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Die Katzen von Ulthar

Die Katzen von Ulthar

Titel: Die Katzen von Ulthar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H.P. Lovecraft
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der Armee lagen. Deshalb zog Carter allein über die goldenen Felder, die sich geheimnisvoll entlang eines weidengesäumten Flusses dehnten, und die Katzen kehrten in den Wald zurück.
    Wohlbekannt waren dem Reisenden jene Gartenländer zwischen dem Wald und der Cerenäischen See, und vergnügt folgte er dem singenden Fluß Oukranos, der ihm den Weg wies. Die Sonne stieg höher über sanft gewellte Haine und Rasenflächen und kräftigte die Farben der abertausend Blumen, die jede Hügelkuppe und waldige Schlucht schmückten. Ein segensreicher Dunst deckt dies ganze Gebiet, worin die Sonne ein klein wenig mehr scheint als anderswo, und wo die schwirrende Sommermusik von Vögeln und Bienen ein klein wenig lauter erklingt; und deshalb schreiten die Menschen hier hindurch wie durch ein Feenreich und empfinden größere Freude und Verwunderung als sie sich später erinnern können. Mittags gelangte Carter zu den Jaspisterrassen von Kiran, die zum Flußufer hin abfallen und jenen lieblichen Tempel tragen, zu dem der König von Ilek−Vad aus seinem fernen Reich am Dämmermeer einmal im Jahr in einem goldenen Palankin kommt, um zum Gott des Oukranos zu beten, der für ihn in seiner Jugend sang, als er in einem Landhaus an seinen Ufern lebte.
    Ganz aus Jaspis ist dieser Tempel, und er nimmt einen Morgen Land ein, mit seinen Mauern und Höfen und sieben Zinnentürmen und dem inneren Schrein, wo der Fluß durchverborgene Kanäle eintritt, und der Gott süß in der Nacht singt. Viele Male hört der Mond sonderbare Musik, wenn er auf jene Höfe und Terrassen und Zinnen scheint, doch ob diese Musik das Lied des Gottes ist oder der Gesang der kryptischen Priester, weiß nur der König von Ilek−Vad allein; denn nur er hat den Tempel betreten und die Priester gesehen. Jetzt, in der Trägheit des Tages, schwieg das gemeißelte und delikate Heiligtum, und Carter vernahm nur das Murmeln des großen Stromes und das Vogelgezwitscher und Bienengesumm, als er unter der verzauberten Sonne ausschritt.
    Den Nachmittag hindurch wanderte der Pilger über duftende Auen und im Schutz lieblicher, flußwärts gelegener Hügel, auf denen friedvolle, strohgedeckte Cottages und die aus Jaspis oder Chrysoberyll gefertigten Schreine liebenswürdiger Götter standen. Manchmal lief er dicht am Ufer des Oukranos und pfiff den munteren und irisierenden Fischen des kristallenen Flusses zu, und andere Male blieb er inmitten der wispernden Binsen stehen und blickte zum großen, schwarzen Wald auf der anderen Seite hinüber, dessen Bäume bis ans Flußufer wuchsen. In früheren Träumen hatte er wunderliche, schwerfällige Buopoths scheu aus dem Wald treten sehen um zu trinken, aber jetzt entdeckte er nicht einen einzigen. Einmal hielt er inne, um einen fleischfressenden Fisch zu beobachten, der einen fischenden Vogel fing, indem er ihn mit seinen in der Sonne glänzenden Schuppen aufs Wasser hinaus lockte, und dann mit seinem enormen Maul am Schnabel packte, als der geflügelte Jäger auf ihn herabstoßen wollte.
    Gegen Abend erklomm er eine flache, grasbewachsene Erhebung und sah vor sich, flammend im Sonnenuntergang, die tausend vergoldeten Turmspitzen von 47
    Thran. Unvorstellbar luftig streben die Alabasterwälle dieser unglaublichen Stadt auf; sie neigen sich gegen die Mauerkrone zu schräg nach innen und sind aus einem Guß geformt, doch wie weiß kein Mensch, denn sie sind älter als die Erinnerung. Aber so luftig sie mit ihren hundert Toren und zweihundert Türmchen auch sind, die Turmgruppen im Inneren, schneeweiß unter ihren goldenen Helmen, sind noch luftiger; und die Menschen in der umliegenden Ebene sehen sie gen Himmel schießen, manchmal leuchtend klar, manchmal die Spitzen in Wolken− und Nebelgewirr und manchmal weiter unten von Wolken umlagert, die höchsten Zinnen frei über dem Dunststrahlend. Und wo sich Thrans Tore zum Fluß öffnen, liegen große Marmorkais, an denen geschmückte Galionen aus Zedern−und Kalamanderholz ruhig vor Anker schaukeln und fremdartige, bärtige Seeleute auf Fässern und Ballen mit den Hieroglyphen ferner Länder sitzen. Landeinwärts, hinter den Mauern, erstreckt sich das Farmland, wo kleine weiße Cottages zwischen flachen Hügeln träumen und sich enge Straßen mit vielen Steinbrücken anmutig zwischen Flüssen und Gärten winden.
    Durch dies grünende Land schritt Carter am Abend und sah wie das Zwielicht vom Strom zu den wundervollen, goldenen Turmspitzen Thrans hochflutete.
    Und genau zur Stunde der

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