Die Katze riecht Lunte
wird.«
»Außer, jemand von hier hat was damit zu tun.«
»Daran hab ich nicht gedacht.« Dabney fühlte sich besser, solange er die Leiche nicht ansah.
»Kennen Sie irgendjemanden, der was gegen ihn hatte, der -«
»Nein. Er hatte nichts mit der Firma zu tun, Sheriff, außer dass er den neuen Büroflügel gebaut hat, und das war vor elf Jahren.«
»Ich weiß, Sie sind hierhergekommen, um sich einen Schluck zu genehmigen, Dabney. Warum waren Sie nicht schon früher hier drin?«
Dabney wich Ricks Blick aus. »Hatte meinen Vorrat aufgebraucht. Das hier war meine letzte Flasche, bis ich die anderen wieder aufgefüllt und wieder von vorn angefangen hätte.« Er hob den Kopf und lächelte matt.
»Und Wilson hat nichts gemerkt?«
Dabney schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Wie lange ist es her, dass Sie die Flasche hier versteckt haben?«
»Äh … drei Wochen, schätz ich. Weiß nicht.«
Rick runzelte die Stirn. »Sie können gehen, Dabney. Es tut mir leid, dass Sie das durchmachen müssen. Vielleicht brauche ich Sie später noch mal.«
Wilson McGaughey kam angeschlichen. »Sie haben Einfluss auf die Presse -«
»McGaughey, Sie leben noch nicht lange genug hier, um irgendetwas für das Stück Menschenfleisch dahinten zu empfinden, aber ich sage Ihnen, im Großen und Ganzen war er ein guter Mensch, kein vollkommener Mensch, nicht immer ausgeglichen, aber ein anständiger Mensch.« Er hielt inne, um Luft zu holen. »Ich kann das nicht aus den Nachrichten raushalten. Wenn Sie die Justiz in irgendeiner Weise behindern, krieg ich Sie am Arsch. Ist das klar?«
»Ja.«
»Jetzt haben Sie sich angehört wie ein New Yorker.« Cynthia hatte hinter ihrem Chef gestanden.
Er drehte sich um. »Ist das ein Kompliment oder eine Beleidigung?«
»Kommt drauf an.«
»Mr McGaughey, haben Sie das Opfer gekannt?«
»Flüchtig.« Er war kurz angebunden.
»Haben Sie ihn gemocht?« Ricks Nase wurde mit jeder Sekunde kälter.
»Das bisschen, was ich von ihm kannte, ja. War ein netter Bursche.«
»Gut, Sie können gehen.« Rick hielt inne. »Eins noch. Sie werden Dabney Shiflett nicht rauswerfen.«
»Der Mann hat ein Problem.« Wilson war wütend, weil dieser Hinterwäldler ihm Vorschriften machte.
»Er macht seine Arbeit.«
»Saufen während der Arbeitszeit verstößt gegen die Betriebsordnung.«
»Dann schicken Sie den Mann in eine Therapie. Werfen Sie ihn nicht raus. Er hat drei Mäuler zu stopfen und er ist ein tüchtiger Arbeiter. Ich kenne ihn schon mein ganzes Leben. Wenn Sie in Crozet zurechtkommen wollen, arbeiten Sie mit den Leuten. Verstehen Sie, was ich meine?«
Wilson verstand, dass der Sheriff wütend auf ihn war. Aber er verstand nicht ganz, was von ihm verlangt wurde.
Cynthia griff ein. »Der Sheriff will sagen, dass Ihre Produktivität sinkt und Sie womöglich Ihrer Karriere schaden, wenn Sie nicht lernen, dass es die Moral steigert, wenn Sie ein bisschen Anteilnahme an Ihren Arbeitern zeigen. Falls Dabney seine Arbeit vernachlässigt hat, okay, dann seien Sie streng. Aber helfen Sie ihm. Vielleicht werden Sie eines Tages selbst Hilfe brauchen.«
»Ich werd drüber nachdenken.« Er ging von dannen, beinahe so steif wie Tommy Van Allen.
»Herrgott, was für ein Hohlkopf. Und der ist bestimmt gelernter Betriebswirt.«
»Chef, das hier war in der Tasche von Van Allens Trenchcoat.« Cynthia hielt ein leeres Kondompäckchen in der behandschuhten Hand.
»Irgendeine Spur vom Kondom?«
»Nein.«
»Coop, was glauben Sie, wie er an den Fleischhaken gekommen ist?«
Sie zuckte die Achseln. »Er könnte auf dieselbe Weise hochgehievt worden sein wie das Rindfleisch. Kommen Sie, ich zeig’s Ihnen.«
Sie gingen hinaus, und Cynthia deutete auf eine nahezu würfelförmige Maschine, die dazu diente, mit schweren Kartons beladene Paletten zu bewegen; abgewandelt konnte die Maschine auch Rinderseiten hochheben.
»Schon möglich.« Er ging zu der Maschine. »Wie viel kostet so ein Gerät?«
»Ungefähr sechzehntausend Dollar im Einzelhandel.«
»Woher wissen Sie das?«
»Hab Wilson gefragt.«
»Ah, ja, der muss es wissen.« Er hörte, wie die Bahre auf den äußeren Laufgang gerollt wurde. »Der Gerichtsmediziner versteht sein Handwerk. Die Leiche mag zwar blau gefroren sein, trotzdem kann er die Todeszeit bestimmen. Was er nicht wird sagen können, ist, wurde Tommy hier ermordet oder hierhergeschafft? Und warum hierher? Warum nicht einfach auf den Müll wie verdorbenes Fleisch?« Seine Stimme war rau. »So etwas
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