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Die Kaufmannstochter von Lübeck

Die Kaufmannstochter von Lübeck

Titel: Die Kaufmannstochter von Lübeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conny Walden
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näher herangekommen war und sich ebenfalls Sorgen machte.
    »Nein, bestimmt nicht. Das wären hinausgeschmissene Taler. Und davon abgesehen geht es mir jetzt auch wieder gut.« Moritz von Dören atmete tief durch und rang dabei regelrecht nach Luft. Aber dann entspannten sich seine Gesichtszüge wieder, und es gab keinen Grund, an seinen Worten zu zweifeln.
    In der ersten Nacht, die Johanna wieder in ihrem eigenen Bett verbrachte, schlief sie wie ein Stein. Traumlos und so dumpf, dass sie später dachte: So muss es sein, wenn man niemals geboren worden ist.
    Als sie dann aufstand und ein schlichtes Kleid anlegte, dachte sie an Frederik und fragte sich, wie es ihm in der Zwischenzeit wohl ergangen sein mochte. Hatte er wohlbehalten die schwedische Küste erreicht? Oder zumindest einen sicheren Hafen wie zum Beispiel Visby auf Gotland?
    So schnell werde ich wohl nichts mehr von ihm hören , wurde es Johanna klar. Aber ganz gleich, was auch geschehen mag und ob uns unsere Lebenswege jemals wieder zusammenführen werden, so werden wir doch auf gewisse Weise immer zusammen sein.
    Frederiks Gesicht, der Blick seiner Augen, der Klang seiner Stimme – all das begleitete Johanna in jedem Augenblick. Manchmal war der Gedanke daran, dass sie so weit voneinander getrennt waren, für sie geradezu körperlich schmerzhaft. In anderen Momenten überwog hingegen die Freude darüber, dass sie sich überhaupt begegnet waren und sie die Erinnerung in ihrem Herzen bewahren und sich daran erfreuen konnte, wann immer sie wollte.
    Alles, was sie in Köln zusammen mit Frederik erlebt hatte, erschien ihr im Rückblick jedoch fast so irrreal wie ein schöner Traum. Ein Traum, der irgendwann zerrann und sich in nichts auflöste, sodass man sich kaum noch an mehr zu erinnern vermochte als an ein angenehmes Gefühl und ein glückliches Erwachen. Genauso, befürchtete Johanna, würde es ihr vielleicht auch mit ihrer Liebe zu Frederik ergehen. Und so war sie abermals unsicher darüber, welchen Weg sie in Zukunft einschlagen sollte.
    Vielleicht sollte ich mein Leben doch Gott widmen, ging es ihr durch den Kopf. Sie kniete sich auf ihre Gebetsbank und sprach zu Gott. Herr, gib mir ein Zeichen! Ein Zeichen, das mir den Weg weist, der für mich der richtige ist, denn ich bin zu verwirrt, um es selbst zu wissen!
    Aber der Herr blieb stumm. Oder er hatte ihr längst ein Zeichen gegeben, und sie hatte es nur nicht sehen wollen, in ihrer ganzen Verblendung. Der Rausch dessen, was sie mit Frederik erlebt hatte, hatte sicher nicht zur Schärfung ihrer Gedanken beigetragen, wie sie zugeben musste.
    Schließlich erhob sie sich. Die Zukunft erschien ihr ungewisser denn je.
    Als Johanna an diesem Morgen die Treppe zur Eingangshalle des von Dören’schen Hauses hinunterging, sah sie, dass dort Wolfgang Prebendonk wartete. Ein wohlgeschnürtes Bündel lag auf dem Boden, und der hochangesehene Schreiber des Hauses hatte ein warmes Wams und einen Mantel angelegt, als wollte er sich auf Reisen begeben. Eine innere Unruhe trieb ihn dazu, immer wieder auf und ab zu gehen.
    Aus einer der Türen, die zu den Nebenräumen führten, kam jetzt Jeremias hervor, der schon etwas in die Jahre gekommene Hausdiener, dessen graues Haar die Angewohnheit hatte, wirr in der Gegend herumzustehen und sich mitunter wie von Geisterhand geführt selbst zu bewegen. Als Kind hatte Johanna immer gerätselt, ob es die Macht des Heiligen Geistes, die Magie des Teufels oder vielleicht die besondere Natur der Haare selbst sein mochte, die dies bewirkte. Darauf hatte ihr niemand eine zufriedenstellende Antwort gegeben – bis zu jenem Tag, als Bruder Emmerhart ihr etwas für sie damals Unfassbares gezeigt hatte. Er hatte seinen Rosenkranz genommen, der aus puren, geschliffenen Bernsteinen gefertigt war, und einen dieser Steine hatte er dann an einem der Ärmelsäume aus Pelz gerieben, mit denen Johannas damaliges Sonntagskleid verziert war. Daraufhin hatten sich die Haare des Pelzes auf ganz ähnliche Weise in Bewegung gesetzt, wie es mit den Haaren des Hausdieners immer wieder geschah.
    »In den Haaren eures Hausdieners Jeremias ist eine ähnliche Kraft wie im Bernstein. Es ist weder der Teufel noch der Heilige Geist, wie ich dir versichern kann. Sondern eine Kraft, die in den Dingen selbst steckt.«
    »Dann gibt es Kräfte, die Gott nicht beherrscht?«, hatte sich Johanna gewundert und war gleichzeitig über die Kühnheit ihrer eigenen Schlussfolgerung verwundert, die doch alles in Frage zu

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