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Die Katze

Titel: Die Katze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding Kristian Lutze
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im strömenden Regen den weiten Weg hierher gemacht habe.«
    »Ach, so weit ist es auch wieder nicht«, bemerkte Glen.
    »Wo ist mein Bruder?«
    Glen wies mit dem Kopf auf die Tür im hinteren Teil des Clubs. »In meinem Büro.« Charley stürzte sofort in die angegebene Richtung los.
    »Links«, wies Glen sie an und folgte ihr.
    Mit ein paar eiligen Schritten und flatternder Handtasche hatte Charley den hinteren Teil des Clubs erreicht und stieß die handgeschnitzte Mahagonitür zu Glens Büro auf. Die Jalousien waren halb geschlossen, und der holzgetäfelte Raum lag zum größten Teil im Dunkeln, trotzdem konnte sie die Gestalt eines Mannes ausmachen, der auf einem roten Samtsofa auf dem Rücken lag, das rechte Bein auf dem Boden, den linken Arm dramatisch über den Kopf gelegt, ein paar schlaffe hellbraune Haarsträhnen in der Stirn. »Mein Gott. Was haben Sie mit ihm gemacht?«
    Glen knipste das Licht an. »Bleiben Sie locker. Er schläft nur.«
    »Er schläft?« Charley ließ ihre Handtasche zu Boden fallen und stürzte an die Seite ihres Bruders. Sie kniete sich neben
ihn, bettete seinen Kopf an ihre Brust und lauschte dem Geräusch seines Atems.
    »Völlig hinüber, um genau zu sein.«
    »Hinüber? Was haben Sie ihm gegeben?«
    »Nun, ich habe versucht, ihm Kaffee einzuflößen, aber er ist stur. Genau wie Sie. Hat gesagt, er wollte keinen.«
    »Bram?«, fragte Charley und rüttelte erst sanft und dann zunehmend unsanfter an seiner Schulter. »Bram, wach auf.« Sie blickte von ihrem Bruder zurück zu McLaren. »Das verstehe ich nicht. Was macht er hier?«
    »Oh, jetzt wollen Sie plötzlich reden?« Glen ließ sich auf das kleinere Sofa sinken, das im rechten Winkel zu der Couch stand, auf der Bram offensichtlich die Nacht verbracht hatte.
    »Woher kennen Sie meinen Bruder?«
    »Ich kenne ihn gar nicht«, gab Glen zu. »Ich habe ihn gestern Abend, als ich ihn aufgefordert habe, das Lokal zu verlassen, zum ersten Mal gesehen.«
    »Wovon reden Sie überhaupt?«
    »Laut meinem Barkeeper kam Ihr Bruder gestern Abend gegen zehn Uhr in meinen Club, trank mehrere Drinks und versuchte, diverse junge Damen anzumachen, die ihn jedoch abwiesen. Dann fing er an, rumzukrakeelen und sich ganz allgemein unflätig aufzuführen, und erklärte jedem in Rufweite, dass er eigentlich hier sei, um Dope zu kaufen, und wo denn all die Dealer wären, von denen er in der Kolumne seiner Schwester gelesen hätte.«
    »Deshalb wussten Sie, dass er mein Bruder war«, stellte Charley fest und verdrehte die Augen.
    »Deshalb und weil ich in seiner Brieftasche nach einem Ausweis gesucht habe, als er dann ausgeknockt war.«
    »Wann genau war das?«
    »Ungefähr um eins.«
    »Woher hat er den Bluterguss im Gesicht?« Charley strich mit dem Finger besorgt über die blasse Wange ihres Bruders.
Sie spürte, wie er zuckte, obwohl seine Augen geschlossen blieben. »Haben Sie ihn geschlagen?«
    »Ich hatte keine andere Wahl.«
    »Was soll das heißen, Sie hatten keine anderen Wahl?«
    »Er war betrunken und wahrscheinlich auch bekifft. Ich habe ihm erklärt, dass ich ihm ein Taxi rufen würde, aber er lehnte ab und meinte, er wäre absolut in der Lage, alleine zurück nach Miami zu kommen. Das konnten wir nicht zulassen. Also bin ich ihm auf den Parkplatz gefolgt und habe ihm erklärt, dass er nicht mehr fahrtüchtig sei, und er sagte, ich könne ja versuchen, ihn aufzuhalten.« Glen zuckte mit den Schultern. »Ich hatte wie gesagt keine Wahl.«
    »Sie waren ein guter Samariter?«
    »Ich wollte bloß nicht, dass er sich betrunken hinters Steuer setzt und am Ende vielleicht noch jemanden umbringt. Eine Schadensersatzklage ist das Letzte, was ich im Moment gebrauchen kann.«
    Charley sah hinter den halb geschlossenen Metalljalousien einen Blitz am Himmel zucken, Sekunden später gefolgt von einem Donnerschlag. »Also haben Sie ihn hierhergebracht?«
    »Hätte ich ihn lieber draußen liegen lassen sollen?«
    »Ich hoffe, Sie erwarten nicht, dass ich mich bei Ihnen bedanke«, sagte Charley.
    »Gott behüte! Ich dachte nur, Sie wüssten vielleicht gern, wo er ist.«
    »Sind Sie immer so dramatisch?«, fragte Charley und imitierte seine Stimme am Telefon. » Ich habe Ihren Bruder. Sie wissen, wo Sie mich finden .«
    Glen lachte. »Ich hab nur Spaß gemacht. Da Sie mich sowieso für einen Gangster halten, dachte ich, ich könnte mich auch wie einer benehmen.«
    »Ich glaube, der Ausdruck, den ich verwendet habe, war ›Möchtegern-Gauner‹. Das ist nicht

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