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Die Katze

Titel: Die Katze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding Kristian Lutze
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Tür.
    »Nein, das ist nicht nötig«, protestierte Charley.
    »Eine Tasse Kaffee wäre wunderbar «, sagte Bram im selben Moment.
    »Ich bin sofort zurück«, sagte Glen und schloss die Tür hinter sich.
    »Was ist bloß mit dir los?«, zischte Charley ihren Bruder an.
    »Oha. Moment. Was hast du denn für ein Problem?« Bram fasste seinen Kopf mit beiden Händen, als wollte er verhindern, dass er abfiel.
    »Was ich für ein Problem habe? Du bist mein Problem«, gab Charley wütend zurück, bemüht ihre Stimme zu dämpfen. »Du bist so verdammt verantwortungslos.«
    »Bloß weil ich mich ein bisschen betrunken habe …«
    »Nicht nur ein bisschen, sondern total. Und weiß der Himmel, was du sonst noch genommen hast. Und dann wärst du in diesem Zustand auch noch Auto gefahren, wenn Glen dich nicht aufgehalten hätte.«
    Bram tastete behutsam über seine Wange. »Ja, ich kann mich vage erinnern.«
    »Kannst du dich auch noch vage daran erinnern, dass wir gestern verabredet waren?«
    »Musst du so laut reden?«
    »Meinst du, es macht mir Spaß, für nichts und wieder nichts nach Miami zu fahren? Meinst du, es macht mir Spaß, auf der Arbeit von irgendeinem Typen angerufen zu werden, den ich mal in der Zeitung beleidigt habe und der mir erklärt, er hätte meinen Bruder? Was hast du überhaupt hier zu suchen?«
    »Ich habe in deiner Kolumne über den Laden gelesen. Es klang interessant.«
    Nun fasste Charley sich an den Kopf. »Okay, das war’s. Der Regen lässt nach. Wir fahren nach Hause.« Sie packte den Arm
ihres Bruders und zerrte ihn auf die Füße. Er überragte sie wie ein hoher Baum.
    »Mein Kaffee«, protestierte er, als Charley ihn aus dem Büro Richtung Eingangstür schob. »Ich fahre hinter dir her«, sagte er auf dem Parkplatz.
    »Bist du sicher, dass du fahrtüchtig bist?«
    »Mir geht es gut«, versicherte Bram. »Ich bleibe direkt hinter dir.«
    »Versprochen?«
    Bram nickte stumm und zwängte seinen schlaksigen Körper in den winzigen MG.
    Aber als Charley an der South Country Road rechts abbog und in den Rückspiegel blickte, war er bereits verschwunden.

KAPITEL 5
    »Okay, das war’s. Ich mach das Spiel nicht mehr mit«, rief Charley und warf ihr Handy wieder in die Handtasche, als sie vom Old Dixie Highway abfuhr und sich durch das Straßenlabyrinth hinter dem Palm Beach Convention Center zu ihrem Haus schlängelte. Es war fast drei Uhr. Nach zahlreichen vergeblichen Versuchen, ihren Bruder zu erreichen, war sie zurück ins Büro gefahren, hatte dort sogar zu dem Trick gegriffen, ihn von diversen anderen Telefonen anzurufen, um seine Anruferkennung zu überlisten, aber er war weder an sein Festnetztelefon noch an sein Handy gegangen. Sie hatte mindestens ein halbes Dutzend Nachrichten hinterlassen. (»Bram, wo zum Teufel bist du? Hör auf, dich wie ein Idiot zu benehmen.«) Er hatte - kaum überraschend - keine von ihnen beantwortet. Er wollte offensichtlich nicht mit ihr sprechen.
    Und nach ein paar Stunden zielloser Recherche für ihre nächste Kolumne hatte sie beschlossen, Feierabend zu machen. »Wenn du dich betrinken, zusammenschlagen lassen, im Gefängnis landen willst oder Schlimmeres, ist das dein Problem, nicht meins«, erklärte sie jetzt und nickte sich zur Bekräftigung ihres Vorsatzes im Rückspiegel zu. »Ich werde dich jedenfalls nicht mehr retten. Ich werde deine geschundene Leiche in der Gerichtsmedizin nicht identifizieren. Soll Anne das machen«, sagte sie, als sie an der winzigen New York Street vorbeikam, die sie an ihre Schwester in ihrer mit Kissen voll gestopften New Yorker Wohnung erinnerte. »Vielleicht kann
sie es zwischen zwei Lesungen einschieben. Und vielleicht, nur vielleicht «, fuhr Charley fort, als sie in die New Jersey Street bog und wenig später in ihrer Einfahrt hielt, »kann ihre PR-Agentin das People -Magazin überreden, einen Fotografen mitzuschicken. Das wäre mal ein echter Knaller«, sagte sie, stellte den Motor ab und stieg aus ihrem Wagen. »Um Längen besser als diese ganze Brontë-Geschichte«, höhnte sie, als ihr das Gespräch mit ihrer Schwester wieder einfiel. »Verdammt noch mal. Was ist bloß los mit allen?«
    »Alles in Ordnung?«, fragte irgendjemand. Charley fuhr herum. Das Haus nebenan wurde aufwendig renoviert, und einer der Arbeiter musterte sie fragend von der Nachbareinfahrt. Er trug einen gelben Helm, ein weißes, nass geschwitztes T-Shirt, hatte die Hände in die schmalen Hüften gestemmt, und ein blau-grau kariertes Hemd

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