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Die Kaufmannstochter von Lübeck

Die Kaufmannstochter von Lübeck

Titel: Die Kaufmannstochter von Lübeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conny Walden
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Pieter van Brugsma zurückgekehrt ist«, glaubte Frederik.
    »Vielleicht ist Pieter noch in einer der Städte, deren Unterstützung strittig ist, zurückgeblieben, um doch noch etwas zu unseren Gunsten zu erreichen, und Herward ist vorausgeritten, um zu berichten, wie die Dinge stehen.«
    »So könnte es sein. Aber darüber wird er sicherlich einen Bericht abgeben – spätestens morgen, wenn wir uns alle wieder im Rathaus treffen.«
    »Trotzdem wundert es mich.«
    »Was?«
    »Dass Pieter seine eigene Hochzeit offenbar nicht ganz so wichtig zu sein scheint.«
    »Darum wird es wichtige Gründe dafür geben, dass Herward allein zurückgekehrt ist. Nur werdet Ihr diese hier und heute nicht mehr erfahren, denn von Herward ist hier nirgends eine Spur. Und ich bin mir nicht sicher, ob Ihr darauf Wert legt, diesen Pater Martinus danach zu fragen, wo sich zwischen all den Säulen, Nebenräumen, Sakristeien, Chören, Türmen oder sonst wo in diesem unendlich großen Gemäuer ein gewisser Herward von Ranneberg verborgen halten könnte!«
    Johanna sah ihn an. »Ihr habt recht«, bekannte sie dann.
    »Und wenn Herward von Ranneberg Eurem zukünftigen Schwager und damit Eurer ganzen Familie tatsächlich so nahesteht, wie Ihr meint, dann wird Euer Vater ganz sicher zu den Ersten gehören, die über die neuen Entwicklungen unterrichtet werden.«
    Johanna seufzte. »Auch das leuchtet mir ein.«
    »Euch gegenüber dürfte sich Herward allerdings wohl kaum offenbaren, auch wenn Ihr ihn jetzt zur Rede stellt. Schließlich seid Ihr für ihn nur das Kind von Moritz von Dören.«
    »So mag es wohl sein.«
    »So werden wir hier nichts erfahren.«
    Ein Mönch stand im Schatten einer Säule. Wie lange er dort schon wartete und sie beide anstarrte, konnte Johanna nicht sagen. Sie hatte ihn zuvor nicht bemerkt.
    »Wir sollten jetzt gehen«, flüsterte Johanna kaum hörbar. Der starre Blick des Mönchs sorgte für ein unbehagliches Gefühl in der Magengegend.
    Als sie wieder ins Freie traten, passte der Zwerg noch immer treu und zuverlässig auf Herwards Pferd auf.
    Frederik wollte sich noch einmal die Wunden des Tieres ansehen, aber der Zwerg trat ihm energisch entgegen, als der Schwede auf das Pferd zutrat.
    »Niemand nähert sich diesem Pferd! Auch Ihr nicht! Oder Ihr bekommt es mit mir zu tun!«
    »Du nimmst deinen Auftrag ja ziemlich ernst«, staunte Frederik, der mit diesem Widerstand nicht gerechnet hatte.
    »Ich würde Euch nicht anraten, mich auf die Probe zu stellen. Jeder weiß, dass Rumold der Zwerg sein Wort hält.«
    »Daran will auch niemand zweifeln«, versuchte Frederik, ihn zu beschwichtigen. »Ich verstehe nur auch einiges von Pferden, und ich sehe da ein paar Wunden am Leib dieses Tieres, die …«
    »Zurück!«, warnte der Zwerg noch einmal. Während er die Zügel des Pferdes mit der Linken hielt, zog er ein Messer unter der Kleidung hervor.
    Frederik hob die Hände.
    »Ich würde es nicht wagen, Streit mit dir anzufangen«, sagte er.
    »Und das würde ich Euch auch nicht raten!«, gab der Zwerg grimmig zurück.
    Frederik und Johanna gingen weiter. »Eigentlich hätte er sich doch daran erinnern müssen, dass ich mich mit Herward unterhalten und anschließend das Pferd beruhigt habe«, meinte Frederik.
    »Das würde wohl keine Rolle spielen.«
    »Ach, nein?«
    »Ich bin schon etwas länger hier in Köln als Ihr.«
    »Das mag sein.«
    »Und Rumold der Zwerg ist bekannt dafür, die Pferde und anderes, worauf er gegen bare Münze aufpasst, so kompromisslos zu verteidigen, dass besser niemand versuchen sollte, sich daran zu vergreifen.«
    »Wie man sieht, kennt Ihr die Verhältnisse hier in Köln anscheinend wirklich sehr viel besser als ich.«
    »Was hat Euch so an diesem Gaul interessiert, Frederik?«
    »Ich glaube, dass es einen Kampf hinter sich hatte. Vielleicht sogar mehrere, denn da waren, glaube ich, auch noch ältere Narben.«
    »Was wollt Ihr damit sagen?«
    Frederik hob die Schultern. »Nichts. Ich sage Euch nur, was ich gesehen habe. Herward scheint einen ereignisreichen Ritt hinter sich zu haben …«
    »Oder er hat einfach irgendeinem Kriegsknecht oder Söldner das Pferd abgekauft. Schließlich wäre es nicht ungewöhnlich, auf ausgedehnten Reisen, wie Herward sie zweifellos hinter sich hat, mal das Pferd zu wechseln. Und wie ich aus eigener Erfahrung durch unsere Reise von Lübeck hierher nach Köln weiß, kann man da nicht immer wählerisch sein.«
    »Das wäre natürlich auch eine Erklärung«, gab Frederik

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