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Die Kaufmannstochter von Lübeck

Die Kaufmannstochter von Lübeck

Titel: Die Kaufmannstochter von Lübeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conny Walden
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ihm eine Kupfermünze zu. »Pass auf mein Pferd auf, Zwerg!«, forderte er.
    »Sehr wohl, Herr!«
    Dann wandte sich Herward noch einmal zu Frederik um. »Was macht Ihr in Köln?«
    »Ich bin mit Gustav Bjarnesson, dem Gesandten des Königs von Schweden, hier.«
    »Seit wann?«
    »Vorgestern haben wir Köln erreicht. Die Reise aus dem Norden war langwierig und schwierig. Und welchen Ritt habt Ihr hinter Euch?«
    »Das erfahrt Ihr ein anderes Mal«, sagte Herward. Er wandte sich in Richtung des Doms und ging mit energischen Schritten voran. Dort stand Johanna. Wie lange sie bereits dort war und wie viel sie von dem Gespräch zwischen Frederik und Herward mitbekommen hatte, wusste keiner der beiden Männer. Herward bedachte Johanna nur mit einem kurzen Blick und ging dann an ihr vorbei.
    »Wer war der Mann, mit dem Ihr Euch gerade unterhalten habt?«, fragte Johanna, als sie wenig später Frederik erreicht hatte. »Sein Gesicht kam mir irgendwie bekannt vor.«
    »Das war Herward von Ranneberg«, erklärte Frederik. »Ein einflussreicher Bürger aus Köln und jemand, dessen Familie wohl ebenfalls viel durch Waldemars letzten Krieg verloren hat. Er hat früher Schafwolle in Schonen und in Blekinge eingekauft, unter anderem auch von den Ländereien unserer Familie. Deswegen hatte er mit meinem Vater zu tun.«
    »Herward von Ranneberg?«, entfuhr es Johanna.
    Herwards Pferd wieherte, und der Zwerg, der es bei den Zügeln hielt, hatte Mühe, es ruhig zu halten.
    »Ihr braucht den Namen nicht gleich so laut zu schreien, dass das Pferd des edlen Herrn erschrickt«, meinte Frederik.
    Da das Tier immer noch unruhig war, ging Frederik auf es zu und fasste es bei den Nüstern, wodurch es sich schnell beruhigte.
    »Danke, Herr«, sagte der Zwerg.
    Frederik betrachtete stirnrunzelnd das Tier, strich ihm über das Fell. »Da sind ein paar kleinere Verletzungen und ein frisch verschorfter Ritz. Herward scheint geradewegs einer Schlacht entkommen zu sein. Ich kenne solche Verletzungen bei Pferden.«
    »Herward von Ranneberg ist einer der Männer, die Pieter van Brugsma auf seiner Mission begleitetet haben«, mischte sich Johanna ein. »Wir warten jeden Tag auf seine Ankunft und darauf, dass die Hochzeit mit meiner Schwester stattfinden kann.«
    »Von der Mission des Pieter van Brugsma haben wir bei den Beratungen des Hansetages gehört«, gab Frederik zurück, während er das Pferd noch etwas eingehender untersuchte und weitere frisch verheilte Wunden fand. Nichts, was in irgendeiner Weise lebensbedrohlich für das Tier gewesen wäre oder auch nur seine Einsatzfähigkeit gefährdet hätte, aber sicher schmerzhaft genug, die Schreckhaftigkeit des Tieres zu begründen.
    »Es wundert mich, dass Herward von Ranneberg allein nach Köln zurückgekehrt ist«, meinte Johanna. »Ich muss ihn unbedingt danach fragen.«
    Sie drehte sich um und ging zurück zum Dom.
    Frederik folgte ihr. »Das interessiert mich ebenfalls.«
    »Seid Ihr Euch sicher, dass Ihr mir wirklich aus diesem Grund folgt?«
    »Nun, daraus, dass Eure Gesellschaft mir angenehm ist, habe ich ja nie einen Hehl gemacht, Johanna.«
    »Tut mir nur den einen Gefallen und verführt mich nicht noch einmal zwischen den Mauern dieses heiligen Hauses!«
    »Jeder andere Ort wäre mir ebenfalls recht«, gab Frederik zurück.
    Als sie wieder im Dom waren, sahen sie sich in der Weite des Gewölbes nach Herward von Ranneberg um, doch er war nirgends zu sehen.
    »Er muss hier sein«, meinte Johanna.
    »Ihn laut zu rufen wäre wohl kaum angemessen«, gab Frederik zu bedenken. »Möglicherweise ist er hier, um zu beichten, und spricht gerade mit einem Priester über die Sünde, die er während seiner Reise beging.«
    »Solltet Ihr ein ähnliches Bedürfnis haben – nur zu, Frederik.«
    »Habt Ihr Eure Sünden der letzten Zeit denn schon gebeichtet?«
    Johanna ließ diese Frage unbeantwortet. Stattdessen sagte sie: »Ich erinnere mich jetzt, wo ich Herward schon einmal gesehen habe. Er muss auf der Durchreise aus dem Norden im Haus meines Vaters in Lübeck gewesen sein. Ich war damals erst zehn.«
    »Er wird Euch nach der langen Zeit kaum wiedererkannt haben!«
    »Wie viele, die das Haus meines Vaters besuchten, wurde ich ihm als das Kind vorgestellt, das die Pest überlebt hat. So etwas will jeder mit eigenen Augen sehen. Aber Ihr habt recht, ich war noch ein Kind und habe mich gewiss in dieser Zeit stark verändert.«
    »Es wird sicher eine gute Erklärung dafür geben, dass Herward ohne

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