durch, den wir überquert haben. Es ist nicht gerade ein Nadelöhr, aber man muss verdammt gut sein, vor allem bei dem Fallstrom und den Winden, die um die Berge wirbeln. Wer hier im Nebel gelandet ist, war ein höllisch guter Pilot.«
    »Tommy war gut.«
    »Aber es war nicht Tommy. Ich habe ihn rausspringen und das Tor aufmachen sehen. Zumindest glaube ich, dass das Tommy war.«
    »Wie kriegen wir bloß Harry hierher?«
    »Nur, wenn sie Tally besucht oder rüberreitet. Sie kommt kaum mal hierher, weil die zweite Bachüberquerung sich jedes Mal verändert, wenn’s Sturm gibt. Wer weiß, wie lange es dauert, bis Menschen das Flugzeug finden?«
    »Wenn Rick Shaw systematisch vorgeht, wird er schließlich alle Privatflugplätze durchsuchen.«
    »Stimmt. Bin gespannt, wann er damit anfängt.« Die Katze sah den Mars rot am Himmel flimmern. »Wer die Maschine geflogen hat, kommt wieder hierher, um die Karte zu holen, davon bin ich felsenfest überzeugt.«
    »Es muss Tausende von Lageplänen von dem Bezirk geben. Dieser eine ist nicht wertvoll.«
    »Wenn Fingerabdrücke drauf sind, schon.« Mrs Murphy studierte weiter die Karte und fasste die handgezogenen Linien ins Auge. »Ich hab’s.«
    »Was?«
    »Der dicke Umriss – das ist die Wasserscheide. Die gleiche, die auf der Ausschussversammlung am Anschlagbrett war. Ich war auf dem Pult. Ich konnte sie deutlich sehen.«

 
10
     
    »Muss ich da wirklich hin?« Harry lehnte an der Tür des Transporters.
    »Ja.« Miranda machte ihr keine Hoffnung auf ein Entrinnen. »Ich nehme Mrs Murphy, Pewter und Tucker mit zu mir. Sie bekommen alle ihr Abendessen. Wenn Sie sie vorher nach Hause bringen, verspäten Sie sich.«
    »Na gut.« Harry stieg in den alten supermanblauen Ford-Halbtonner.
    »Viel Glück, Mom«, rief Mrs Murphy hämisch.
    Sie brauchte mehr als Glück. Sie brauchte die Duldsamkeit eines Hiob. Lifeline, das im Souterrain der evangelischen Kirche tagte, bot vielen Suchenden Orientierung und Beistand.
    An Orientierung fehlte es Harry nicht, und was den Beistand anbelangte, so war sie dazu erzogen, ihre Probleme nicht an die große Glocke zu hängen.
    Sie staunte jedoch, wer alles an diesem Selbstfindungsprozess teilnahm. Ridley Kent, Cynthia Cooper – ausgerechnet –, Dr. Hayden McIntire, Larry Johnsons erheblich jüngerer Partner, und etliche andere, die sie seit Jahren kannte, zählten zu den vielen, die das Souterrain der Kirche bevölkerten.
    Boom Boom wich nicht von Harrys Seite.
    Bill Oster, der Leiter der Gruppe, war Bibliothekar an der University of Virginia. Nach mehrjähriger Ausbildung war er Gruppenleiter geworden.
    »In jedem von uns stecken negative Konditionierungen, negative Informationen. Lifeline hat sich zum Ziel gesetzt, diese aus dem Weg zu räumen, damit Sie die Menschen um sich herum und somit sich selbst intensiver erleben können. Es ist doch eigenartig: Wir werden dazu erzogen, gute Manieren an den Tag zu legen, man bringt uns bei, mit anderen Menschen umzugehen, aber man bringt uns nicht bei, mit uns selbst umzugehen. Daher ist es Ihre vorrangige Aufgabe, eine echte Beziehung zu sich selbst aufzubauen.«
    Boom Boom strahlte bei jedem Wort und warf Harry bedeutsame Blicke zu. Als der Abend zu Ende war, konnte Harry nicht behaupten, Unsinn vernommen zu haben, doch ebenso wenig konnte sie behaupten, mit dem Gehörten etwas anfangen zu können. Von Haus aus ein eigenständiger Mensch, ging ihr die Vorstellung gegen den Strich, sich in Gegenwart anderer in Gefühlsausbrüchen oder in einer Selbstreinigung von allem Negativen zu ergehen. Trotzdem musste sie zugeben, dass einige brauchbare Anregungen dabei waren.
    »Ich hoffe, Sie kommen wieder«, sagte Bill Oster herzlich.
    »Sie sind ein inspirierender Gruppenleiter«, lobte ihn Harry wohlerzogen.
    »Und das heißt, Sie werden nicht wiederkommen.« Er war ein Verfechter bedingungsloser Aufrichtigkeit, die zuweilen an Rücksichtslosigkeit grenzte.
    »Nein.« Eine derartige Direktheit war Harry zuwider. Es verstieß gegen alles, was man sie ihr Leben lang gelehrt hatte. »Es ist nichts für mich, aber das Verfahren finde ich gut.«
    Er nahm ihre beiden Hände in seine. »Wenn Sie es sich anders

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