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Die Katzen von Ulthar

Die Katzen von Ulthar

Titel: Die Katzen von Ulthar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H.P. Lovecraft
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Rauchschwaden aus den Dreifüßen, die, verwegen mit Brennmaterial überhäuft, der Wartung des geräuschlos huschenden und zunehmend nervöseren alten Negers immer weniger zu bedürfen schienen.
    Da war zunächst einmal Etienne de Marigny selbst − schlank, dunkel, elegant, mit Schnurrbart und noch jung. Aspinwall, der Repräsentant der Erben, war weißhaarig, apoplektischen Gesichts, backenbärtig und wohlbeleibt. Phillips, der Mystiker aus Providence, war hager, grau, langnasig, glattrasiert und krummschultrig. Der vierte Mann war unbestimmbaren Alters −dürr, mit einem dunklen, bärtigen, eigentümlich unbeweglichen Gesicht von sehr regelmäßigen Konturen; er trug den Turban eines einer hohen Kaste angehörenden Brahmanen, und seine nachtschwarzen, brennenden, fast irislosen Augen schienen aus einer gewaltigen Entfernung hinter seinen Zügen hervorzustarren.
    Er hatte sich als Swami Chandraputra, Adept aus Benares, mit wichtigen Informationen angekündigt; und sowohl de Marigny, wie auch Phillips − die mit ihm korrespondiert hatten −hauen rasch die Echtheit seiner mystischen Behauptungen erkannt. Seine Sprache besaß einen befremdlich gepreßten, hohlen, metallischen Klang, so als ob der Gebrauch des Englischen seine Sprechorgane belaste; trotzdem war seine Rede so flüssig , korrekt und idiomatisch wie die eines gebürtigen Angelsachsen. In seiner generellen Erscheinung glich er dem Durchschnittseuropäer, doch sein schlotternder Anzug stand ihm absonderlich schlecht, wohingegen ihm sein buschiger, schwarzer Bart, der orientalische Turban und die großen weißen Handschuhe einen Hauch exotischer Exzentrizität verliehen. De Marigny, der das in Carters Wagen aufgefundene Pergament in Händen hielt, sprach gerade. »Nein, ich habe mit dem Pergament nichts anfangen können. Mr. Phillips hier, gibt ebenfalls auf. Colonel Churchward versichert, daß es nicht das Nacaal−Idiom ist und der Hieroglyphenschrift auf jener Kriegskeule von der Osterinsel keineswegs gleicht. Die Schnitzereien auf dem Kasten jedoch erinnern auffallend an Bildnisse von der Osterinsel. Am ehesten erinnern mich die Zeichen auf diesem Pergament − beachten Sie einmal, wie alle Buchstaben von horizontalen Wortbalken herabzuhängen scheinen − noch an die Schrift in einem Buch, das der arme Harley Warren einst besaß. Es erreichte ihn aus Indien, während eines Besuches, den ihm Carter und ich 1919 abstatteten, und er wollte uns nie etwas darüber erzählen − sagte, es wäre besser, wir wüßten nichts, und deutete femer an, daß es ursprünglich von einem anderen Ort als der 107
    Erde stammen mochte. Er nahm es mit, als er im Dezember in die Gruft jenes alten Friedhofs hinabstieg − doch weder er noch das Buch gelangten je wieder an die Oberfläche. Vor geraumer Zeit schickte ich unserem Freund hier −
    Swami Chandraputra − eine Gedächtnisskizze von einigen dieser Buchstaben und gleichfalls eine Lichtpause des Carter−schen Pergaments. Er glaubt nun, nach gewissen Befragungen und Konsultationen, in der Lage zu sein, Licht in die Sache zu bringen.
    Nun zum Schlüssel − davon sandte mir Carter eine Photographie zu. Seine wunderlichen Arabesken waren keine Buchstaben, scheinen aber demselben Kulturkreis zu entstammen, wie das Pergament. Carter sprach laufend davon, kurz vor des Rätsels Lösung zu stehen, obwohl er nie über Einzelheiten berichtete. Einmal geriet er über die ganze Angelegenheit fast ins Schwärmen.
    Dieser antike Silberschlüssel, sagte er, würde die aufeinanderfolgenden Türen aufsperren, die unseren freien Zugang durch die mächtigen Korridore von Zeit und Raum hin zu jener letzten Grenze behindern, welche kein Mensch überschritten habe, seit Shaddad mit seinem entsetzlichen Genie im Sand von Arabia Peträa die ungeheueren Dome und zahllosen Minarette des tausendsäuligen Irem erbaute und verbarg. Halbverhungerte Derwische −
    schrieb Carter − und vom Durst in den Wahnsinn getriebene Nomaden seien zurückgekehrt, um von jenem monumentalen Portal zu berichten und von der Hand, die über dem Schlußstein des Bogens gemeißelt wäre, doch niemand sei hindurchgeschritten und denselben Weg wieder zurückgegangen, um zu erzählen, daß seine Fußspuren auf dem granatbestreuten Sand jenseits von seinem Besuch zeugten. Der Schlüssel, so vermutete er, wäre derjenige, nach dem die zyklopische Hand vergeblich fasse.
    Warum Carter nur den Schlüssel und nicht auch das Pergament mitnahm, entzieht sich unserer

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