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Die Katzen von Ulthar

Die Katzen von Ulthar

Titel: Die Katzen von Ulthar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H.P. Lovecraft
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Dämmerung erreichte er das südliche Tor, und eine Wache in roter Robe hielt ihn so lange auf, bis er drei unglaubliche Träume erzählt hatte und sich somit als Träumer auswies, der würdig war, auf Thrans steilen, mysteriösen Straßen zu wandeln und die Bazare zu durchstreifen, wo die Waren der geschmückten Galeeren feilgeboten wurden. Dann betrat er diese unglaubliche Stadt;
    durch eine so dicke Mauer, daß das Tor ein Tunnel war, und danach über krumme und gewundene Wege, die sich tief und eng zwischen den himmelstürmenden Türmen schlängelten. Licht fiel aus vergitterten Balkonfenstem, und der Klang von Lauten und Pfeifen stahl sich zaghaft aus Innenhöfen, wo Marmorfontänen sprudelten. Carter kannte seinen Weg und steuerte durch dunklere Straßen zum Fluß hinunter, wo er in einer alten Hafentaveme die Kapitäne und Seemänner traf, die er aus Myriaden anderer Träume kannte. Hier buchte er seine Überfahrt nach Celephais auf einer großen, grünen Galione, und hier blieb er über die Nacht, nachdem er ernsthaft mit der ehrwürdigen Katze dieses Gasthofes gesprochen hatte, die vor einem enormen Herd verschlafen blinzelte und von alten Kriegen und vergessenen Göttern träumte.
    Am Morgen begab sich Carter an Bord der Galione, die nach Celephais segelte und saß im Bug, als die Leinen losgemacht wurden und die lange Fahrt hinunter zur Cerenäischen See begann. Auf Meilen glichen die Ufer denen des Flußoberlaufs vor Thran; ab und zu erhob sich auf den ferneren Hügeln rechterhand ein merkwürdiger Tempel und dann lag wieder ein verträumtes Städtchen mit steilen, roten Dächern und in der Sonne ausgelegten Netzen am Ufer. Eingedenk seiner Suche, befragte Carter alle Matrosen ausführlich über diejenigen, denen sie in den Tavernen von Celephais begegnet waren und erkundigte sich nach den Namen und Gewohnheiten der seltsamen Männer mit engen Augen, großen Ohrläppchen, schmalrückigen Nasen und spitzen Kinnen, die in dunklen Schiffen aus dem Norden kamen und ihr Onyx gegen die bearbeitete Jade, das gesponnene Gold und die kleinen, roten Singvögel von 48
    Celephais tauschten. Von diesen Männern wußten die Seeleute kaum etwas, außer daß sie nur selten sprachen und anderen eine gewisse Scheu einflößten.
    Ihre weitentfernte Heimat hieße Inquanok, und sie aufzusuchen seien nur wenige Leute gewillt, denn es wäre ein kaltes, dämmeriges Land, das dicht ans widrige Leng grenzen sollte, obwohl sich auf der Seite, wo Leng angeblich lag, hohe, unbezwingbare Berge türmten, so daß niemand sagen könne, ob das schlimme Plateau mit seinen entsetzlichen Steinsiedlungen und dem unnennbaren Kloster wirklich dort war, ober ob das Gerücht nur der Furcht entsprang, die ängstliche Leute nachts ergriff, wenn sich jene gräßlichen Grenzgipfel schwarz vor einem aufgehenden Mond abzeichneten. Gewiß, die Menschen erreichten Leng von den verschiedensten Ozeanen her. Über andere Grenzen Inquanoks war diesen Seeleuten nichts bekannt, und auch von der kalten Öde und dem unbekannten Kadath hatten sie nur in vagen, verworrenen Berichten gehört. Und von der wunderbaren Stadt im Sonnenuntergang, nach der Carter suchte, wußten sie überhaupt nichts. Deshalb fragte der Reisende nicht länger nach entlegenen Dingen, sondern wartete den Zeitpunkt ab, wo er mit jenen fremdartigen Männern aus dem kalten und zwielichtigen Inquanok selbst sprechen konnte, welche Nachkommen jener Götter sind, die ihre Züge am Ngranek einmeißelten.
    Spät am Tag erreichte die Galione die Flußschleifen, die die duftenden Dschungel von Kled durchziehen. Hier wäre Carter gern an Land gegangen, denn in diesen tropischen Dickichten schlafen, einsam und unzerstört, wundersame Elfenbeinpaläste, in denen einstens die sagenhaften Monarchen eines Landes lebten, dessen Name vergessen ist. Zauberformeln der Älteren bewahren diese Stätten vor Schaden und Zerfall, denn es steht geschrieben, daß sie eines Tages vielleicht wieder gebraucht werden; und Elefantenkarawanen haben sie von fern im Mondlicht schimmern sehen, doch niemand wagt sich ihnen weiter zu nahem, wegen der Wächter, denen sie ihre Unversehrtheit verdanken. Aber das Schiff flog weiter, und der anbrechende Abend dämpfte die Laute des Tages, und die ersten Sterne am Himmel blinkten den frühen Leuchtkäfern an den Ufern Antwort zu, als jener Dschungel weit hinter ihnen blieb und nur seinen Duft zur Erinnerung zurückließ, daß es ihn gegeben hatte.
    Und die ganze Nacht hindurch trieb

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