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Die Katze riecht Lunte

Die Katze riecht Lunte

Titel: Die Katze riecht Lunte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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Kopf.
    »Vielleicht war Archie das Ziel, und H. Vane war versehentlich im Weg«, sagte Harry. »H. Vane ist leicht zu treffen bei seinem Umfang, im Gegensatz zu Archie.«
    »Archie gelobt zu viel«, erklärte Mrs Murphy niemandem im Besonderen und allen im Allgemeinen. »Er verbirgt etwas.«
    »Ja, er verbirgt, dass er am helllichten Tag vor dreißigtausend Menschen auf H. Vane geschossen hat.« Tucker stand auf, befand es für zu anstrengend und setzte sich wieder hin.
    »Etwas anderes.« Die Tigerkatze blinzelte, dann wiegte sie sich nach Katzenart, ein leichtes Schaukeln vor und zurück.

 
18
     
    Sarah Vane-Tempest schlief zwei Nächte im Krankenhaus. Als ihr Mann, noch immer in kritischem Zustand, von der Intensivstation verlegt wurde, ließ sie sich von Miranda nach Hause bringen.
    Erschöpft, mit dicken Rändern unter den Augen, bat sie Miranda zum Tee herein.
    »Schätzchen, ich habe eine Quiche mitgebracht. Ich wärme sie auf, während Sie duschen. Bis Sie fertig sind, steht das Essen bereit.«
    »Wenn das Krankenhaus anruft, kommen Sie mich holen, auch wenn ich unter der Dusche stehe.«
    »Aber sicher, und machen Sie sich keine Sorgen. Sie haben sich genug gesorgt für drei.« Miranda lächelte. »Blair Bainbridge hat Sie bei Ihrem Mann abgelöst. Ich hatte keine Ahnung, dass sie sich so nahestehen.«
    »Außenseiter. Beide empfinden sich als Außenseiter, weil ihre Familien nicht aus Virginia stammen. Ach, na ja, hier ist es wie in den Cotswolds; deswegen fühlt sich H. hier meistens wohl.« Vane-Tempest war in einer besonders lieblichen Gegend Englands aufgewachsen.
    »Nun gehen Sie ruhig.« Miranda schob sie in Richtung ihres Schlafzimmers.
    Sie heizte den Backofen an und packte ihre hausgemachten Brote aus. Die Geschirrtücher waren angefeuchtet, um ein Austrocknen der Brote zu verhindern. Sie summte ein Kirchenlied, während sie den Tisch deckte.
    Miranda war davon überzeugt, dass die Ordnung der Küche alles verriet, was man über eine Frau wissen musste – nebst ihren Schuhen.
    Sarahs mit den neuesten Hightech-Geräten ausgestattete Küche prunkte mit einer gewaltigen italienischen Espressomaschine aus Messing, die auf der marmornen Anrichte stand.
    Mit Samt ausgeschlagene Schubladen enthielten Tiffany-Silber für den täglichen Gebrauch. Das Abendsilber war in der Vorratskammer eingeschlossen. Miranda konnte sich nicht vorstellen, zum Frühstück und Mittagessen Tiffany-Silber zu benutzen.
    Kühlschrank, Geschirrspülmaschine, Mikrowelle und Herd mit Einbaubackofen hatten glänzende schwarze Oberflächen. An der Wand, fünfzehn Zentimeter unter der Decke, zog sich wie eine Art Fries ein grünes Neonband entlang. Alles war sehr verspielt und sündhaft teuer, aber jedenfalls erstklassig angeordnet.
    Während die Quiche warm wurde, öffnete Miranda den Schrank. Dort hingen zwei Konföderiertenuniformen, beide sauber, beide mit den blauen Aufschlägen der Infanterie.
    Sarah kam in Pantoffeln in die Küche geschlurft.
    Miranda drehte sich um. »Zwei Uniformen?«
    »Sie wissen doch, wie H. ist, wenn er diese Schübe hat.«
    »Mmm.« Miranda wusste es in der Tat.
    Wie so viele wohlhabende Menschen ging H. Vane-Tempest einen Zeitvertreib selten gemächlich an. Er stürzte sich vielmehr mit Haut und Haar hinein, gab Unsummen für die Ausstattung aus, nur um die Leidenschaft ein, zwei Jahre später sausen zu lassen. Da er nicht mehr arbeiten musste, brauchte er ständig neue Herausforderungen, um sich zu beschäftigen. Er hatte alle möglichen Bücher über den Bürgerkrieg gekauft und sogar bei der englischen Regierung ersucht, ihm Einblick in jegliche Korrespondenz zu gewähren, die Königin Victoria in dieser Angelegenheit geführt haben mochte.
    Sarah setzte sich, die Augen halb geschlossen. Das feuchte Aroma von frischem Brot stieg ihr in die Nase. »Roggen?«
    »Und Maisbrot.« Miranda öffnete den Backofen und nahm die warmen Brote heraus. Mit übergestülpten Topfhandschuhen zog sie die Quiche hervor.
    Sie aßen schweigend. Sarah hatte der Schicksalsschlag schwer mitgenommen. Jeder, der Miranda Hogendobber länger als eine halbe Stunde kannte, wusste, dass sich die gute Frau ganz auf die Persönlichkeit und die jeweilige Situation eines Menschen einstellte.
    »Herb sagt, Portwein kräftigt. Könnte er Sie beleben?«
    »Eher einschläfern. Ich bin so erledigt, dass ich meinem Kreislauf nicht traue«, erwiderte Sarah. »Glauben Sie, mein Mann kommt wieder auf die Beine, Miranda?«
    »Das weiß ich

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