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Die Kaufmannstochter von Lübeck

Die Kaufmannstochter von Lübeck

Titel: Die Kaufmannstochter von Lübeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conny Walden
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werden konnten und jetzt im städtischen Kerker sitzen – zusammen mit hundertzwanzig weiteren Geiseln, für die Lübeck wohl bei den Friedensverhandlungen ein ordentliches Lösegeld bekommen wird.«
    »Ja, davon haben wir gehört«, sagte Emmerhart kühl. Aus irgendeinem Grund war er davon gar nicht begeistert.
    »Allerdings wird noch mehr vom Tod unseres Bürgermeisters geredet«, ergänzte Endreß Frixlin.
    »Ja, anscheinend ist es einem feindlichen Meuchelmörder gelungen, ihn zu töten«, bestätigte Herward. »Und zwar noch am Vorabend des letzten Angriffs.«
    »Und doch gilt Brun Warendorp jetzt als großer Held der Hanse«, stellte Auke Carstens fest. »Dass er seinen größten Sieg nicht mehr erlebte, gibt ihm die Größe eines tragischen Helden. Die Leute auf der Straße vergleichen ihn schon mit König Artus.«
    »Es soll eine Straße nach ihm benannt werden«, ergänzte Endreß Frixlin. »Jedenfalls ist das der Plan einer nicht gerade kleinen Gruppe von Ratsherren. Und ich wette, irgendwann gibt es ein Standbild von ihm.« Endreß machte eine wegwerfende Handbewegung. »Wir wollten ihn stürzen – und nicht noch mehr erhöhen!«
    »Jo, so is dat nun mal«, sagte Auke im breitesten Platt, das man sich denken konnte. »Der Wind hat sich gedreht, und wir müssen mit ihm segeln. Das war schon immer so, und das wird immer so bleiben.«
    »Ich nehme an, Helsingborg wird in den Besitz Lübecks gehen«, wechselte Herward das Thema.
    »Damit ist zu rechnen«, meinte Endreß. »Zumindest für eine gewisse Zeit. Vielleicht für ein paar Jahrzehnte. Man wird sich die Rückgabe dann teuer bezahlen lassen und in der Zwischenzeit den Sundzoll nach Lübeck anstatt nach Roskilde fließen lassen. Es wird unter den Ratsherren bereits darüber gesprochen.«
    »Ich kann doch hoffen, dass meine Privilegien und Besitzstände …«
    »Ihr könnt ganz unbesorgt sein, werter Herward«, mischte sich nun Bruder Emmerhart ein, der bisher ungewöhnlich schweigsam gewesen war.
    Herward erhob sich. »Dann bin ich ja erleichtert«, sagte er. »Die Herren mögen mich entschuldigen. Es gibt noch Dringendes zu erledigen, was keinen Aufschub duldet.«
    »Geht mit Gott«, sagte Bruder Emmerhart.
    Der Kölner verneigte sich leicht und verließ das Gasthaus.
    »Glaubt Ihr, dass wir das Richtige tun?«, fragte Auke Carstens dann.
    »Wir haben keine andere Wahl«, behauptete Bruder Emmerhart. »Herward von Ranneberg könnte für uns alle zu einer Gefahr werden, wenn unsere Verbindung zu ihm offenbar wird und man vielleicht sogar feststellt, dass er unseren Bürgermeister umgebracht hat.«
    »Einen Freibrief aus Roskilde hatte er ja dazu«, bestätigte Auke.
    »Dann gehe ich davon aus, dass Herward den Dolch führte, der Lübecks neuen Helden traf und um das Erlebnis seines Sieges brachte. So wie er ja auch bei Pieter van Brugsma dem Jüngeren keinerlei Skrupel hatte, als es darauf ankam.«
    »Ein Grund, warum er so nützlich war«, nickte Auke.
    »Und jetzt ein Grund, weshalb er aus dem Weg geschafft werden muss«, äußerte sich Endreß.
    Emmerhart wandte den Blick in Endreß’ Richtung. »Ich hoffe nur, dass Ihr den richtigen Mann dafür ausgesucht habt. Davon hängt vieles ab!«
    »Er kommt aus Hamburg. Hier kennt ihn niemand.«
    »Das ist gut.«
    »Und er weiß, wie man den Dolch führt. Vor Jahren, als ich mal hohe Schulden bei einem Frauenwirt hatte, hat er mir schon einmal geholfen. Man kann sich auf ihn verlassen.«
    Das Lächeln kehrte in Bruder Emmerharts Gesicht zurück. »Dann kann man ja die Hoffnung haben, dass sich alles zu unseren Gunsten wendet und wir glimpflich davonkommen.«
    »Jetzt müsst Ihr nur noch Euer Problem lösen, damit es nicht zu unserem wird«, sagte Endreß nach einer kurzen Pause; seine Worte hatten einen Unterton, den empfindsamere Menschen als Bruder Emmerhart sicherlich als Drohung wahrgenommen hätten. »Man hört, dass Ihr Euch das Vermögen der von Dörens gewissermaßen angeeignet und dazu benutzt habt, aus der Katastrophe mit Eurem Marzipangeschäft herauszukommen …«
    »Treuhänderisch verwaltet – nicht angeeignet«, korrigierte Emmerhart. »Und im Übrigen: Was kann ich dafür, dass sich dieser falsche Venezianer plötzlich für einen sündhaft hohen Betrag vom Lauenburger Herrscher abwerben lässt, nachdem der in meiner Apotheke etwas von der süßen Medizin gekostet hat! Bei Nacht und Nebel hat sich der Betrüger davongestohlen und außerdem noch den Großteil der teuren Zutaten und der

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