Die Katze
Country Safari zu kommen? Bei der Gelegenheit kann ich Ihnen auch gleich zeigen, was für ein guter, aufrechter Staatsbürger ich in Wirklichkeit bin.«
Charley lachte.
»Das ist mein Ernst«, sagte Glen. »Sie würden mir ehrlich gesagt einen Gefallen tun. Dann wäre der Ausflug nicht ganz so ›traut‹.«
»Danke, aber …«
»Denken Sie darüber nach. Das Angebot steht bis Samstag. Und warum reden wir über diese Jill Rohmer?«, fragte er im selben Atemzug.
Charley hielt den Brief hoch. »Im Gegensatz zu Ihnen ist sie offenbar ein Fan von mir.«
»Was dagegen, wenn ich ihn mal überfliege?«
Charley gab Glen Jills Brief, beobachtete ihn beim Lesen und versuchte, seine Reaktion abzuschätzen.
»Und hat sie Ihre Neugier geweckt?«, fragte er, als er fertiggelesen hatte.
»Klar.«
»Heißt das, Sie werden es machen?«
»Was?«
»Kontakt mit ihr aufnehmen? Ihre Lebensgeschichte aufschreiben?«
Charley machte ein abschätziges Geräusch mit den Lippen.
»Warum sollte ich das tun?«
»Weil diese Jill Rohmer auf all die richtigen Knöpfe drückt. Sie appelliert sowohl an Ihr Ego als auch an Ihre Neugier. Wedelt Ihnen mit der Chance einer Exklusivgeschichte und der Aussicht auf nationalen Ruhm vor der Nase herum. Nicht zu erwähnen die Möglichkeit, die eigentliche Wahrheit aufzudecken und einen schweren Justizirrtum zu korrigieren …«
»Bitte. Es gab keinen Justizirrtum. Diese Frau ist eine Psychopathin. Es besteht kein Zweifel daran, dass sie diese Kinder getötet hat. Erinnern Sie sich nicht an die schrecklichen Kassettenaufnahmen mit den Todesschreien der Opfer, die die Polizei in ihrem Zimmer gefunden hat?«
»Die könnte irgendjemand dort deponiert haben.«
»Das würde immer noch nicht erklären, was ihre Stimme auf den Bändern zu suchen hat. Sie hatte Zugang und Gelegenheit, außerdem wurden ihre Fingerabdrücke am Tatort und massenhaft DNA-Spuren von ihr an den Opfern gefunden.«
»Was - und keine Videobänder?«
Charley zuckte die Achseln. Es hatte Gerüchte über Videos gegeben, aber trotz intensiver polizeilicher Suche waren keine gefunden worden. »Was wollen Sie damit andeuten? Glauben Sie, ich sollte es mir tatsächlich überlegen, sie zu treffen?«
»Auf gar keinen Fall.«
»Gut. Endlich mal was, worüber wir uns einig sind.«
»Aber Sie werden es trotzdem tun.«
»Was?«
»Sie haben mich schon verstanden.«
Charley riss ihm den Brief aus der Hand und stopfte ihn kopfschüttelnd in die Tasche. Selbstgefälliger Mistkerl, dachte sie. »Sie glauben, mich zu kennen, was?«
Die Leute glauben, sie kennen mich.
Sie irren.
»Nun, gut genug, um zu wissen, dass Sie angebissen haben.«
»Tatsächlich?«
Ich glaube sogar, dass wir viel gemeinsam haben.
»Wer hat wo angebissen?«, fragte Bram neben ihr, öffnete die Augen und stützte sich auf die Ellenbogen. Wenn er überrascht war, sich in einem fremden Zimmer mit seiner Schwester und dem Mann wiederzufinden, der ihn bewusstlos geschlagen hatte, ließ er es sich nicht anmerken. Er wirkte allenfalls ausgeruht und gelassen. »Hab ich dich eben von Jill Rohmer sprechen hören?«
»Nun, wurde auch Zeit, dass du aufwachst«, schimpfte Charley und unterdrückte den Impuls, ihn an den Schultern zu rütteln. Selbst mit einem Bluterguss auf der Wange war Bram der mit Abstand am besten Aussehende der vier Webb-Kinder, mit blasser Porzellanhaut, großen, leuchtend graublauen Augen und so dichten und langen Wimpern, dass sie wie angeklebt aussahen.
»Du weißt, dass ich mal mit ihrer Schwester ausgegangen bin«, sagte er beiläufig und nestelte mit seinen langen schmalen Fingern an seinem blauen Seidenhemd.
Charley spürte, dass ihre verbliebene Geduld sich rasch verbrauchte. »Wovon redest du?«
»Ich bin mit ihrer Schwester ausgegangen - wie hieß sie noch? Pamela?«
»Wovon redest du?«, fragte Charley noch einmal lauter.
»Ich bin mit …«
»Wann, Herrgott noch mal?«
»Ich weiß nicht. Vor ein paar Jahren. Kurz nachdem ich nach Florida gekommen bin. Wir hatten ein paar Kurse zusammen.«
»Warum hast du mir das nie erzählt?«
»Warum sollte ich? Wir waren bloß ein paarmal zusammen was trinken. Es hatte nichts zu bedeuten.«
»Du hast während des gesamten Prozesses kein Wort davon gesagt, dass du Jill Rohmer kanntest.«
»Ich kannte sie ja auch gar nicht. Ich kannte ihre Schwester. Warum reden wir überhaupt von Jill Rohmer?«
»Ich glaube, Ihr Bruder könnte einen Kaffee gebrauchen«, sagte Glen auf dem Weg zur
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