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Die Katze

Titel: Die Katze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding Kristian Lutze
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ich einen älteren Bruder und eine ältere Schwester, die nie Ärger mit der Polizei hatten. Ganz zu schweigen davon, dass ich immer sehr rücksichtsvoll war. Ich bin nicht mal auf eine Ameise getreten. Ich schwöre, wenn ich eine im Haus entdeckt habe, habe ich sie mit einem Stück Küchenpapier aufgehoben und behutsam ins Freie getragen. Wie kann ich mich da so grausiger Verbrechen gegen andere Menschen schuldig gemacht haben? Das ergibt doch gar keinen Sinn.
    Natürlich dachten anfangs alle, Gary wäre verantwortlich, er wäre der eigentliche Drahtzieher, der Kopf hinter dem Ganzen. Das war aber so nicht richtig. Gary hat das Pulver nämlich nicht erfunden, wie meine Mutter immer gesagt hat. Und obwohl ich es nur ungern zugebe, hatte sie recht. (Bitte verraten Sie ihr nicht, dass ich das gesagt habe.) Und auch wenn Gary zur Zeit der Morde offiziell mein Freund war, hatte ich schon etwas Neues angefangen. Manche Leute glauben bis heute, dass er etwas mit allem zu tun hatte. Sie können sich einfach nicht vorstellen, dass eine junge Frau die grässlichen Verbrechen, die man mir vorwirft, ganz allein begangen haben soll.

    Vielleicht haben diese Leute recht.
    Habe ich Ihre Neugier geweckt?
    Ich denke im Moment über alles Mögliche nach und fange an, alles in Frage zu stellen. Das Problem ist, dass ich nicht immer weiß, welche Fragen ich stellen muss. Das ist der Punkt, wo hoffentlich Sie ins Spiel kommen. Obwohl ich Ihre Kolumnen nicht mehr so oft zu lesen bekomme wie früher und meistens mit einiger Verspätung, bereiten sie mir immer noch Freude, und ich finde, Sie sind eine wundervolle Autorin. Sie haben eine Art, zur Wahrheit vorzudringen und sie deutlich und ohne Getue auszusprechen. Sie sind sensibel und mitfühlend, aber Sie lassen sich nicht verarschen. Sie stehen gerade für das, was Sie glauben, und haben keine Angst, eine unpopuläre Meinung zu vertreten. Selbst als Sie all diese unschmeichelhaften Dinge über mich geschrieben haben, habe ich Sie immer noch bewundert. Und dafür muss man schon ein unglaubliches Talent haben.
    Und ich habe eine unglaubliche Geschichte zu erzählen.
    Darauf will ich hinaus.
    Ich denke, es ist an der Zeit, meine Geschichte zu erzählen - die ganze Geschichte -, und ich glaube, Sie sind der einzige Mensch, der ihr gerecht werden kann. Genauer gesagt, wäre es eher eine Gemeinschaftsarbeit, bei der Sie und ich viel Zeit miteinander verbringen würden. Ich glaube, das wäre für Sie so unangenehm nicht. Ich bin wirklich nicht so, wie die Medien - Sie eingeschlossen - mich dargestellt haben. Ich bin nicht das Ungeheuer, über das Sie geschrieben haben. Trotz der schrecklichen Bänder, die bei meinem Prozess vorgespielt wurden, bin ich kein Monster.
    Die Leute glauben, sie kennen mich.
    Sie irren.
    Ich glaube sogar, dass wir viel gemeinsam haben. (Bitte seien Sie nicht böse, dass ich das sage.)
    Die Tatsachen: Wir sind beide attraktive junge Frauen. (Okay, Sie sind wunderschön!) Ja, ich bin erst zweiundzwanzig, aber
das ist auch nicht so viel jünger als Sie. Und wir haben beide Geschwister, obwohl Sie die Älteste sind und ich das Nesthäkchen. Wir sind beide blond und vollbusig. Und ich glaube, wir haben einen ähnlichen Männergeschmack. Offenbar stehen wir beide auf gut aussehende ältere Typen, die uns nicht unbedingt guttun. Wir mögen es, wenn unsere Männer stark sind und das Kommando übernehmen, reiben uns dann aber an den Einschränkungen, die sie uns auferlegen wollen. Ist das nicht der Grund, warum Sie nie geheiratet haben?
    Ich persönlich wollte immer heiraten. Ich träume von einer Märchenhochzeit mit allem Drum und Dran. Bevor all das geschehen ist, habe ich zum Üben immer meinen Treueschwur aufgeschrieben und mein Hochzeitskleid entworfen. Die Skizzen waren im ganzen Haus verteilt. Ich habe mir ein langes, weißes, schulterfreies, nicht zu tief ausgeschnittenes Kleid vorgestellt. Ich finde es ein bisschen billig, wenn eine Braut zu viel Busen zeigt, und wollte eher etwas im Stil von Vera Wang. Sie hat mich immer inspiriert, obwohl ich mir ihre Kleider nie werde leisten können. Das ist jetzt sowieso nur noch eine theoretische Frage, da das Pembroke Correctional keine Gefängnishochzeiten erlaubt. Außerdem gibt es hier drin nicht gerade viele Gelegenheiten, einen passenden Mann kennenzulernen. (Männer und Frauen sind getrennt untergebracht, obwohl wir manchmal Gelegenheiten finden zusammenzukommen. Hinter den Bücherregalen einer Gefängnisbücherei wird

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