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Die Katzen von Ulthar

Die Katzen von Ulthar

Titel: Die Katzen von Ulthar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H.P. Lovecraft
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nur auf Köhlerhütten und die Lager derjenigen, die in den Hainen das Harz sammelten. Die Luft duftete balsamisch, und alle Magahvögel zwitscherten vergnügt, als sie ihr siebenfarbiges Gefieder in der Sonne strahlen ließen. Kurz vor Sonnenuntergang erreichte er ein neuerrichtetes Lager der Lavasammler, die mit prallgefüllten Säcken von den unteren Hängen des Ngranek zurückkehrten; und hier kampierte auch er, vernahm die Lieder 31
    und Geschichten der Männer und belauschte, was sie über einen Gefährten flüsterten, den sie verloren hatten. Er war hoch hinaufgeklettert, um an einen Brocken feinster Lava heranzukommen, und bei Einbruch der Nacht nicht zu seinen Kameraden zurückgekommen. Als sie ihn am nächsten Tag suchten, fanden sie nur seinen Turban, und auch unten zwischen den Klippen fehlte jedes Anzeichen dafür, daß er abgestürzt war. Sie forschten nicht weiter nach ihm, denn ein alter Mann aus ihrer Mitte meinte, es wäre zwecklos. Keiner würde je das finden, was die Dunkel−Dürren holten, obwohl diese Bestien selbst so zweifelhaft seien, daß sie fast schon fabulös wären. Carter erkundigte sich bei ihnen, ob Dunkel−Dürre Blut saugten, glitzernde Sachen liebten und Abdrücke von Schwimmfüßen hinterließen, aber alle schüttelten verneinend die Köpfe und schienen von seiner Nachforschung erschreckt. Als er merkte, wie wortkarg sie geworden waren, gab er es auf, weitere Fragen zu stellen und legte sich unter seiner Decke schlafen.
    Am nächsten Tag stand er mit den Lavasammlern auf und tauschte Abschiedswünsche mit ihnen, als sie nach Westen ritten, und er, auf einem Zebra, das er ihnen abkaufte, gen Osten. Die alten Männer erteilten ihm ihren Segen und ihre Ermahnungen und rieten ihm, besser nicht zu hoch auf den Ngranek zu klimmen, aber obwohl er sich herzlich bei ihnen bedankte, wurde er in seinem Entschluß doch kein bißchen wankelmütig. Denn er fühlte noch immer, daß er die Götter auf dem unbekannten Kadath finden und ihnen einen Weg zu jener bezaubernden und wunderbaren Stadt im Sonnenuntergang abgewinnen mußte. Nach einem ausgedehnten Ritt bergan gelangte er mittags zu mehreren verlassenen Ziegeldörfem der Hügelleute, die einst so dicht am Ngranek gelebt und aus seiner glatten Lava Figuren gebildet hatten. Bis in die Tage des Großvaters des alten Tavernenbesitzers hatten sie hier gewohnt, doch etwa um diese Zeit spürten sie, daß ihre Gegenwart unerwünscht war. Ihre Häuser waren sogar den Berghang hochgekrochen, und je höher hinauf sie bauten, desto mehr Leute vermißten sie wenn die Sonne aufging. Und endlich beschlossen sie, es wäre besser, überhaupt wegzuziehen, denn manchmal sah man im Dunkeln flüchtig Dinge, die keiner vorteilhaft auszulegen vermochte; deshalb zogen sie schließlich alle hinunter ans Meer und lebten in Bahama, wo sie ein sehr altes Viertel bewohnten und ihren Söhnen die überlieferte Kunst der Steinbildnerei lehrten, die sie bis auf den heutigen Tag ausüben. Von diesen Kindern der ausgewanderten Hügelleute hatte Carter bei seinen Streifzügen durch Bahamas alte Tavernen die besten Geschichten über den Ngranek gehört.
    Inzwischen ragte die gewaltige, kahle Flanke des Ngranek immer höher auf, je mehr sich ihr Carter näherte. Die unteren Abhänge waren spärlich von Bäumen bestanden, darüber wuchsen dürre Büsche, und dann erhob sich das bare, gräßliche Gestein gespenstisch in den Himmel, um sich mit Frost und Eis und ewigem Schnee zu mischen. Carter konnte die Ritzen und Schrunde im düsteren Fels erkennen, und die Aussicht, dort hinaufzusteigen, behagte ihm nicht.
    Mancherorts, traten solide Lavaströme hervor, und Schlackehaufen übersäten Hänge und Grate. Vor neunzig Äonen, ehe sogar die Götter noch auf seinem spitzen Gipfel tanzten, hatte dieser Berg mit Feuer gesprochen und mit den Stimmen des Erddonners geröhrt. Nun türmte er sich ganz stumm und sinister und trug auf seiner verborgenen Seite das geheime, titanische Bildnis, von dem Gerüchte erzählten. Und es gab in diesem Berg Höhlen, die leer und allein mit 32
    vorzeitlicher Finsternis sein mochten, oder vielleicht − wenn die Legenden der Wahrheit entsprachen − Schrecken von ungeahnten Ausmaßen bargen.
    Das Gelände stieg schräg zum Fuße des Ngranek an, dünn mit Zwergeichen und Eschen bewachsen und bestreut mit Felsgeröll, Lava, und altem Zinder.
    Neben den verkohlten Ascheresten zahlreicher Lagerplätze, an denen die Lavasammler zu rasten pflegten, standen

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