Die Katze riecht Lunte
Thomas Fortune Ryan.
Dank der emsigen staatlichen Behörden, die ihn mit Reglementierungen erstickten, kam John langsamer voran als Ryan, aber er gab nicht auf.
Die ganze Familie Holland war zur Stelle, um das Reenactment zu sehen, und mit ihnen hatten sich dreißigtausend weitere Menschen eingefunden, eine weitaus größere Menge, als irgendjemand vorausgesehen hatte.
Nahm man die fünftausend Schlachtennachsteller einschließlich Fußvolk hinzu, ergab das einen beachtlichen Menschenauflauf.
Harry saß auf einem Campinghocker. Tucker saß neben ihr, Mrs Murphy und Pewter lümmelten sich auf einem Campingtisch, der mit Landkarten bedeckt war. Die Katzen sollten eigentlich nicht mitkommen, aber sie hatten sich unter dem Sitz des Transporters versteckt, und als die Tür geöffnet wurde, waren sie in die Freiheit gestürmt.
Pewter knabberte an einem Stück Zwieback. »Wie konnten die das Zeug essen?«
»Mit Mühe«, sagte die Tigerkatze, während sie beobachtete, wie sich Fair mit seiner goldenen Säbelschärpe abmühte.
»Lass mich mal.« Harry wand sie um seine Mitte. Die beiden Quasten an den Enden der Schärpe führten Mrs Murphy in Versuchung, doch nicht so sehr, dass sie deswegen ihren Ausguck verließ. Sie begnügte sich mit einem Hieb auf die Quasten, als Fair an ihr vorüberging.
Mit einem neckischen Funkeln in den Augen sagte Fair: »Ich liebe es, wenn du an mir herumfummelst.«
»Stillhalten«, befahl Harry, aber lächelnd.
»Weißt du, nie habe ich besser ausgesehen als zu der Zeit, als du meine Sachen ausgesucht hast.«
»Fair, halt still. Du bist Tierarzt. Kittel sind nicht besonders kleidsam. Du siehst jetzt genau so aus wie zu der Zeit, als wir verheiratet waren.«
»Ich meinte meine Sonntagskleider.« Er kniff sie spielerisch in den Po. »Am liebsten hatte ich es, wenn du mich ausgezogen hast.«
»Also wirklich.« Während sie vorgab, die Neckerei zu überhören, hatte sie insgeheim ihren Spaß daran. »Fertig. Ein anständiger konföderierter Offizier.«
»Unanständig wäre mir lieber.«
»Was ist los mit dir? Vielleicht ist die Aussicht auf eine Schlacht ein Aphrodisiakum.« Sie lachte.
»Nein, du bist das Aphrodisiakum. Das hier mache ich bloß Ned Tucker zuliebe.« Er küsste sie auf die Wange.
Vor dem Zelt ertönte ein Schuss. Sie traten auf den Grasweg hinaus.
Archie Ingram und Sir H. Vane-Tempest rauften sich in Vane-Tempests Zelt, das neben dem von Fair und Ned stand. Archie, schlank und schneller als der Engländer, verpasste ihm einen Kinnhaken.
Der größere Mann, der um die vierzig Pfund Übergewicht hatte, sackte für einen Moment gegen den Pfosten in der Ecke. Das Zelt wackelte bedenklich. Dann sammelte sich Vane-Tempest, sprang Archie an und stieß ihn hinaus auf den Grasweg.
Sarah, in einem hellen melonenfarbenen Gewand komplett mit Reifrock, rannte nach draußen. Geschickt vermied sie, zwischen die beiden zu geraten, und zischte: »Aufhören!«
Die Männer beachteten sie nicht.
Vane-Tempest wich Archies Hieben unbeholfen aus, und er bekam so viel ab, dass seine Wangen rot anschwollen. Archie umtänzelte ihn. Ein einziger heftiger Schlag von Vane-Tempest hätte den kleineren Mann umgehauen und krachend zu Boden gestreckt.
Fair sah einen Moment zu, dann griff er nach Archies erhobener Hand. Archie drehte sich blitzschnell um und traf Fair seitlich am Kopf.
Ned Tucker, der vom anderen Ende des Weges herbeigelaufen kam, packte den Engländer, bevor er einen kräftigen Hieb auf Archie landen konnte. Obwohl Sir H. dreißig Jahre älter war als Archie, wollte er kämpfen.
Vane-Tempest schüttelte Ned müheloser ab, als dieser es für möglich gehalten hatte. Die beiden Streithähne hieben wieder aufeinander ein.
Herb Jones kam in seiner Uniform eines Hauptfeldwebels der Artillerie aus dem Hauptquartierszelt gelaufen. Larry Johnson, Hayden McIntire und eine Schar weiterer Männer aus Crozet folgten ihm.
Zwei Männer aus Rappahannock County stürmten herbei, Feldflaschen schlugen gegen ihre Hüften.
Zu viert trennten sie schließlich Vane-Tempest, der unentwegt »Zum Henker dies« und »Zum Henker das« herausspie, und Archie, der verbissen schwieg.
Sarah eilte ihrem Mann zu Hilfe. Er brauchte Eis für seine Wange. Mit einem Arm schob er sie von sich und ging abermals auf Archie los. Fair und Bobby Forester aus Rappahannock stürzten sich erneut auf ihn.
»Lasst mich in Ruhe!«, kommandierte der rüstige Adlige.
Herb Jones schritt ein. »Meine Herren, heben Sie
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